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Interview Maren Brand: „Es ist eine Kunst, Yoga zu unterrichten, die ständig weiterentwickelt werden will.“

Hach, was freue ich mich über dieses Interview, denn obwohl ich Maren nur aus dem Internet und übers Telefon kenne, spüre ich irgendwie, dass sie eine ganz wundervolle Person und Yogalehrerin ist. Maren Brand lebt und unterrichtet Anusara inspiriertes Yoga in Bielefeld, veranstaltet wundervolle Retreats auf Mallorca und in der Wüste Marokkos und praktiziert seit 15 Jahren. Besonders spannend, bald erscheint ein Buch von ihr für Yogalehrer über die Kunst des Unterrichtens. Darüber, über die Zeit im Pacha Mama und ihre Liebe zu Yoga, habe ich mit ihr geplaudert …

1) Maren, du bist Yogalehrerin in Bielefeld. Seit wann arbeitest du als Yoga-Lehrerin und wie ist es dazu gekommen?

Maren: Yoga war für mich „Liebe auf den ersten Blick“. Ziemlich schnell wusste ich, dass ich da einen ganz besonderen Schatz gefunden habe. Bereits die erste Yogapraxis fühlte sich für mich so vertraut an, als hätte ich schon immer Yoga gemacht. Geprägt von diesem positiven Erlebnis war es kein Wunder, dass Yoga direkt zu meinem täglichen Ritual wurde. Die Fokussierung auf den Atem und die daraus gewonnene Energie für Körper, Geist und Seele kannte ich bereits aus meiner Kindheit und Jugend, in der ich intensiv eine bestimmte Art der Physiotherapie für meine starke Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) machte. Durch gezielte, intensive und regelmäßige Übung und die Kraft der Atmung habe ich meine Skoliose gut in den Griff bekommen. Mit dem Herzenswunsch, mehr über Yoga, Meditation und Körperarbeit zu erfahren, machte ich mich auf den Weg nach Asien. Hier besuchte ich Klöster und Ashrams, wo ich meditierte und schwieg, lernte ganz unterschiedliche Yogalehrer und Stile in Thailand und Indien kennen. Mir wurde bewusst, dass ich meine gesammelte Erfahrungen teilen und meine Leidenschaft fürs Yoga weitergeben möchte. Mittlerweile unterrichte ich seit 10 Jahren, was mich sehr erfüllt. Die Liebe zum Yoga wächst stetig weiter.

2) Hast du von Anfang an „nur“ unterrichtet oder war es anfangs so, dass du noch einen anderen Job ausgeübt hast? Wann kam der Wendepunkt?

Maren: Viele Jahre habe ich Yoga „nur“ nebenbei unterrichtet. Hauptberuflich war ich für einen spirituell ausgerichteten Verlag als Marketing- und Projektleitung aktiv. Da ich auch hier sehr viele Yogabuchprojekte betreut habe, war dies auch für meinen eigenen Unterricht sehr bereichernd. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem die Balance für mich nicht mehr stimmte. Das Yogaunterrichten wollte mehr Aufmerksamkeit gewidmet bekommen. Es war an der Zeit, meiner Passion mehr Raum und Zeit zu schenken. Dieser Schritt war nicht leicht, aber unumgänglich. Mittlerweile bin ich sehr glücklich und zufrieden mit der Entscheidung und meinem neuen Berufsleben.

„Es ist unglaublich, wie es sich anfühlt und wie viel ins Rollen kommt, wenn man JA zu seiner Bestimmung sagt. Alles fügt sich und ist in einem wunderbaren Fluss.“

3) Du bringst einiges an Erfahrung mit, hast zwei Teacher Trainings absolviert, bist viel gereist. Was empfiehlst du insbesondere jungen, frischen Lehrern?

Maren: Meine Empfehlung ist, sich Zeit auf dem Weg zum Yogalehrer zu geben. Es ist so wertvoll SchülerIn zu sein, bei unterschiedlichen Lehrern intensiv zu praktizieren und zu studieren. UND: Nur wenn wir als Yogalehrer in unserer eigenen Praxis gut verankert sind, können wir auch inspirierend unterrichten. 

4) Im Herbst 2018 wird es ein Buch von dir und Christina Lobe geben, dass sich an Yogalehrer richtet. Kannst du dazu schon mehr verraten?

