Oh wow, ich bin am Sonntag tatsächlich meinen ersten Halbmarathon in Köln gelaufen. Und bin noch ganz platt. Nicht so sehr vom Laufen, eher davon, dass mir so viele Menschen Glück gewünscht und sich am Ende so sehr mit mir gefreut haben. Ich hoffe der Glückstaumel und die Freude hält noch lange an.
Aber von vorn: Am Samstag sind wir um 11.00 Uhr in Köln angekommen.
„Hach, sie sind ja doll“, begrüßt uns der Mann an der Rezeption als er hört, dass wir zum Marathon da sind.
„Zum Halbmarathon“, füge ich hinzu.
„Na, dann eben halbdoll…. hahahaha“
Nach dieser typisch kölschen Begrüßung haben wir erst mal einen ziemlich langen Spaziergang zur RunningExpo eingelegt. Vorbei am RWE Kinderlauf durch Wald und Park bis wir endlich das Gelände erreicht hatten. Alle anderen sind mal locker in die Bahn gestiegen. Auf der Messe war es voll, voller am vollsten. Nachdem wir das Ticket hatten, sind wir noch ein bisschen an den Ständen vorbei geschlendert. Ich habe endlich eine windabweisende Jacke gefunden und direkt ein Funktionswäsche-Shirt für drunter mit eingepackt. Beides von der Marke Craft, kann ich sehr empfehlen. Die Beratung am Stand war top und die Jacke hat beim Halbmarathon direkt ihren Dienst erwiesen.
Auf der RunningExpo war es ziemlich voll und stressig. Also, schnell weg da und am Rhein spazieren. Und Kaffee trinken. Eigentlich soll man einen Tag vor dem Lauf ein kleines ca. 20-minütiges Jogging-Programm einlegen. Aber mir war nicht danach. Ich war an dem Tag ziemlich müde und ich glaube ich hatte auch ein bisschen Angst, vor dem was mich am nächsten Tag erwarten würde. Dann habe ich festgestellt, dass mein Trainer-Freund ein falsches Laufshirt für mich eingepackt hatte. Ui, dachte ich, das bringt Unglück. Man soll doch all das tragen, worin man sich im Training wohlgefühlt hat.
Ich glaube ja mein Freund wollte nicht, dass ich die Tasche packe, weil ich immer alles so durcheinander schmeiße. Und eines muss man wissen: Der Läufer ist gut organisiert, packt ordentlich und legt sich einen Abend vorher alles schön zu einem Laufhäufchen zusammen. Nun gut. Da muss ich noch n bisschen üben.
Dann ging’s zum Abendessen und ich hatte keinen Hunger. Ich musste mich also etwas zwingen mir Salat und ein paar Nudeln mit Gemüse reinzuwirtschaften. Espresso hinterher. Das führte dazu, dass ich später im weißen Hotelbettchen lag und kurz davor war mir die Laufschuhe anzuziehen um die 21km einfach mitten in der Nacht zu laufen.
06.00 Uhr Weckerklingeln. Ha, Freunde, da war ich schon wach. Kleines Frühstück mit Bircher Müsli im Hotel. (Tipp: Es lohnt sich nicht für zwei Personen das komplette Frühstück im Hotel zu zahlen, wenn man vor einem Halbmarathon steht. „Ach, guck mal hier, lecker und guck mal das… viel besser, als in dem letzten Hotel!“ Ja, alles viel besser, hatten wir nur leider goar nischt von!)
Danach sind wir dann mit unseren Kleiderbeuteln (hier stopft man alles rein, was man nach dem Lauf zum duschen usw. braucht) Richtung Bahnstation Severinstraße gestapft, um zur Lanxess Arena zu laufen.
Und das ist das Schönste: Das man früh morgens schon so viele Läufer sieht, die unterwegs sind.
