Meine wundervolle Reise in den Süden Indiens, nach Kerala, liegt nun schon fast zwei Monate zurück. Ich finde es gar nicht so einfach darüber zu berichten. Über diese intensive Zeit dort, über das, was ich erlebt, gefühlt und gespürt habe. Über dieses wundervolle Land. Eines ist klar, ich habe mein Herz an Indien verloren, wunderbare Menschen getroffen und ich plane im Kopf schon den nächsten Trip. In diesem Artikel versuche ich euch einige Tipps für eine Reise nach Kerala zu geben.
Eine Reise nach Indien
Wie geht man eine Reise nach Indien an? Wohin überhaupt als erstes? Ehrlich gesagt habe ich einfach irgendwann entscheiden, dass ich zuerst nach Kerala reise, weil ich hier in Dubai bei unzähligen Taxifahrten mit so vielen Männern aus Kerala gequatscht habe und sich das immer gut angehört hat. Dann habe ich das ibook Yoga in India A Journey to the Top 24 Yoga Places bestellt und dachte ich erleichtere mir damit die Entscheidung. Ehrlich gesagt, nicht ganz. Nicht falsch verstehen, das Buch ist prima, aber es sind am Ende doch einige Ashrams, die einem vorgestellt werden und das macht die Entscheidung nicht leichter. Ich habe also im Vorfeld ziemlich viel gelesen und meine Lehrer und Bekannten befragt, die schon öfter in Indien waren. Bei all den Tipps sollte man Ende nach dem eigenen Gefühl gehen und sich auch ein wenig treiben lassen.
Auch durch das Treffen mit Janesh Vaidya dessen Retreat in Kerala ist, ist meine Entscheidung auf diesen Staat gefallen. Auch wenn ich letztendlich nicht in seinem wunderschönen Resort war, denn das hätte meine Reisekasse nicht erlaubt. Kerala selbst ist bekannt für scharfes Essen (ich bin ein Weichei, was scharfes Essen angeht und muss sagen es war gar nicht so heftig), Backwaters, lange Strände und unzählige Ayurveda-Spots. Ich bin von Dubai aus bis Trivandrum (THIRUVANANATHAPURAM) geflogen (von Dubai aus sind es nur 4 Stunden) und habe mir am Flughafen ein Taxi nach Neyyar Dam (ca. 37 Kilometer entfernt), dem ersten Stop meiner Reise geschnappt. Die Taxifahrt war wie erwartet ein Abenteuer: lautes Hupen, Verkehr, verstopfte Straßen, Gerüche, Farben, Feuer und ein indischer Kamikaze-Fahrer. Bereits im Flugzeug habe ich einen lustigen jungen Inder kennengelernt, der erstaunlich viel Wodka getrunken hat und mir geholfen hat ein Taxi zu nehmen. Das war mehr aus Höflichkeit, bekommt man bestens alleine hin.
Die beste Reisezeit
Das Klima in Südindien ist ganzjährig tropisch und vom Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeit geprägt. Ähnlich wie in Dubai gibt es auch hier keine Jahreszeiten. Die Trockenzeit von Oktober bis März gilt als gute Reisezeit für den Süden, wobei auch das etwas von der gewählten Route abhängt. Reise-Hochsaison in Indien ist von Dezember bis März, in dieser Zeit ist es tagsüber warm und abends kühlt es leicht ab. (Betonung auf leicht.) Allerdings sind zu dieser Zeit auch die meisten Touris unterwegs und die Preise sind höher. Ab Februar steigen die Temperaturen langsam. April und Mai sind tierisch heiß, die Luftfeuchtigkeit steigt – ich fand den Februar echt schon heftig warm und bin eher unempfindlich was Hitze angeht. Aber gerade zum Yoga war es teilweise tierisch, Hot Yoga. Ab Juni beginnt die Monsoon-Zeit mit starken Schauern.