Maren: Es ist eine Kunst, Yoga zu unterrichten, die ständig weiterentwickelt und verfeinert werden will. Es bedarf viele Jahr an Übung, Einsatz uns Hingabe um einen qualitativ hochwertigen Unterricht liefern zu können. Dafür benötigt der Yogalehrer ein vielfältiges Spektrum an Fähigkeiten. Mit dem Buch wollen wir YogalehrerInnen ermutigen, ihren eigenen authentischen Ausdruck zu finden. In dem Buch stellen wir sieben Schlüssel für einen guten und erfolgreichen Yogaunterricht vor. 

5) Wie sieht deine eigene Praxis aus?

Maren: Meine eigene Praxis sieht jeden Tag unterschiedlich aus, je nachdem wie viel Zeit ich mir dafür nehmen kann. Mindestens zweimal pro Woche versuche ich eine lange Praxis einzuplanen. An vielen Tagen sind es nur 30 Minuten. Da ich in meiner Natur viel Luft und Feuer habe, wähle ich gerne eine erdende und beruhigende Praxis zum Ausgleich.Meistens fließe ich in meiner Home-Practice eher langsam. Ich liebe es wenige Positionen länger zu halten. Zu meiner eigenen Praxis gehört auch Stille, Meditation, Calligraphy Yoga und Yoga Nidra…Gerade habe ich mir den Traum erfüllt und ein Harmonium gekauft. Auch Mantren zu singen ist Teil meiner Yogapraxis.

6) Welche Lehrer haben deinen eigenen Yogaweg beeinflusst?

Maren: Auf meinem Yogaweg hat mich Randall O’Leary maßgeblich beeinflusst, dem ich sehr dankbar bin für seine Zeit, die er mir geschenkt hat. 2003 habe ich fast ein Jahr lang in Asien gelebt und mich ganz dem Yoga-und Meditationsstudium gewidmet. Der Unterricht von Randall hat mir gezeigt, was Yoga eigentlich bedeutet. In vielen Gesprächen nach seinen Yogastunden und Workshops, die ich bei ihm besucht habe, hat er mir die yogische Philosophie näher gebracht. Einige Jahre später bin ich für meine erste Yogalehrerausbildung bei Lalla und Vilas in Berlin gelandet, die sehr fundiert war und die Basis bildet, für alles, was ich heute unterrichte. Heute ist vor allem Elena Brower mit ihrer unglaublichen Ehrlichkeit und Strahlkraft eine sehr wichtige Lehrerin in meinem Leben.

7) Ich habe auf Instagram deine wundervolle Zeit im Pacha Mama auf Costa Rica verfolgt. Magst du kurz erzählen, wie es dazu kam?

Maren:  Pacha Mama ist eine ganzheitliche Lebensgemeinschaft, die es schon seit 17 Jahren gibt. Mich interessiert das Modell des Gemeinschaftslebens. Der Wunsch, einmal für längere Zeit in einer etablierten Community zu leben, wohnte schon länger in meinem Herzen. Als ich mich dann für den beruflichen Wechsel entschieden habe, konnte ich mir endlich die Zeit für eine längere Auszeit nehmen. In ein anderes Leben einzutauchen ist auf so vielen Ebenen bereichernd. Es war wirklich eine sehr inspirierende Zeit für mich, in der ich meine spirituelle Praxis vertiefen konnte. Besonders genossen habe ich das unmittelbare Leben in der Natur, die regelmäßige gemeinsame Stille-Meditation und die schamanischen Zeremonien.

8) Was inspiriert dich tagein, tagaus? Woher ziehst du Themen und Inspiration?

Maren: Das Leben an sich ist die größte Inspirationsquelle für mich. Begegnungen und gute Gespräche mit anderen Menschen und Freunden, genauso wie Bücher, Musik und Filme. Durch meine Reisen und intensiven Studienzeiten kann ich aus einem reichen Fundus an Themen für Yogaklassen, Workshops und Retreats schöpfen. Und natürlich dient mir meine eigene Praxis als Inspirationsquelle.

9) Welches Buch liegt gerade neben deinem Bett?

Maren: „Jetzt. Die Kraft der Gegenwart“ von Eckhart Tolle, „Frauenkörper – Frauenweisheit“ von Christiane Northrup und „Practice.You“ von Elena Brower

10) Drei Tipps für mehr Freude und Gelassenheit im Alltag.

Maren: Öfters mal tief durchatmen. Sich selbst und anderen Menschen ein Lächeln schenken.
Mit Augen der Dankbarkeit das eigene Leben betrachten.

Liebe Maren, ich danke dir für das inspirierende Interview!! Und hoffe sehr, dass wir uns irgendwann auch mal persönlich kennenlernen.

Fotos: BIANCA LINGNER

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