Es gibt Tage, da ist mir nicht nach quatschen, obwohl ich ein kommunikativer Mensch bin. Da ist mir nach Stille, Innenschau und einfach wenig reden. Das hat weniger mit Traurigkeit als mit der Tatsache zu tun, dass ich diese Tage brauche, um friedvoll zu sein. Außerdem sind diese Tage für mich ein wichtiger Bestandteil meiner spirituellen Praxis.
In die Stille eintauchen
Vielleicht kennst du das Gefühl, dass es dir an manchen Tagen etwas viel wird dich ständig auszutauschen und zu sprechen. Ich fand es eine ganze lange Zeit auch anstrengend neue Leute kennenzulernen und immer wieder dieselbe Geschichte abzuspulen, wer ich bin und was ich mache. Ich hatte schlichtweg keine Lust auf „Socializing“. Wer mich kennt, der weiß, dass ich offen und kommunikativ bin – aber diese Seite gibt es eben auch.
Menschen, die schweigen ordnen wir gern mal als verschlossen oder traurig ein. Und für viele ist Schweigen kaum auszuhalten. Wir entwickeln das Gefühl, dass etwas nicht stimmt oder dass wir was falsch gemacht haben, wenn jemand in unserer Umgebung schweigsam ist. Dabei kann Schweigen uns zu großem inneren Frieden führen. Es geht darum, weise zu überlegen, was wir sagen oder ob es gerade nötig ist drauf los zu plappern, nur um Stille zu füllen, die wir vielleicht selbst nicht aushalten können.
Wenn du dieses Bedürfnis kennst oder verspürst, gehe dem nach. Das geht natürlich je nach Beruf und Alltag nur bedingt. An Tagen, an denen ich zwei Klassen unterrichte, bin ich den Rest der Zeit gerne schweigsam. Und wenn ich an einem Tag viel telefoniere oder mich über bewegte Themen austausche, ist mir abends auch eher nach einem Buch als nach quasseln.
Mauna – Stille praktizieren
Das Sanskrit Wort „Mauna“ steht für Schweigen und Stille. Du kannst Mauna als Vorsatz ansehen und zum Beispiel jeden Tag eine Stunde lang versuchen nicht viel zu sprechen. Wenn du Mauna praktizierst, solltest du auch dein Handy links liegen lassen, keine Nachrichten schreiben, kein Social Media – sprich keine Kommunikation nach außen. Dich einfach von nichts ablenken lassen.
Mauna kannst du aber auch praktizieren, in dem du einmal im Jahr ein Schweige-Seminar oder ein sogenanntes Stilleretreat besuchst oder einfach mal ein Essen schweigend einnimmst. Oder indem du wie ich für eine gewisse Zeit in einen Ashram gehst. Denn Schweigen in einer Gruppe ist tatsächlich einfacher als alleine.
Pratyahara, der Rückzug der Sinne, ist ein Prozess, bei dem wir uns von außen nach innen bewegen. Die äußeren Geräusche werden zwar wahrgenommen, aber nachdem wir diese eine Weile gehört haben, beschäftigt sich der Geist mit anderen Dingen.
Probiere doch einfach mal aus, wie es sich anfühlt ab und an in Stille zu sein.