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Interview mit Stefanie Arend: „Yin Yoga kann großen inneren Frieden schenken.“

Yin Yoga ist eine wundervoll erdende Praxis, ein Ausgleich zu unserem trubeligen und oft sehr yanglastigen Leben. Ein Ankommen, Loslassen und zur Ruhe kommen. Wenn die Akkus mal so richtig leer sind, ist eine Yin Yoga-Stunde wie ein Geschenk an dich selbst. Stefanie Arend ist Yin Yoga-Lehrerin, leitet Teacher-Trainings und hat viele wunderbare Yin-Yoga-Bücher veröffentlicht. Wie sie zum Yin Yoga und Bücher schreiben gekommen ist und was sich bei ihr ganz persönlich durch Yin Yoga verändert hat, erzählt sie im Interview. Es ist, als ob man beim Lesen ihrer Worte schon ganz ruhig und still wird.

Liebe Stefanie, wie bist du zum Yin Yoga gekommen?

Stefanie: Anatomie war schon lange eins meiner Herzensthemen und deshalb habe ich mir vor vielen Jahren die Anatomie-DVD von Paul Grilley angeschaut. Ich fand ihn als Lehrer großartig und habe einfach mal gestöbert, was es noch von ihm gibt. Dadurch bin ich auf seine Yin-Yoga-DVD gestoßen. Ich war so berührt von dieser Yogapraxis, dass ich mich kurz darauf schon für die Ausbildung bei Paul angemeldet habe.

Was hat bei dir den entscheidenden Anstoß gegeben dich neben der Yang-Praxis mehr und mehr einem ruhigen Stil hinzugeben?

Stefanie: Ich war jahrelang sehr im Yang verankert, sowohl in meinem Alltag und in meinem Job wie auch in meiner Yogapraxis. Ich habe ausschließlich Yang-Stile unterrichtet und stand eines Abends völlig kraftlos vor einem meiner Power-Yoga-Kurse. Ich hätte am liebsten geweint und mich zurückgezogen statt zu unterrichten. Ich habe mich total leer und ausgepowert gefühlt. Das war für mich ein klares Zeichen, etwas in meinem Leben und in meiner Praxis zu verändern.

Magst du uns kurz erzählen, worum es in deinem neuesten Buch „Gesund durch Yin Yoga“ geht und was die Leser erwartet?

Stefanie: In „Gesund durch Yin Yoga“ beschreibe ich einerseits die einzelnen Yin-Yoga-Übungen, zeige unterschiedliche Varianten dazu und erkläre die jeweiligen Wirkungen. Ich gehe aber auch auf andere Themen ein wie die Meridiane, verschiedene Faszien-Übungen oder Ernährungstips. Was dieses Buch jedoch grundlegend von meinen anderen Büchern unterscheidet, sind die vielen zusammengestellten Yin-Yoga-Sequenzen zu einzelnen Beschwerdebildern unter Berücksichtigung einer ganzheitlichen Herangehensweise. Ich habe sie zusammen mit der TCM-Ärztin Dr. Angela Montenegro erarbeitet.

Kannst du drei Dinge benennen, die sich bei dir speziell durch Yin Yoga verändert haben?

Stefanie: Mein Körpergefühl bzw. das Ausmerzen meiner Rücken- und Knieschmerzen, meine Achtsamkeit im Alltag und die Tiefe meiner Meditationspraxis.

Warum fällt es den meisten Menschen deutlich schwerer eine ruhige Yin-Klasse zu besuchen als eine anstrengende Vinyasa-Klasse?

Stefanie: Ich finde, im Yin Yoga begegnet man sich selbst mehr als im Yang Yoga. Im Vinyasa ist man viel mehr in Bewegung und fokussiert sich dadurch sehr auf den Körper. Im Yin Yoga lernt man, mit der Stille zurecht zu kommen und mit dem, was in den Übungen in einem auftauchen kann. Das kann auch schon mal unangenehm sein, aber es kann einen großen inneren Frieden schenken, wenn man die leise Stimme seiner Seele wahrnimmt und ihr zuhört, um herauszufinden, was sie sagen möchte.

Du hast bereits mehrere Bücher veröffentlicht, wie ist es zu deiner Autoren-Karriere gekommen?