Neyyar Dam – 2 Wochen im Ashram
Eines war von Beginn meiner Reise an klar, ich wollte einen Teil der Reise im Ashram verbringen. In Neyyar Dam war ich die ersten 12 Tage im Sivananda Ashram. Eine Übersicht aller Sivananda Ahsrams findet ihr hier. Der Ashram ist wundervoll angelegt, wie ein großer grüner Park mit einer kleinen Tempelanlage, einer wundervollen Meditations- und Yogahalle und viel Platz für Besucher. Es gibt mehrere Gäste-Häuser, in denen Yogis schlafen können. Schlafsäle mit ca. 10- 15 Betten in einem Raum oder einfach Zimmer für zwei, mit oder ohne Klimaanlage. Da kann sich jeder das aussuchen, was passt. Ich habe mich für ein Zweier-Zimmer mit Bad und Klimaanlage entschieden. Die Yogakurse im Ashram fangen immer am 1. und am 16. eines Monats an. Es gibt einen Anfängerkurs für Einsteiger und einen Kurs für Fortgeschrittene. Ansonsten folgt man hier dem klassischen Tagesablauf eines Ashrams: Frühes Aufstehen für den ersten Satsang um 06.00 Uhr, kurze Teepause, danach die erste Yogapraxis und dann gibts Frühstück. Nach dem Frühstück geht jeder seinem zugeteilten Karma-Dienst nach. Danach hat man je nach Karmadienst etwas frei und dann gehts weiter mit einer offenen Yoga-Übungsstunde, Theorie-Klassen, kurzer Teepause und dann folgt die zweite Yogastunde des Tages. Nach der Praxis hüpft man zum Abendessen und später steht dann der Abend-Satsang an. Dieser Ablauf wiederholt sich jeden Tag und nur am Freitag hat man frei und darf den Ashram verlassen.
Ansonsten gibt es in Neyyar Dam den Fluß Neyyar, der umgeben ist von Palmen, wunderschöner Natur und wilde Krokodile beherbergt. Manch einer sagt, es gibt keine mehr, alles easy, wieder andere raten vom Schwimmen im Fluß ab. Und von fern hört man im Ashram öfters mal die Löwen aus dem Lion Safari Park gegenüber brüllen.
Tipps in Neyyar Dam:
– Direkt neben dem Ahsram gibt es einen kleinen Straßenladen, hier gibts Cafe & Bananabread für diejenigen, die es nicht ohne aushalten
– Ein Spaziergang am Fluß entlang ist fein und wer Zeit hat, sollte eine Bootstour machen
Kovalam – Leuchtturmromantik & Ayurveda
Nach meiner Zeit im Ashram bin ich weiter nach Kovalam. Ich habe mir mit einer Frau aus dem Ashram ein Taxi geteilt, das war am einfachsten. Kovalam ist ein kleines altes Fischerdörfchen, ca. 1 Stunde Autofahrt von Neyyar Dam entfernt. Ich fand die Fahrt dorthin total schön und hatte den Tipp von einer lieben Frau aus dem Ashram bekommen, die mir dort eine Yogalehrerin empfohlen hat. Also habe ich vom Ashram aus mit Padma von Pinkflowers geschrieben und über sie ein Hotel gebucht. Statt geplanter 6 Tage bin ich hier jedoch nur drei Tage geblieben, weil ich leider nicht bei Padma selbst Yoga praktizieren konnte. Sie hat zu der Zeit ein Teacher Training gegeben und bei ihren beiden Vertretungslehrern habe ich mich nicht 100% wohl gefühlt. Das Pinkflowers ist eine schöne Shala, inmitten von Palmen und wenn man direkt nebenan wohnt, hat man hier sicher ein feines Yogaerlebnis. Mein Hotel war ein paar Minuten Fußweg entfernt und lag direkt an der Strandpromenade. Die Unterkunft war fein, aber für indische Verhältnisse etwas teuer.
Der Lighthouse Beach in Kovalam ist schön, die Wellen hier sind ziemlich stark, man muss etwas aufpassen und kann nicht allzu weit raus schwimmen. Die Stimmung hier ist ruhig & entspannt. Die meisten Besucher sind etwas älter und kommen für Ayurveda-Behandlungen her. Besonders schön sind die vielen kleinen Gassen, in denen man sich abends schnell verläuft und die unzähligen Shops. Yoga wird hier an mehreren Plätzen angeboten, meist Sivananda-Yoga.
Tipps in Kovalam:
– Unbedingt ins ABC Cafe direkt an der Strandpromenade. Gutes Essen, günstig und lustige männliche Bedienungen ;-) ich war fast jeden Abend hier.
– Das Beatles Cafe, ebenfalls an der Promenade, ist nett um gemütlich zu sitzen und dabei aufs Meer zu schauen. Gut für Cafe oder Tee.
– Auf dem Dach des Hawah Beach Resorts unterrichtet Ajaya Kumar eine Mischung aus Hatha und Ashtanga Yoga.
