Body & Mind
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Meditation – meine erste Begegnung

Da Yoga meine neue Liebe und Monogamie ja irgendwie von gestern ist, habe ich es gewagt und mich für einen Meditationskurs angemeldet. Jeden späten Montagabend heißt es ab jetzt: rauf auf’s Sitzkissen, Augen zu und Schnauze halten! Wer mich kennt, weiß, das ist nicht ganz so einfach. Ich war fast schon ein bisschen aufgeregt beim ersten Mal, ganz wie bei einem Date. Nur mit dem Unterschied, das man nix sagen muss. Und in einer abgewetzten Leggins mit Socken und ungewaschenen Haaren Platz nehmen darf.

Gut, vorstellen musste ich mit den sechs anderen Teilnehmern schon, aber so eine Meditations-Vorstellungsrunde muss nicht wie bei den Anonymen Alkohlikern das eigentlich Problem direkt offenbaren: „Hallo, ich bin Amy, ich arbeite zu viel, bin völlig gestresst, meine Nackenschmerzen sind unerträglich und ich beiße nachts die Zähne so stark zusammen als läge ein ganzer Baumstamm dazwischen. Ruhig entspannen kann ich nur, wenn ich am Abend zuvor getrunken habe, darum bin ich hier.“ Stattdessen reichte ein knappes: „Hallo, ich bin Amy, mache schon etwas länger Yoga, habe noch keine Meditationsvorerfahrung und freue mich auf den Kurs.“ Ich finde den Kahn habe ich schon mal ganz gut in den Meditationshafen geschippert.

Ja, und dann ging sie auch schon los die erste Stunde. Ganze 60 Minuten Meditation. Im Meditationssitz auf einem Kissen mit den Händen auf den Oberschenkeln und geschlossenen Augen. Hauptproblem in der ersten Stunde sind meine Beine und Füße, die nicht im Sitz bleiben wollen. Obwohl ich eigentlich im Yoga gut verdrehbar bin, habe ich das Gefühl nicht fünf Minuten so verharren zu können. Ich lausche der beruhigenden Stimme der Lehrerin. Der rechte Fuß schläft ein, links juckt es mich am Zeh. Das soll man ignorieren. „Aaaaaalter“, schreie ich nach innen. Da antwortet bloß keiner. Ich merke, dass es auch noch andere unruhige Geister im Kurs gibt, die sich bewegen müssen. Hach, das beruhigt einen ja ungemein. Ich blinzel mal ganz kurz, wechsel schnel die Beine und stelle fest, dass die Frau mit dem netten Gesichtsausdruck gegenüber von mir wie ein kleiner Yogi-Baum sitzt, ganz ohne sich zu bewegen. Gemütlich siehts aus – von Gemütlichkeit jedoch bei mir keine Spur. Ich frage mich, wie es die kleinen indischen Yogi-Mönche auf den Bildern aushalten eine solche Meditation über Stunden zu praktizieren. War vielleicht nur für’s Foto und dann sind die auch in die Mönchsbar und haben ein Bierchen getrunken.

Nachdem ich also meine Füße gewechselt habe, versuche ich der Meditation freien Lauf zu lassen. Ich drifte kurz ab und denke darüber nach, was eigentlich morgen für ein Tag ist und ob nicht nochmal zum dm-Markt muss, weil das Spüli leer ist. Hm, mein Auto müsste auch dringend in die Waschanlage. Es ist normal das Gedanken aufkommen, erklärt die Lehrerin, aber man soll sie wie auf einer Blumenwiese vorbeiziehen lassen. Ich stelle mir dir Spüli-Flasche mit kleinen Beinchen vor, wie sie auf der grünen Wiese davon hoppelt. Rundherum blubbern kleine Seifenblasen. Ich denke kurz darüber nach, das ich als Kleinkind mal eine Flasche Seifenblasen ausgetrunken habe als meine Schwester auf mich aufpassen sollte. Irgendwann geht das mit dem weg schieben nicht mehr, ich habe nämlich fertig gedacht (hups!) und da is nix mehr. Das ist natürlich blöd, wer konnte schon damit rechnen, das ich auf einmal nix mehr zu denken habe? Wie lange es wohl noch dauert? Den Rest der Stunde lenke ich mich damit ab, dass ich mir alle Verwandten und Freunde vorstelle und gehe sie durch wie in einer langen Einladungsliste.

Ich höre ein kleines Glöckchen, fühle mich als hätte ich die Bescherung verschlafen und dann ist sie auch schon vorrüber die erste Stunde. Am Ende erzäheln nochmal alle, was sie erlebt haben und wie es ihnen ergangen ist. Finde ich erst doof, dann aber wunderbar, denn es geht nicht nur mir so! Mein erstes Learning aus der Stunde: Ha, ich bin doch nicht ganz alleine bescheuert. Und: Mit der Zeit wird alles besser. Ich bin schon gespannt auf nächstes Mal.

Namasté

eure amy

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