Yoga
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Buchtipp: „Yoga für dich und dein Kind“ von Andrea Helten

Yoga gibt’s für uns alle und Yoga ist für jeden da. Und so gibt es auch Yoga für Kinder. Wie geht das, frage ich mich? Rennen die nicht alle hibbelig durch den Raum, beschmeißen sich mit Yogakissen und stellen die Bude auf den Kopf? Ich habe keine Ahnung. Von Yoga schon, von Kindern eher weniger. Andrea Helten dafür umso mehr. Sie ist Expertin auf dem Gebiet Yoga mit Teens & Kids. Andrea ist Yoga-Lehrerin für Erwachsene und Kinder in Berlin und bietet Kurse quer durch die Hauptstadt an. Sie ist Inhaberin der mobilen Kinderyogaschule „Kinderyoga Berlin“ und hat diesen Monat ihr erstes Buch „Yoga für dich und dein Kind“ veröffentlicht.

Praktizieren auf Augenhöhe

Im Buch lese ich: „Eltern verbringen heutzutage mehr Zeit mir ihren Kindern, als noch vor 50 Jahren.“ Gute Sache, doch wie verbringen sie diese Zeit? Und wie sehr finden Eltern heraus, was ihren Kindern gut tut? Yoga kann ein wunderbarer Weg sein, mehr in Kontakt mit dem eigenen Kind zu kommen und liebevolle Moment miteinander zu teilen. Und vor allem aber: einen Kontakt auf Augenhöhe zu finden. Andrea Helten ist Yogalehrerin für Erwachsene und Kinder, war zehn Jahre News-Redakteurin für MTV und VIVA und hat 2005, kurz vor der Geburt ihrer Tochter, mit Yoga begonnen. Bereits als Baby war ihre Tochter bei vielen Kursen dabei und Andrea stellte fest, dass Kinder eigentlich die wahren Yogis sind.

Ihr Buch „Yoga für dich und dein Kind“ ist mit Liebe geschrieben, dass merkt man bereits auf den ersten Seiten. Es geht um eine vertrauensvolle Eltern-Kind-Beziehung, den Umgang mit Emotionen und darum, dass auch eine Kinderseele einfach mal frei baumeln möchte. Das Buch gibt allen, die noch nicht viel von Yoga wissen eine schöne und verständliche Einführung und Andrea hat enorm viel Wissen, in diesem Buch zusammen fließen lassen – ohne dass es dabei zu theoretisch wird. Ich finde das Buch ist eine feine Lektüre für Mamas, Grundschullehrerinnen, und Yogalehrerinnen (egal ob mit oder ohne Kind).

Im Teil „Gemeinsam Yoga üben“ führt Andrea die Leser langsam an Yogaübungen heran, die so herrliche Namen wie „Luftmatratzenatmung“, „Schulterschmetterling“ und
„Die Berliner Stulle“ haben. Dieser praktische Teil ist in die drei Themenbausteine „Loslassen“, „Verbinden“ und „Stärken“ gegliedert. Die bebilderten Übungen dauern zwischen zehn und 30 Minuten und lassen sich prima in den Alltag mit Kindern integrieren. Was ich besonders gut finde, denn für mich sind Bücher immer auch Arbeitsmaterial: Das Buch lässt zwischen den Kapiteln viel Platz um eigene Gedanken und Ideen aufzuschreiben.

Doch genug von mir, viel schöner zu lesen, was Andrea selbst zu erzählen hat:

Andrea im Interview

Andrea, du bist Yogalehrerin für Kinder und Erwachsene in Berlin. Wie unterscheidet sich die Arbeit mit Erwachsenen und mit Kindern?

(Lacht) Also, die Yogaarbeit mit Kindern und Eltern-Kind-Gruppen fällt mir viel leichter als nur mit Erwachsenen! Denn die Kinder sind total im Moment, reagieren spontan und intuitiv auf meine Angebote. Natürlich ist Yoga mit Kindern etwas lauter als bei den Großen. Aber dafür auch wesentlich spontaner. Denn Geschichten werden dank der Kinder yogisch zum Leben erweckt – sie sind ja im Gegensatz zu den Erwachsenen aktiv am Stundenablauf beteiligt. Das erfordert vom Kinderyogalehrer höchste Konzentration und Präsenz und oftmals auch große Flexibilität. Aber mir macht es total Spaß!


Was bewirkt Yoga bei Kindern? Was hast du selbst für Veränderungen bei deiner Tochter festgestellt?