– Das Swiss Cafe ist ein feines Cafe mit einer schönen Aussicht.
– Rauf auf den Leuchtturm klettern, um einen Blick von ganz oben auf Kovalam zu bekommen.
Varkala – ein Hippietraum mit Kliff
Nach drei Tagen Beachlife in Kovalam bin ich nach Varkala weitergezogen. In Kovalam habe ich einige Leute aus dem Ashram wieder getroffen. Wenn man als Backpacker alleine reist, ist man nicht zwingend allein, man trifft oft Leute wieder, kann sich verabreden und oft kreuzen sich die Reiserouten ganz automatisch. Ich hatte keine Unterkunft in Varkala gebucht und bin dem Tipp einer freundlichen Russin gefolgt, die zuvor im Hostel Panchavadi We Care gewohnt hat. Das Hostel liegt etwas vom Zentrum Varkalas entfernt, wenn man zu Fuß laufen möchte, ist aber eine feine Unterkunft, die von Vater und Sohn betrieben wird. Die beiden sind ganz süß und sehr bemüht. Und es gibt immer die Möglichkeit sich eine Rikscha zu mieten, um von A nach B zu kommen. Ich habe in Varkala an einigen Tagen einen Ashram besucht, der dort für einige Zeit gastiert hat und war daher immer früh auf dem Beinen. Daher war die Entfernung dann etwas zu weit und ich habe meine Unterkunft nochmal gewechselt und bin ins Ashiyana Guest House am North Cliff umgezogen. Ich hatte Glück und habe dort ein tolles Zimmer für wenig Geld bekommen und mich bei dem netten Besitzer sehr wohl gefühlt.
Varkala ist ein Traum, ich habe mich sofort verliebt. In alles. Die Cafes. Das Meer. Den Vibe. Die kleinen Straßen und Geschäfte. Zudem habe ich nach ein paar Tagen den wunderbaren Yogalehrer Joseph gefunden, dessen Praxis mich umgehauen hat. Zweimal am Tag bei ihm zu praktizieren war ein Knaller. Wegen ihm habe ich meine Reiseroute spontan geändert, mein gebuchtes Zugticket in den Wind geschossen und bin länger in Varkala geblieben als geplant.
Ich würde, wenn ihr einen Aufenthalt in Varkala plant, nur für die ersten Tage ein Zimmer buchen und dann spontan schauen, was euch gefällt. Varkala ist ein Traumplatz, ein Hippieörtchen deluxe und es gibt viele schöne Hostels und Hotels. Ich will unbedingt wieder hin!!
Tipps in Varkala:
– Der Coffee Temple ist der Treffpunkt für Europäer in Varkala, hier kann man bedenkenlos Shakes mit Eiswürfeln trinken oder Salat essen.
– Im Drifters Cafe gibt es den besten Porridge und die leckersten veganen Pancakes, die ich je gegessen habe! Super schönes Plätzchen, super nette Bedienung & Köchin.
– The Juice Shack ist prima, wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist.
– Das Taste of Kera ist ein kleines Kiosk, direkt am Strand. Hier gibt es leckere Kokosshakes und der Besitzer ist super freundlich.
– Nicht weit entfernt vom Taste of Kera ist das Theeram, ein indisches Restaurant mit Blick aufs Meer, lecker!
– Unbedingt bei PranamYogaJoseph zum Yoga vorbeischauen
Mein Yoga-Fazit:
Kerala ist ein feines Ziel für alle, die zum ersten Mal nach Indien reisen. Ich habe mich an allen Spots wohl gefühlt. Du solltest wissen, dass im Süden hauptsächlich Sivananda Yoga praktiziert wird. Das war mir vor meiner Reise nicht ganz klar. Auch wenn manchmal von Vinyasa die Rede ist, ist es am Ende doch meist Sivananda. Das fand ich mal gut, mal blöde, aber am Ende habe ich den Stil dort lieben gelernt. Wie immer ist es gut, sich erst mal auf alles einzulassen und dann weiter zu sehen. Joseph, der großartige Lehrer von dem ich oben erzählt habe, kommt ebenfalls aus dem klassischen Sivananda unterrichtet aber seinen eigenen Style, sehr advanced, wie eine yogische Spielwiese.
Der zweite Teil meiner Reise hat mich nach Tiruvannamalai geführt, auch darüber werde ich bald berichten.