Stefanie: Das war eigentlich gar nicht geplant. Aber nach meiner Ausbildung bei Paul Grilley hat es so sehr in meinem Kopf gesprudelt, dass ich all diese wundervollen Inspirationen aufschreiben wollte, um nichts davon zu vergessen. Als ich fertig war, war ich überrascht, dass es wie ein Buch gewirkt hat. Ich habe es dem Schirner Verlag geschickt und wurde gleich am nächsten Tag zurückgerufen mit der Zusage, dass sie es veröffentlichen möchten. Da es das erste Yin-Yoga-Buch in deutscher Sprache werden sollte, war ich natürlich megahappy darüber. Die Resonanz darauf war so überwältigend, dass schon bald das nächste Buch gefolgt ist.

Wie sieht deine aktuelle Yogapraxis aus, ist die meist Yin oder immer auch Yang-lastig?

Stefanie: Ich praktiziere zwar auch noch Yang Yoga, aber Yin Yoga nimmt den größeren Raum in meiner persönlichen Praxis ein. Wahrscheinlich auch, weil ich neben Yoga gerne noch andere aktive Sportarten praktiziere wie tägliches Trampolinspringen oder Fitness-Übungen.

Welcher Lehrer hat dich auf deinem Weg am meisten inspiriert und warum?

Stefanie: Ich habe viele Ausbildungen gemacht, aber Paul Grilley war für mich der Lehrer, der am meisten in mir bewegt hat. Er hat mich gelehrt, alles zu hinterfragen und meinen eigenen Yogaweg zu finden. Ich bin so unglaublich dankbar für all das, was ich von ihm lernen konnte. Durch ihn habe ich gelernt, was Yoga wirklich bedeutet.

Hast du einen Tipp für tolle Yin Yoga-Lehrer in Deutschland, bei denen die Leser praktizieren können? (Vielleicht ein spezielles Retreat oder einen Workshop…)

Stefanie: Yin Yoga ist in Deutschland sehr populär geworden und die meisten Yogastudios bieten regelmäßige Kurse an. Ich habe inzwischen wahrscheinlich mehr als 1000 Yogalehrer auf ihrem Yin-Yoga-Weg begleitet und bin mir sicher, dass sie diesen Stil gewiss sehr liebevoll weitergeben. Im Endeffekt entscheidet aber doch das Bauchgefühl, ob ich mit einem Lehrer gut zurecht komme oder nicht. Deshalb rate ich immer dazu, eine Schnupperstunde zu besuchen und zu schauen, ob man in Resonanz geht oder nicht.

Warum ist deiner Meinung nach Loslassen der Schlüssel zum Glück? Und in welcher Asana kann dein Körper am besten loslassen?

Stefanie: Ich denke, dass wir sehr oft an Vergangenem festhalten und uns somit selber daran hindern, wachsen und uns weiterentwickeln zu können. Wenn ich loslasse, schaffe ich Raum für Neues, das entstehen möchte. Außerdem fühlt es sich unglaublich befreiend an, bewusst loszulassen. Das kennt wahrscheinlich jeder, der schon mal richtig ordentlich ausgemistet hat. Ich liebe besonders die Hüftöffner wie den liegenden Schmetterling (Supta Baddha Konasana) oder die Libelle (Upavishta Konasana).

Welches Buch liegt aktuell auf deinem Nachttisch?

Stefanie: Im Moment lese ich „Erinnerungen an den Himmel“ von Wayne W. Dyer. Es handelt von Erinnerungen kleiner Kinder an die Zeit vor ihrer Geburt und ich finde es sehr berührend.

Wie sorgst du an einem schlechten Tag für positive Stimmung?

Stefanie: Glücklicherweise sind die „schlechten“ Tage bei mir sehr selten, da ich mich in meinem Leben wirklich reich beschenkt fühle. Wenn es aber doch mal so ist, dann mache ich es mir immer wieder bewusst, für was ich alles dankbar sein kann. Das verändert den Blickwinkel wieder sehr schnell zurück in eine positive Richtung.

Liebe Stefanie, ich danke dir sehr für das feine Interview.
Ihr findet Stefanie auf Instagram, Facebook und mehr zu den Teacher Trainings & Workshops gibts auf ihrer Website.

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