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Warum du öfter ausmisten solltest

Zu viele Dinge haben sich in meinem Leben breit gemacht und das schon viel zu lange Zeit. Volle Schränke, wo immer ich hin blickte. In der Küche. Im Kleiderschrank. Im Flur. Im Keller. Überall. Wann immer ich den Keller betrat, fühle ich mich gelähmt, wollte ausmisten, doch nichts ging. Wenn ich anderen davon erzählte, sagten die, ach was, bei mir ist es noch viel schlimmer. Jeden Tag mehr fühlte ich, wie mich all die Sachen förmlich erdrückten.

Oft kommen wir aus dem Schlamassel erst wieder heraus, wenn ein Umzug ansteht. Dabei würde es auch früher gehen. Nun stand ja ein Umzug an und zwar in die Emirate. Ich hätte mit allem umziehen könne, was die Bude hergab. Aber ich habe es bewusst als Chance gesehen, mal so richtig auszumisten. Dinge loszuwerden. Und was soll ich sagen:

1. Es fühlt sich famos an.
2. Es ist immer noch genug da.
3. Wahrscheinlich immer noch zu viel.

Ich möchte euch mit diesem Artikel dazu ermutigen, einmal die eigenen Schränke, das eigene Leben, anzuschauen. Euch ermutigen Platz zu machen. Denn wisst ihr was? Das Ganze macht auch noch Riesenspaß. Ich habe damit quasi aus der Notsituation heraus angefangen und habe mich mit jedem Teil, dass den Inhaber gewechselt hat, ein ganzes Stück leichter gefühlt. Und besser. Und die anderen Menschen, die etwas Neues dazu bekommen haben, haben sich auch gefreut und diese Freude hat sich auf mich übertragen.

Ihr fragt euch, wie ihr euer Zeug los werdet? Ihr denkt, den alten Mist braucht eh keiner mehr? Ha, weit gefehlt. Was für dich vielleicht alter Mist ist, sucht ein anderer händeringend.

Zum einen auf dem Flohmarkt. Da brauche ich persönlich eine dieser Freundinnen, die einen mit guter Laune überschüttet. Nach ca. 10 Minuten genervt sein, finde ich es dann auch gut auf dem Flohmarkt. Das Ankommen und hinschleppen finde ich allerdings mehr als grauenvoll. Unfassbar sind die Preise, für die man manches Teil hier verkauft. Für eine tolle Hose gibt es gerade mal 3 Euro und für eine alte verstaubte, wirklich hässliche, künstliche Blume aus meinem Keller (bitte keine Fragen, warum man so was hat) gab es 10(!) Euro.
Mein Pro-Tipp: Wenn der Käufer dich fragt: „Was kostet das denn?“ Einfach antworten: „Was würden Sie denn dafür geben?“
Hat für wunderbare Ergebnisse und für Lacher am Verkaufsstand gesorgt. Und merke, niemals alleine zum Flohmarkt, das ist sterbenslangweilig.

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Weil die Zeit aber irgendwann kurz vor dem Wegzug aus Deutschland zu knapp wurde, musste eine andere Alternative her. Und tada, ich habe einfach einen kleinen Verkauf unter Freundinnen, bei mir zuhause gestartet. Leider war das Datum etwas doof gewählt und wir waren nur zu viert, aber es hat trotzdem viel Spaß gemacht und ich habe mich gefreut, meine Sachen an besonders liebe Menschen abzugeben. So einfach, so gut.

„Aber warum gibst du all das weg, das ist noch noch gut?“, wurde ich tatsächlich des Öfteren in dieser Zeit gefragt. Von Freunden, der Familie, fast von allen. Nur wenige konnten verstehen, wie gut es tat, Dinge los zu werden. Warum? Weil ich weniger besitzen möchte. Minimalismus ist das neue Stichwort. (Vor ein paar Tagen hat Milena Glimbowski dazu übrigens auch ein Webinar bei editionf angeboten.)
Pah, denkt ihr jetzt, die ist doch jetzt in Dubai, voll minimalistisch. Ja, gerade hier ist das ein verdammt wichtiger und guter Vorsatz. Und ich muss sagen, es hat sich schon wirklich was verändert, wenn ich Geschäfte sehe. Ich frage mich oft, wie wurde das hergestellt? Ich bekomme mittlerweile wirklich ein schlechtes Gewissen bei H&M und Zara und will das nicht mehr. Es geht mir nämlich bei all dem Ausmisten, nicht nur um das Loswerden, sondern auch um ein Bewusstsein für die Dinge. Und ich stelle mir aktuell immer folgende Fragen: Will ich das? Brauche ich das? Habe ich schon etwas Ähnliches? Welches Teil darf gehen, wenn ein neues bei mir einzieht?
Das heißt nicht, dass wir besonders streng mit uns sein müssen, denn was uns Freude bereitet, insbesondere über eine längere Zeit, dass sollte auch bei uns einziehen dürfen. Aber oftmals ist ein schneller Einkauf leichter, als sich kurz zu fragen, ob man ein Teil überhaupt braucht.

