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Gina Schöler: „Wenn sich alles stimmig anfühlt und man einfach nur sein kann.“

Was glaubt ihr, wie sieht wohl eine Glücksministerin aus? Sie strahlt von einem Ohr zum anderen, wie ihr auf diesem schönen Bild sehen könnt. Und was macht eine Glücksministerin eigentlich und gibt es sowas überhaupt? Ich hatte ja vor kurzem schon über das Ministerium für Glück und Wohlbefinden berichtet und ich habe es mir nicht nehmen lassen der Gründerin des Projekts, Gina Schöler, ein paar Fragen zu stellen. Die schönen, inspirierenden und extrem glücklich machenden und tollen Antworten könnt ihr hier lesen:

Wie ist die Idee zum Ministerium für Glück und Wohlbefinden entstanden?
Gina: Gegründet wurde es Ende 2012 an der Hochschule Mannheim. Im Masterstudiengang Kommunikationsdesign hatten wir die Aufgabe, eine multimediale Kampagne zu kreieren, die innerhalb unserer Gesellschaft einen Wertewandel initiiert. Die aufweckende Metapher hat uns dabei sehr weitergeholfen, denn auf diese Weise konnte Deutschland, wunderbar und auf unterschiedlichste Weise, die Frage nach dem guten Leben gestellt werden.

Was ist für dich persönlich das Besondere an dem Projekt?
Gina: Ich habe durch dieses Projekt ganz neue Seiten und Talente an mir entdeckt und es vereint genau die Elemente, die mich in meinem jetzigen Beruf als Glücksministerin voll und ganz erfüllen: Einen sinnvollen und nachhaltigen Beitrag zur Gesellschaft leisten und gemeinsam mit Menschen wunderbare Ideen und Projekte erarbeiten. Generell empfinde ich es auch als sehr besonders, wie viele Menschen ich mit diesem Projekt erreiche – jeden Tag bekomme ich Post, Anfragen, Einladungen und nette Kommentare. Genau das animiert mich auch so sehr dazu, dranzubleiben und das Ganze weiterzuführen!

Wie lautet deine Definition von Glück?
Gina: Glück ist für mich der Ausgleich von vielen verschiedenen Dingen. Gas geben und bremsen, glühen ohne zu verbrennen, laut und leise, lachen und weinen. Wenn sich alles stimmig anfühlt und man einfach nur sein kann.

Wenn man dich in den Videos sieht, wirkst du fröhlich und glücklich. Was ist dein Geheimrezept?
Gina: Ich selbst habe mich vor diesem Projekt ehrlich gesagt noch nie mit der Frage nach dem Glück beschäftigt – verrückt, oder? Manche sehen mich mittlerweile als „Glücksexpertin“ an, aber ich bin wie du und ich und das zeigt, dass jeder von uns sein eigener Glücksexperte werden kann! Es war und ist für mich zu jedem Zeitpunkt faszinierend, wie weitläufig dieses Thema ist und wie jeder Mensch es anders auffasst und für sich definiert. Mein Geheimrezept ist, dass ich intensiv auf meine Träume und Wünsche achte, auf meinen Bauch höre. Dass ich das, was ich tue, liebe (und andersrum), dass es mich erfüllt, eine solch tolle Aufgabe haben und durchführen zu können, dass ich wunderbare Menschen kennenlernen darf und zu guter letzt, dass ich das, was ich bisher als „Glücksministerin“ gelernt habe, auch weitergeben kann.

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Im Rahmen des Projekts hast du viele unterschiedliche Menschen getroffen und befragt. Welche Person hat dich am meisten beeindruckt?
Gina: Die ganzen Eindrücke, die ich sammeln durfte, machen es schwer, eine einzelne Person herauszuheben. Es gab eine Frau, die mir erzählte, dass sie ihr ganzes Leben durch ihre Arbeit definierte, bis sie merkte, dass es um etwas ganze anderes ging – nämlich darum, glücklich zu sein und sie erzählte mir von ihrem Weg dorthin.
Zudem war es sehr interessant und bewegend, den Staatssekretär Bhutans sowie das Gross National Happiness Centre kennenzulernen. Bei einem buddhistischen Retreat lernte ich, was es bedeutet, wenn auf dem Tagesplan „just being“ „breathing“ und „deep relaxation“ steht – eine zunächst fremde, aber wertvolle Erfahrung!
Und von einer Glücksexpertin wurde mir ans Herz gelegt, mir meinen Beruf zu erfinden. Auf diesem Weg bin ich nun. Danke.