Und das Herrlichste: Man trifft im Laufoutfit auf die Gestrandeten der letzten Nacht, die noch 4 Promille im Blut haben und sich denken „Ähhh, was machen die komischen Menschen mit weißen Beuteln und Leggins denn um diese Uhrzeit hier??“
Uns gegenüber in der Bahn saß ein frischverliebtes ca. gleichaltriges Paar, die hatten sich vor 2 Stunden erst gefunden. Unterschied: Bei denen gemeinsam 8 Promille, bei uns 0. Mein Hintern war nicht zu sehen, ihrer schon.
Sie sagt: “ Sowas bescheuertes, hicks, ich gehe doch schon im normalen leben schneller als alle anderen, hicks, da brauch ich doch so n Lauf nicht…“ Völlig richtig.
Am Deutzer Bahnhof ist es voll, überall Läufer. Nachdem wir unseren Kleiderbeutel in den zur Startnummer passenden DHL-Wagen geschmissen haben, gehts zum grünen Startbereich. Es fühlt sich ein bisschen an wie im Karnevalszug, manche Leute sehen genauso bescheuert aus. Als ob eine Arktis-Expedition oder ein Sahara-Lauf bevorstünden: Trinkrucksack, Trinkgürtel, Power-Gels für eine türkische Großfamilie, Schweißband, Stirnband… vielleicht nächstes mal noch Wasserkocher und Waffeleisen mitnehmen? Und ganz klar, hier läuft natürlich Karnevalsmusik. Bevor es los geht, muss ich leider noch mal aus dem Startbereich herausklettern weil ich nervös bin und pinkeln muss. Nervös ist das Stichwort. Mein Trainer, Freund und erfahrener Läufer sollte mich vor allem beruhigen, aber der hatte einen Adrenalinschub, meine Herren. Ich musste ihn kurz daran erinnern, dass wir ja locker laufen, um einfach anzukommen, wir machen keine spezielle Zeit, das ist ein Wohlfühl-Lauf-Ausflug kein Wettkampf. Achso, hatte er kurz vergessen.
Und dann ging’s los. Es war schön, es hat Spaß gemacht und überall waren Menschen. Die sich gefreut, angefeuert und Stimmung gemacht haben. Das trägt einen weiter. Ab Kilometer 12 habe ich meine Knie gespürt, die poppten dann bei 17 nochmal auf, aber das ging auch wieder weg. Ein bisschen Nacken, aber das ist bei mir normal. Und am Ende konnte ich sogar noch mal Gas geben. Das Schönste war, dass am Neumarkt eine liebe Freundin mit Hundi zum Anfeuern gekommen war! Das gibt Power. Und dann das Allerbeste: Am Dom stand meine Familiy und hat mich ins Ziel gejubelt.
Und dann war da schon das Ziel und als ich da mit meinem Freund eingelaufen bin,war ich happy. Kurz dachte ich, jetzt muss ich weinen, jetzt fällt alles ab von den letzten Monaten. Aber dann doch nicht… Ich war etwas überfordert so viele Menschen, so viel los, so laut… und dann schlägt man sich durch den Finisherbereich. Vorbei an vielen Ständen mit Bier, Cola, Wasser, Joghurt, Müsliriegeln, Brot. Unglaublich, was manche Menschen kurz nach einem Lauf in sich rein drücken können. Und hier kommt dann auch der Rucksack von der Sahara-Expedition ins Spiel, den kann man sich nämlich dort vollmachen.
Das Blödeste am ganzen Tag? Die Dusche danach. Drei Duschcontainer, Schlange stehen, draußen umziehen, kaltes Wasser. Das brauche ich in der Tat nicht nochmal;-)
Mein Gesamtfazit:
Ich hatte Spaß. Ich war von mir selbst überrascht, dass ich fit eingelaufen bin und auch nach dem Lauf fit war. Das Training hat sich gelohnt. Köln ist toll. Musik hilft. Ich glaub ich würde nochmal. Echt, jetzt. Wenn es ne warme Dusche danach gibt. Vielleicht n bisschen kleiner und in der Natur. Spiegeleier mit Bratkartoffeln und Radler im Früh danach waren Bombe.
eure amy
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