Das Ayovega-Festival in Köln hat mich in eine Power Yoga Stunde von Andrea Kubasch geführt. Hm, Power Yoga, dachte ich, das ist nicht so meins. Ich brauche schon auch ein Thema und einen Bezug, reine Fitness kann ich ja im Laufen finden. Und wie immer hat mich das Leben etwas gelehrt, diesmal gleich zwei Dinge. Erstens: Erst mal anschauen, bzw. ausprobieren, dann urteilen. Zweitens: Yoga ist so sehr vom Lehrer abhängig, das ist ein Wahnsinn! (Nein, das löst für angehende Yoga-Lehrer gar keinen Druck aus…)
Andrea hat mich mit ihrer positiven Energie und den kraftvollen Asanas total angesteckt und ich hatte schlagartig gute Laune! Wenn das nicht ein Grund ist nach einem Interview zu fragen! Gesagt, getan, geschnackt… los gehts!
Andrea, du stehst wie keine andere in Deutschland für Power Yoga. Ich dachte ja immer, das ist nicht so ganz meins, wurde aber definitiv in deiner Stunde auf der Ayovega eines Besseren belehrt. Wow, das war so toll!
Was zeichnet Power-Yoga aus? Was ist das Besondere im Vergleich zu anderen Yoga-Stilen?
Andrea: Power Yoga ist eine dynamische Yoga Form. Das Ziel ist die Verbesserung der körperlichen Vitalität, Flexibilität, Kraft Balance und Koordination. Der Fluss der Lebensenergie wird zusätzlich angeregt. Damit ist Power Yoga das ultimative Cross Training. Durch die Synchronisation mit dem Atem bringen wir zusätzlich den Geist ins Spiel, er wird ruhiger und gelassener. Wir können mit Körper und Geist im Einklang in schwierigen Situationen ausserhalb der Yogamatte entspannter reagieren. Power Yoga nimmt uns die Reaktivität des Geistes und holt uns aus dem üblichen Konkurrenz- und Vergleichsdenken heraus.
Wie ist dein persönlicher Yoga-Weg verlaufen, wie bist du zum Yoga gekommen & wann war klar ein Leben ohne geht nicht (mehr)?
Andrea: Ich habe Madonnas Arme bewundert, und diese ganz banale Sehnsucht hat mich zum Yoga gebracht. In meiner Teenagerzeit habe ich Leistungssport gemacht, Rollschuh- und Eiskunstlauf. Am Höhepunkt dieser Karriere bekam ich von einem Sportarzt wegen starker Rückenprobleme eine tägliche Rückengymnastik verschrieben. Letztlich war es bereits eine Kombination aus Yin- und Yang-Yoga-Übungen – und sie half. Meine Mutter hat schon seit ich denken kann eine tägliche Yogapraxis, und auch heute, im hohen Alter übt sie immer nicht täglich. Sie ist mein großes Vorbild.
Als Marketingmanagerin in einer großen Plattenfirma war ich später immer ganz dicht an den Stars und durfte mit tollen Künstlern wie Madonna, Cher und Duran Duran arbeiten. So kam es, dass ich im amerikanischen Mekka der Yogis – in Santa Monica – Bryan Kest entdeckte. Eines Tages – den Begriff Burnout gab es noch nicht – zog ich die Reißleine in meinem Traumjob als Musikmanagerin. Ich habe auch bei vielen anderen bekannten Yoga-Meistern gelernt, die größte Ehre für mich war es, Patthabi Jois, den Begründer des Ashtanga Yoga, persönlich im Unterricht erfahren zu dürfen.
Du bist International Gaiam Yoga Talent, gibst Yogalehrer-Ausbildungen und leitest zwei Studios in Hamburg. Was sind dabei die größten Herausforderungen und was bestärkt dich dabei diesen Weg immer weiterzugehen?
