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Dubai-Diary #10: Gegensätze, Weiblichkeit & heiße Schlüpper

Heute fällt mir auf, dass ich bald Jahrestag habe. Gleich zwei mal übrigens: ein Jahr Dubai und ein Jahr Yogaunterricht. Wie die Zeit vergeht. Jetzt aber erst mal zu den aktuellen Themen, die mit schon vor meiner Rückkehr aus Menorca unter den Nägeln brannten: Frauen, Unterwäsche und heiße Schlüpper. Im nächsten Diary gehts dann um Yoga in Dubai (ich tippe schon fleißig), aber das hier musste aus mir raus …

Ein Hauch von Nichts im Emirat

Frauen, also zumindest die emiratischen Damen und alle anderen, die dem muslimischen Glauben angehören, betreten ja hier bis auf Ausnahmen verschleiert die Straßen. Der Rest, gerne mal aus England, macht das genau umgekehrt und schlägt in einem Hauch von Nichts auf. Kann man machen, verwirrt aber nicht nur meine heißgeliebten Inder und andere Bevölkerungsgruppen, sondern passt auch hier nicht her. Worauf ich hinaus will: Ich führe viele Gespräche, interessiere mich für die Kultur und will immer wissen, wer sich warum verschleiert und wie es sich damit lebt. Ich mag es, wenn emiratische Frauen in meine Klassen kommen, die Abaya (das traditionelle Kleidungsstück der Frau) flink an den Kleiderhaken klemmen und im Yogaoutfit mit mir eine Stunde verbringen. Mein Ausflug ins Emirat ist immer auch eine kleine Studienreise. Da man sich verschleiert, braucht man ja eigentlich nicht viel im Schrank, könnte man denken. Minimalismus? Finde ich gut.

Leider herrscht hier genau das Gegenteil. Der Drang zu kaufen, Dinge zu besitzen ist sehr groß. 24 Stunden, jeden Tag wird hier gekauft, riesige Malls, unzählige Geschäfte, es erschlägt einen. Hier wird geshoppt, was das Zeug hält, die Bekleidungsindustrie boomt und die teuren Teile werden unter der Abaya  getragen. Vielleicht gar kein so schlechter Ansatz, denke ich, schließlich beteuern wir ja oft Dinge nicht für andere zu kaufen, sondern nur für uns, fürs Gefühl.

Heiße Schlüpper?

Ich trabte los in die Mall, denn ich brauchte, aufgepasst, ein feines Unterhöschen. Was Schickes für drunter, hatte da so nen Anlass. Wo bekomme ich das hier? Die Frage stelle ich mir oft, die Antwort kann ich mir selbst geben, sie liegt in einer der vielen Malls begraben. Jetzt fragst du dich: Ja, gibt es denn überhaupt öffentliche Unterwäscheläden in Dubai? So etwas, wie ähhh… heiße Schlüpper? Ja, sollst du wissen, die gibt es und vieles anderes, was ich vorher nicht kannte. Mir fallen in dem Laden einer bekannten amerikanischen Firma, in dem es bis zum Abwinken stinkt, fast die Augen raus. (PS: Das ist nicht Dubai-spezifisch, sondern eher Rahmenprogramm der Marke.)

Ich beruhige mich erst mal wie eine Esotante mit meinem Prana-Energise-Aroma-Roll-On, den ich mir auf die Hände schmiere und vors Gesicht halte. Ich werde sofort bedient, es erscheint eine Bra-Spezialistin, dabei brauche ich doch nur ein „Unterhöschen“. Was soll’s, ein Set ist ja auch ok. Ich halte einen Body in der Hand, der ist so durchsichtig, dass der Stoff eigentlich auch keinen Sinn mehr macht und frage die Bedienung, wofür der denn wohl sei.
„Gibt es Menschen die darin schlafen?“ (Nichts dagegen, auch nackt schlafen soll ja sehr gesund sein.)
„Nein, das trägt man auf eine Jeans.“
Okeeee, denke ich, da braucht man dann aber definitiv eine Abaya für. Mit meinen Wünschen nach feiner, hübscher und einfacher Wäsche (sprich ohne achtfaches Push-Up) tue ich mich hier schwer.

Was würde Angie dazu sagen?

In der Umkleide angekommen, bekomme ich kurz Augenkrebs, weil alles PINK ist und ich das Gefühl habe ich bin in Paris Hiltons Ankleidezimmer gelandet. Welche Frau will sowas? Müsste ich nicht direkt auf dem Absatz kehrt machen? Ja, müsste ich, aber ich brauche ein Höschen, das kein Vermögen kostet und  kann nicht noch mehr Zeit verbummeln. In der Umkleide soll ich ein Knöpfchen drücken und tadaa, schon schwirrt die selbsternannte Bra-Spezialistin herein. Sie fasst den BH an und erklärt es sei alles in „Ordnung“ (da hab ich aber noch mal Glück gehabt) und empfiehlt einen Push-Up. Ich sage nein, ich mag die Dinger nicht und erkläre ihr höflich, dass ich es lieber natürlicher mag. Sie schaut irritiert. Ich probiere mich fix durch die anderen Teile und frage mich, ich weiß nicht warum, aber ich frage mich in diesem Moment, was wohl Angela Merkel von dieser Nummer hier halten würde. Wenn es nicht so skurril wäre, würde ich es am liebsten verschweigen.

Ich entscheide mich für ein „Stöffchen“ und will fix die heiligen pinken Hallen verlassen, zack, da werde ich mit einem Parfüm eingesprüht (Anmerkung: Das passiert hier tatsächlich öfter mal, überall stehen Menschen rum die Parfüms verkaufen, denn der Emirati an sich nutzt gerne und viel schweres Parfum) Ich hasse es! Sorry, ich bin ja positiv denkender Yogi, ich finde das nicht so gut. Meine Bra-Spezialistin tönt erhobenen Push-Up-Hauptes:
„Es gibt diesen Duft nur ein paar Mal auf der Welt, schon bald ist er ausverkauft.“
„Ja, hoffentlich!“, höre ich mich sagen.
Stinkend verlasse ich die puffähnlichen Räumlichkeiten. Auf dem Weg nach draußen laufe ich an zwei emiratischen Frauen vorbei, die Schlüpfer, Bodys & Co in die kleinen Körbchen gleiten lassen.

Einem begegnet man in Dubai ständig: Gegensätzen.

Kategorie: Dubai

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Yoga und Meditation helfen mir jeden Tag dabei die beste Version meiner Selbst zu sein. Ich möchte dich dazu inspirieren, dein Leben auf den Kopf zu stellen und dich frei zu fühlen.

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