Yoga kann Kindern helfen, besser in ihren Körper zu kommen. Wir schulen die Wahrnehmung mit Klang-Übungen, mit Achtsamkeitsspielen, und schließen auch mal die Augen und reisen in der Phantasie. Dadurch wird einerseits die Kreativität gefördert. Andererseits helfen Übungen wie „Wutspruch“, in den Körper hinein zu lauschen: „Wo in meinem Körper spüre ich es, wenn ich wütend bin?“ „Wo zieht sich etwas in mir zusammen?“ „Wo wird’s vielleicht heiß?“ – Meine Tochter ist ein sehr aktives Kleinkind gewesen. Sie ging oftmals über ihre Grenzen. Das äußerte sich dann manchmal in Atemnot – ausgelöst durch zu flaches Atmen. Wir haben geübt, tiefer in den Bauch zu atmen. Heute klappt es viel besser, sich zu beruhigen. Vor einer Klassenarbeit praktiziert sie übrigens regelmäßig das „Mut-Mudra“ und atmet ganz bewusst.

 

„Oft können sich Erwachsene von den Kids noch etwas abschauen.“

Wie ist die Idee zu einem Kinderyogabuch entstanden?

Ich habe ganz schön viel Übungen angesammelt. Viele sind im Moment mit den Kindern und bei meinen Eltern-Kind-Yoga-Workshops entstanden. Irgendwann habe ich alles aufgeschrieben und geordnet. Dann erschien mit „Innen. Aussen.“ ein wunderbares Berlin-Yoga-Buch meiner Kolleginnen Annette Söhnlein und Elena Lustig. Plötzlich war die Idee geboren, genauso wie sie das Thema „Chakra-Yoga“ optisch und inhaltlich ansprechend präsentiert hatten, so auch Eltern-Kind-Yoga fein aufzubereiten. Ohne bunte und liebliche Zeichnungen, ganz ohne Schnick-Schnack. Mit dem Riva-Verlag hatte ich auch einen tollen Verlag an der Seite. Sie haben mich sehr gut unterstützt und ich durfte viel mitentscheiden.  


Was brauchen Eltern und Kinder, um mit einer gemeinsamen ersten Praxis loslegen zu können?

Meiner Meinung nach brauchen sie nicht viel: Einen geschützten, ruhigen Raum ohne Handy und Co. Und die Bereitschaft, sich auf Augenhöhe gemeinsam zu begegnen. Hilfreich ist es hier, wenn der Erwachsene sich nicht aus der Eltern-Warte mit einbringt – etwa durch Besserwissen oder Korrigieren. Eltern-Kind-Yoga wird erst richtig zu einem Abenteuer, wenn die Phantasie gemeinsam auf Reisen gehen darf und beide ebenbürtige Partner sind. 


Du sagst in deinem Buch „Oft können sich Erwachsene von den Kindern noch was abschauen“ – was war das in deinem Fall? Wie hat dich deine Tochter bei deiner Praxis, deinem Unterricht inspiriert?

Das ist eine sehr persönliche Frage (lacht). Denn wie so oft fällt der Apfel nicht weit vom Stamm! Wenn ich mit unserem Glücksmädchen gemeinsam Hausaufgaben machte, fiel mir oft auf, dass sie immer mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigt war. Das hat mich immer ganz nervös gemacht. Tatsächlich beobachtete ich nur kurz danach, dass auch ich mit vielen Bällen gleichzeitig jongliere. Kein Wunder, als Social Media Managerin. Ein solches Multitasking war ziemlich praktisch, als ich noch bei MTV als News-Redakteurin angestellt gewesen war. Doch auch nachdem ich MTV verlassen hatte, war ich immer mit mehreren Dingen gleichzeitig zugange. Insofern hat mir unsere Tochter den Spiegel vorgehalten. Gemeinsam haben wir Übungen entwickelt und geübt, um ganz im Moment, im Flow zu bleiben. Das ist nicht wirklich leicht für uns, aber wir üben beständig und bleiben dran!

 

Andrea Helten: „Yoga für dich und dein Kind – Gemeinsame Übungen für mehr Gelassenheit und eine starke Eltern-Kind-Bindung“

Softcover, 192 Seiten
riva Verlag
ISBN: 978-3-7423-0245-8
19,99 Euro (D) bzw. 20,60 Euro (A)

 

 

 

 

Wenn du mit deinem Kind Yoga praktizieren möchtest oder tiefer ins Thema eintauchen magst, schau mal auf Andreas Website Kinderyogaberlin oder bei der Kinderyoga-Akademie vorbei.

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