Andrea: Die Herausforderungen, die ich erlebe, gleichen denen aller anderen Selbständigen oder Angestellten auch. Ich frage mich, treffe ich die richtigen Entscheidungen zum passenden Zeitpunkt? Arbeite ich zuviel oder zu wenig? Gehe ich den richtigen Weg?. All das ist ebenfalls eine Praxis, nur ausserhalb der Matte.
Das positive Feedback und die vielen schönen Momente im Unterricht und in meiner eigenen Praxis lassen mich immer wieder alle Anstrengungen vergessen.
Wie unterscheidet sich Detox Power Yoga, das viele von deinen erfolgreichen DVD’s kennen, vom klassischen Power Yoga?
Andrea: Im Detox Yoga gehe ich auf ganz bestimmte Dinge ein, die im klassischen Power Yoga zwar auch vorkommen, aber nur in einem kleineren Teil einer 90 Minuten-Einheit. Während einer Detox Klasse stehen die entgiftenden Aspekte im Vordergrund. Das sind zum Beispiel das Kreieren von starker Hitze (Agni) und die intensive Organmassage, mithilfe von Drehhaltungen und Atemübungen.
Welches ist aktuell deine Lieblings-Asana und warum?
Andrea: Mein Lieblingsasana ist zur Zeit Supta Baddhakonasana, da ich in anderen Umständen bin und gerade Zwillinge erwarte. Die Übung entspannt meine Leisten, meine Babies und den ganzen Körper und lässt mich frei durchatmen.
Welche Tipps gibst du Yoga-Anfängern?
Andrea:Um dauerhaft Freude am Yoga zu haben, ist es wichtig, eine Schule zu finden, in die man gerne geht. Es kommt gar nicht so sehr auf die Stilrichtung an oder ob es gerade modern ist, es geht mehr um die Hauptlehrer. Wenn man sich mit denen wohl fühlt, steht einer erfolgreichen Lehrer-Schüler-Beziehung meistens nichts im Wege.
Was war bisher als Lehrerin dein schönstes & prägendstes Erlebnis mit einer Klasse/einem Schüler/einer Schülerin?
Andrea: Die schönsten Erlebnisse sind immer die Momente, wo Schüler sich weiterentwickeln. Vielleicht unter Tränen, aber auch durch viel Lachen, meistens aber durch tiefe innere Erkenntnis und regelmäßige Praxis. Ich freue mich immer, wenn mein Unterricht verschiedene Facetten des Lebens berührt.
Du bist bekannt für deine fröhliche und unterhaltsame Art und ich kann das nur bestätigen!! Die eine Stunde bei dir hat mir wahnsinnig gute Laune gemacht. Was ist dein Geheimnis für gute Laune und positive Stimmung?
Andrea: Meine Quelle für gute Laune ist meine Familie. Sie gibt mir Leichtigkeit und Humor mit auf den Weg. Und: ich bin jeden Morgen dem Universum so dankbar, in diesem Leben in so viel Fülle und Glück leben zu dürfen. Diese bewusste Dankbarkeit erweckt in mir jede Menge positive Stimmung.
Was rätst du angehenden Yoga-Lehrern?
Andrea: Als erstes sollten sie nicht vergessen ihre eigene Praxis regelmäßig zu machen. Und sich gleichzeitig nicht von ihrer Umwelt verunsichern lassen. Es ist schon alles gut, wie es ist. Die Routine und Erfahrung bringt dann die Sicherheit. Versucht gleich nach der Ausbildung zu unterrichten, da ist das Wissen noch frisch und abrufbar.
Was wünschst du dir in den nächsten Jahren an Entwicklung und Veränderung in der Yoga-Szene?
Andrea: Veränderung ist immer gut. Für mich bedeutet es auch Weiterentwicklung. Die Yogaszene wird im Moment immer Inhalts- und Variantenreicher und das ist auch gut so.
Liebe Andrea, ich danke dir für das ehrliche & sympathische Interview!