Schlechte Laune überträgt sich ja gerne mal. Oder kann andere aus dem Konzept bringen. Meine Stunden sind immer so, wie es mir gerade geht. Bin ich obenauf, dann fließt das alles nur so. Herrlich. Wenn ich aber selbst hadere, meine Gedanken abschweifen, zweifele, dann läuft es nicht immer 100%, wie ich mir das vorstelle. Wenn dann ein Schüler dabei ist, der einen schlechten Tag hat, vielleicht was anderes oder jemand anderen erwartet hat, dann ist das eine Herausforderung.
Das Universum schickt alles zurück
Ich glaube fest daran, dass wir alles an der ein oder anderen Stelle zurückbekommen, egal ob gut oder schlecht. Ich habe auch in einer Phase intensiv Yoga praktiziert, in der meine Gedanken oft dunkel und negativ waren. Habe nicht immer von einem Ohr zum anderen gelacht. Und neige sowieso dazu komische Sachen mit meinem Gesicht zu machen, die gar nicht dem entsprechen, was ich in dem Moment denke. So sagte meine Lehrerin auch mal zu mir „Puh, du hast am Anfang immer so böse geschaut, ich dachte du findest den Unterricht mega kacke.“ Und so geht mir das heute auch öfter mal.
Manchmal kommen Menschen in die Stunden, die haben eine Laune, dass es nur so kracht. Also im negativen Sinne. Wer als Yogalehrer arbeitet hat oft ein Händchen für sowas, spürt die Energie und nimmt diese kleinen Details und Schwingungen wahr. Manchmal wünschte ich mir ich könnte das wie das Licht im Raum an- und ausknipsen. So betrat neulich ein Mädel den Raum, da war mir schon anhand der Körpersprache klar, die Laune könnte besser sein. Die Schülerin war fortgeshritten in ihrer Praxis, hatte Erwartungen an die vor ihr liegende Stunde und das löst dann manchmal ganz automatisch auch einen gewissen Druck bei mir aus. Das ist das Feine im Yoga, dass wir genau an solchen Themen arbeiten können.
Besondere Fürsorge
Jetzt könnte man sich denken: „Puh, das muss ja wohl nicht sein.“ oder „Yogis sollen doch immer gute Laune versprühen.“ oder oder. Viele Szenarien sind möglich. Ich habe mich an diesem Tag dazu entschieden, nicht zu denken, nicht zu urteilen, neutral zu beliben und dieser Schülerin all meine Hingabe und Fürsorge zu widmen. Nicht ohne auf den Rest der Klasse einzugehen natürlch, aber ich habe ihr in dieser Stunde ein paar extra Adjustments gegeben. Denn letztendlich ist es doch das, was wir alle brauchen, wenn die Laune und das Wohlbefinden im Keller festhängen: Fürsorge und Verständnis.
Es hat an diesem Tag geklappt. Das tut es nicht immer. Aber ich freue mich immer, wie ein kleines Kind (auch wenn ich mich manchmal nicht über Standarddinge freuen kann, die andere Menschen happy machen – über so was kann ich förmlich jubeln) wenn Menschen schlecht gelaunt oder grimmig zum Yoga kommen und am Ende ganz weich und mit einem Lächeln im Gesicht den Raum verlassen. Herrlich!
Was wir tun können …
… wenn wir die grollende Schülerin sind: Sitzen, atmen und einmal alles rauslassen, was sich nicht gut anfühlt (also, in Stille versteht sich). Und dann ein Lächeln nach rechts und links und in alle Himmelsrichtungen senden! Denn es ist kurz vor oder kurz nach Yoga.
Was wir tun können, wenn wir der Lehrer sind: Sehen. Alles und jeden als Segen ansehen, als Bereicherung.
#iacceptthechallenge
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