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KOLUMNE: „Muli“, „Udi“ und das „Popöchen“

Ich liebe Yogastunden. Die anstrengenden, die einen fordern, in denen man an seine Grenzen geht, mit viel Flow. Die ruhigen, entspannten, die einen so richtig bei sich ankommen lassen. Klassen, in denen viel meditiert wird. Ich liebe eigentlich fast jede Facette. FAST jede. Was ich so gar nicht mag, sind Verniedlichungen in jeder Art von Praxi. Wenn ich das Gefühl habe, ich werden angesprochen wie ein 3-jähriges Kind, das auf den Kopf gefallen ist und nicht richtig versteht.

Ihr wisst nicht was ich meine? Ok, eine kleine Kostprobe, die ehrlich gesagt nicht selten vorkommt: „Und jetzt spannen wir alle nochmal gaaaanz fest das kleine Popöööchen an!!! Gaaaanz fest.“
Kann man machen, kann man aber auch sein lassen. Da bin ich nämlich kurz mal nicht mehr bei mir, wenn ich so was höre. Punkt 1: Vielleicht haben gar nicht alle ein kleines Popöchen. Punkt 2: Popöchen sagen Frauen, die in ein Taschentuch spucken und dir dann was von der Backe wischen wollen, wir früher als wir noch klein waren. Sind wir noch klein? Nein.
Ich gehe davon aus, dass in den meisten Yogastunden mündige und ausgewachsene Menschen stehen und sitzen, die mit ganz normalen Ansagen sehr wohl umgehen können. Die verstehen tatsächlich was gemeint ist, ohne dass der Lehrer eine spitze Schnute zieht und einem diese Verniedlichungen entgegen flötet. Öfters höre ich auch „das Beinchen“ oder „das Ärmchen“ – äh, diese Körperteile sind an mir ausgewachsen, da kommt nix mehr, die werden nicht länger. Nur vielleicht im Laufe der Jahre dicker, dünner, schlaffer.

Ein „chen“ hängt man an Wörter, um diese zu verkleinern. Es handelt sich hierbei tatsächlich um eine grammatikalische Verkleinerungsform. Die wird gerne mal eingesetzt bei Kosenamen, jungen Menschen oder kleinen Gegenständen. Es ist eine Verniedlichung. Brauchen wir die in der Yogastunde? Nö. Kann draußen bleiben. Denn das Leben ist schließlich auch nicht immer niedlich.

Geht aber auch ganz ohne „chen“, wird aber auch dann gerne mit „und jetzt“ eingeleitet. Achtung: „Und jetzt erinnern wir uns alle noch mal an unsere kleinen Freunde. Muuuuuliiii und Udiiii.“ Es folgt eine gestikulierende Handbewegung, ein dramatischer Blick. „Muli und Udi wollen nicht vergessen werden, die brauchen Beachtung, die musst du immer pflegen und mit einbeziehen.“ Ja, was soll man dazu noch sagen?

Wen meint die Yogalehrerin hier, die ich mal so frei zitiere? Dem geübten Yogi ist bereits klar: die Bandhas. Muli ist natürlich Mula-Bandha, der Wurzerlverschluss und Udi ist Uddiyana Bandha, die Bauchkontraktion. Muli und Udi hatte ich so allerdings auch noch nicht gehört. Ich musste zuerst ehrlich gesagt an „Karius und Baktus“ denken. Kennt ihr die noch? Die zwei, die einem zum Zähne putzen animieren sollten? Die Bandhas sind natürlich wichtig und nebenbei sei gesagt, dass ich mich gerade besonders damit beschäftige, weil die schon das ein oder andere mal in der Praxis so durchflutschen, aaaaber warum Muli und Udi? Hört sich an als würden die in mir wohnen, sich da ein kleines Haus bauen und abends in meinen Popöchen tanzen gehen!

Lasst uns Yoga wie erwachsene Menschen praktizieren, die Spaß haben, wilde und lustige Sachen ausprobieren, miteinander lachen und weinen, sich öffnen, verrückte Dinge tun, sich selbst neu entdecken und bei sich ankommen. Ich bin der festen Überzeugung jeder Schüler freut sich, wenn er ganz normal angesprochen wird, wie ein erwachsener Mensch.

In diesem Sinne: happy Yoga!!

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Kategorie: Kolumne

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Yoga und Meditation helfen mir jeden Tag dabei die beste Version meiner Selbst zu sein. Ich möchte dich dazu inspirieren, dein Leben auf den Kopf zu stellen und dich frei zu fühlen.

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