Warum glaubst du sind viele Menschen um uns herum eher unglücklich?
Gina: Ich glaube, dass viele Leute vergessen, sich die wesentlichen Fragen zu stellen. Wer bin ich? Was macht mich aus? Was will ich? Wie will ich meine (Lebens)Zeit verbringen? Im weitesten Sinne: Was macht mich glücklich? Viele trauen sich nicht, auch mal große Entscheidungen zu treffen, schieben es auf, vertagen es, vergessen es. Und da geht die Zeit dahin und ein Unwohlsein macht sich breit. Was ist aus all den Träumen geworden?
Der riesige Ansturm auf die kleinen Glücksspielkarten lässt mich auch darüber nachdenken, warum der Hunger auf diese alltäglichen Aufgaben so groß ist. Ich glaube – und das ist ja mitunter die Hauptaufgabe des MfGs – dass sich die Menschen mehr Inspiration und Impulse wünschen. Eine kleine freundliche Erinnerung daran, dass es gar nicht riesiger Taten bedarf, um auch im Alltag das kleine Glück zu finden und eben nicht nur zu finden, sondern selbst zu machen!

Wie sieht eigentlich dein Arbeitsalltag als Glücksministerin aus?
Gina: Ganz unterschiedlich und das ist ja das Tolle daran! Mal bin ich auf der Straße und rede mit Leuten und mal denke ich mir Aktionen aus. Ich telefoniere und netzwerke, schreibe viele E-Mails, gestalte neues Material, akquiriere für Workshops und Seminare, die ich nun anbiete, um die Kampagne zu finanzieren und zu verbreiten. Das Schönste ist aber, dass ich soviel rumkomme. Ich bin deutschlandweit bei Konferenzen und Podiumsdiskussionen, darf Workshops und Vorträge halten.
Seid gespannt und schaut regelmäßig vorbei, es wird immer wieder Neues geben. Und wenn ihr Ideen für das Ministerium habt, immer her damit, denn das Motto ist ja: Gemeinsam erarbeiten wir uns das Bruttonationalglück.
Ach ja und ein neuer Bestandteil meines Arbeitsalltags ist es, regelmäßig Pausen zu machen und mit dem offiziellen Glücksministeriumshund „Gretel“ raus zu gehen. ;)

Gibt es für dich einen Zusammenhang zwischen Glück & Raum?
Gina: In seinen eigenen vier Wänden, in seinem Zuhause will sich jeder wohlfühlen und glücklich sein. Für den einen sind es klare Linien, für den anderen verschnörkelte Antiquitäten. Für mich ist es wichtig, dass mein Zuhause kleine Geschichten erzählt. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, kleine Anekdoten aus vergangenen Erlebnissen und Begegnungen, nichts von der Stange. Wenn ich nach Hause komme, atme ich durch, komme an, bin glücklich. Das gilt übrigens auch für meine Arbeitsumgebung, denn bisher habe ich ein Home-Office und das Ministerium für Glück und Wohlbefinden tagt täglich in meiner Wohnküche.

Du hast drei Wünsche frei, welche wären das?
Gina: Das ist für mich bei jeder einzelnen Sternschnuppe, die ich sehe, immer ein riesen Durcheinander: Ich wünsche mir so viele Dinge, vor allem für die Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung, meine Lieblingsmenschen. Was und für wen wünscht man sich da etwas zuerst? Aber für mich persönlich wäre es, dass ich nie verlerne, auf mein Bauchgefühl zu hören, dass ich mich mit dem MfG und als Glücksministerin auch beruflich etablieren kann, um das Projekt weiterzuführen und – einen Garten.

Hast du spontan eine Empfehlung für einen schönen Satz mit dem Wort Glück?Gina: Glück braucht eine Portion Mut.

Was soll man da noch sagen? Ich könnte das Interview und die schönen Antworten dazu immer wieder lesen und werde das auch tun, denn es macht mich glücklich ! In diesem Sinne: „Gas geben und bremsen, glühen ohne zu verbrennen und einfach sein“! Herzlichen Dank liebe Gina für deine Antworten!

eure amy

 

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