Und dann gibt es da eBay-Kleinanzeigen. Nein, das ist kein Werbepost. Die App ist ja jetzt auch keine absolute Neuempfehlung, es gibt sie schon ziemlich lange, aber ich habe sie nie wirklich genutzt. Ich hatte Stuffle und das ging bei mir leider nur so mäßig. Und dann habe ich eines Tages wild ein paar Teile auf ebay-Kleinanzeigen eingestellt und ab diesem Tag war ich infiziert, hing ich fast täglich an der App beantwortete Fragen zu meinen Produkten und fühlte mich wie auf einem türkischen Basar.

Klingeling. Ah, der Mann, der die Lampe holt. Klingeling. Ah, die Frau, die den weißen Spiegel kauft. Und, wie praktisch im Vorübergehen noch einen Wäschekorb mitnimmt. Klingeling. Die geschiedene Frau, die sich komplett neu einrichten muss und direkt mal eine silberne Schale, eine Senseo-Kaffeemaschine und eine kleine Stereoanlage auf einmal mitnimmt. Klingeling. „Ohhhh, sind die schön, sind das die Nachttische??“ Die Frau mit den aufgespritzten Lippen brüllt vor Freude über ihren neusten Fund – meine alten Nachttische – den ganzen Hausflur zusammen. Und ich bin glücklich. Werde Sachen los und bekomme sogar noch was dafür. Im Verlauf meiner ebay-Kleinanzeigen-Erfolgsgeschichte (plötzlich die Nachricht, sie haben mehr als 50 Anzeigen in 3 Wochen hochgeladen – neiiiin) habe ich außerdem meine Schwester infiziert. Und ich hörte, dass im Freundeskreis ein paar alte Skier plötzlich das Zuhause gewechselt haben.

Neben den drei vorgestellten gibt es weitere tolle Möglichkeiten mit Sachen, die man selber nicht mehr haben möchte, andere Menschen glücklich zu machen. Oxfam, zum Beispiel. Auch hier habe ich kistenweise Sachen hingetragen. Zudem gibt es „cash & raus“ in Düsseldorf. Das fairhaus und das Caritas-Kaufhaus wertvoll. Und trotzdem war ich zusätzlich noch beim Recyclinghof, weil es einfach auch Dinge gab, die nirgends Verwendung fanden und die ich los werden wollte. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden Dinge einzulagern. Bei jeder Fahrt zu einem der Abnehmer habe ich mich gefragt, warum in aller Welt, hat man so viele Sachen und wo kommen die her? Im Auto fasste ich den Entschluss: Nie mehr werde ich so viele Dinge horten. Da in der nächsten Zeit viele Reisen auf dem Programm stehen, wünsche ich mir, dass alle Dinge um mich herum in zwei große Koffer, ok vielleicht in drei-vier, passen. Punkt. Nicht mehr. Davon bin ich noch etwas entfernt, aber ich arbeite dran. Aktuell lese ich übrigens „Cleaning – wie richtiges Aufräumen ihr Leben verändert“ von Aufräum-Ikone Marie Kondo. Ein Artikel dazu folgt, wenn ich durch bin.

Im Hotel in Abu Dhabi angekommen stellte ich nach den ersten Stunden Hotelzimmerschlaf erschrocken fest, dass ein Koffer fehlte. Ach du Schreck, am Flughafen vergessen. Oh nein, da ist der selbstgemachte Kalender meiner Schwester drin. Kurz checken. Nee, der ist doch im anderen Koffer und der ist hier. (Puh. Reisen macht auch senil.) Persönliche Geschenke und Andenken sind was anderes als Dinge, Kleidung und Kram. Die belasten nicht, die machen das Leben schöner. Da muss man schon unterscheiden.

Als ich also feststellte, dass der Koffer mit den persönlichen Andenken da war und ein kleiner Koffer voll mit Kleidung (Achtung! auch Lieblingsstücke drin) fehlte, wurde ich… ganz entspannt. Fast relaxt fuhren wir zum Flughafen, um nach dem Koffer zu schauen. Als ich im Taxi saß, hatte ich mich bereits mit dem Gedanken angefreundet, dass sich evtl. eine andere Person nun über meine Sachen freuen würde. Ich konnte den Koffer loslassen, die Sachen darin auch. Am Flughafen angekommen, stand mein Koffer allein und verlassen am Kofferband. Natürlich habe ich mich gefreut, aber ich wusste in dem Moment, dass ich nicht am Boden zerstört gewesen wäre, wenn er nicht auf mich gewartet hätte. Zack, du kommst erstmal wieder mit, dachte ich, aber wenn du wirklich mal verloren gehst, ist es auch nicht die Welt.

Seht das Ausmisten einfach als Yoga für eure Wohnung an. Beim Yoga misten wir unser Inneres aus, befreien uns, schaffen Platz. Denn unsere Seele braucht ein aufgeräumtes Zuhause. Im Inneren. Und auch in den eigenen vier Wänden.

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