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On Tour in Kuba – eine Freundin geht auf Reise

Meine Freundin Katharina hat sich auf eine große Reise gemacht. Wohin? Nach Kuba.
4 Wochen lang hieß es für Katharina Spanisch lernen, Mojito trinken, per Anhalter fahren und den deutschen Wahnsinn aus dem Körper bekommen. Wer Katharina kennt, der weiß schon ohne den Artikel zu lesen, das sie es geschafft hat.
Kommt mit und lasst ein bisschen Kuba auf euch wirken!

 

Tag Nummer 1:

Ich bin gerade gelandet und mein urdeutsches Ich kommt zum Vorschein. Ich sitze in einem Hotel in Mirarmar, einem Vorort von Havanna, der auch als Diplomaten-Viertel bekannt ist. Das heutige Touristenviertel ist hässlich: Betonbunker neben Betonbunker, dem Stil nach Relikte aus UdSSr-Zeiten. Größenwahnsinnige Träume kalter Krieger, die hier ihrer Selbstüberschätzung ein Denkmal setzten.

Gleichzeitig schimmert bei genauer Betrachtung vieler Häuser der Glanz alter Zeiten durch. Eine goldene Vergangenheit von der marode Villen, ja, kleine Paläste, zeugen. Sie gehören zum alltäglichen Bild ebenso wie alte Autos, die Umweltschützern ebenso wie Oldtimer-Fans den Atem nehmen. Man hat automatisch den Drang, Dampfstrahler und Schlagbohrer hervor zu holen. Allein das Wort „Kernsanierung“ jagt mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Denn, auch wenn man bei der Detailbetrachtung erst zurückweicht, ergibt das „große Ganze“ eben doch ein wunderschönes Bild.

Ja, es ist fast als könnte man durch ein staubiges Fenster sehen. Paradiesisches ist zu erahnen, ohne es recht fassen zu können. Die perfekte Kombination, um dem Wahnsinn zu verfallen. Ich frage mich, ob ich mich einlassen kann auf dieses Abenteuer. Ob ich mich locker machen kann und ob „das Deutsche“ in mir diese Unperfektion erträgt. Wer aber dieses Land genießen will, der muss davor kapitulieren. Dagegen anzukämpfen ist unmöglich, das steht für mich bereits fest.

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Tag Nummer 28:

Ende meiner Reise. Ich will nicht gehen. Mit jedem Tag hat mich Kuba mehr in seinen Bann gezogen. Der Drang, alles zu verbessern, effizienter zu gestalten oder einfach nur neu zu streichen, ist verflogen. Aber nicht das Land hat sich geändert, sondern mein Blick. Was ich sehe, ist ein kleines Wunder. Ein Stück konservierte Zeitgeschichte. Die Architektur ist prunkvoll – und verfallen. Es fühlt sich an, als würde man durch eine Filmkulisse gehen. Überall Geschichte, überall Zeugnis der Vergangenheit und Erklärung für die Gegenwart. Dieses Land hat viel erlebt.

Was sich in mein Gehirn brennt sind nicht wunderschöne Städte – wie wir sie in Europa dank des Krieges nicht mehr finden können – oder ursprüngliche Landschaften. Sondern ein Gefühl, ein Lebensgefühl. In den letzten Wochen habe ich eine Kultur erlebt, die den Widrigkeiten des Lebens gelassen entgegnet. Nicht emotionslos, sondern mit einem ausgeprägten Sinn für das, was Wichtig ist. Schon möglich, dass heute in ganz Santiago kein Käse zu kaufen ist. Schon möglich, dass das Taxi einen Stopp einlegt, damit der Taxifahrer den 40 Jahre alten VW Bus kurz repariert, der seit dem letzten Schlagloch so komische Geräusche von sich gibt. Schon möglich, dass das anvisierte Hostel belegt ist, aber der Cousin hat auch noch ein Zimmer frei.

Und was mache ich? Ich tanze Salsa auf einem öffentlichen Kirchplatz. Trinke Mojito während eine Band für mich als einzigen Restaurantbesucher spielt. Und höre immer wieder „linda, linda“ – du bist schön. Wann hat mir das zu Hause das letzte Mal jemand gesagt?
Überall, ja wirklich überall, ist Musik. Kinder spielen Fußball auf der Straße, Frauen in jedem Alter laufen in Highheels oder mit tiefem Ausschnitt herum. Vollkommen unerheblich, ob ihre Figur das Polyester dehnt oder sie die 50 lange überschritten haben. Warum? Weil sie es können! Ja, jeder Tag hält auch neue Arbeit bereit. Aber für ein kurzes Schwätzchen mit den Nachbarn oder ein Schachspiel im Park ist immer Zeit.

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Wieder da

Wer aufhört, alles zu vergleichen und erhaben den Kopf über die Langsamkeit der Dinge schüttelt, der entdeckt, was dieses Land zu bieten hat. Pragmatismus und liebevolle Schönheit. Kein Kubaner wird behaupten, dass alles gut ist. Aber gelebt wird hier mehr als Zuhause. Keine Handys, kein Facebook um zu zeigen, wie toll mein Leben ist, kein 9 to 5 Job sorgen hier für gestresste Bürger. Und was mir erst auf deutschem Boden klar wird: Solidarität ist essentiell.

Während wir uns hochrüsten mit Versicherungen gegen die Übel, die das Leben zu bieten hat, teilen die Kubaner.
Man muss zu einem Termin? Der Bekannte mit dem Auto fährt.
Man hat Besuch? Die Nachbarn verschenken als Willkommensgruß ihr Obst.
Man will in die Stadt? Daumen raus und los geht es. Wer braucht schon Busse.
Ich komme zurück mit einem Gefühl, das mir hilft, die Dinge zu tun, die mir wichtig sind. Das zu tun, was ich tun will. Und nicht in erster Linie an Altersvorsorge zu denken, sondern an das, was ich am Ende meines Lebens erlebt haben will.

Ich kann es nur empfehlen.

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Schaut mal: Die glückliche Katharina (ganz vorne links) in Kuba!

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Euch hat der Reisebericht gefallen? Fein, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Ihr wollte Katharina gern zu Kuba befragen und noch viel meeehr wissen. Schreibt eine E-Mail an mich, ich leite zu gerne alles weiter.
Ihr seid ein bisschen neidisch, was Katharina da gemacht hat und träumt auch von einem solchen Erlebnis?
Dann gibt es nur einen Rat: Mutig sein, Reise buchen, Koffer packen und das Leben den Rest machen lassen.

eure amy

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