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KOLUMNE: Tränen im Nagelstudio

Ich gehe zur Pediküre. Habe ich in Deutschland schon gemacht, mal mehr mal weniger regelmäßig. Früher oft nur im Sommer, hier ist aber ja immer Sommer. Und seit ich Yoga unterrichte und ständig meine Füße zeige, achte ich noch etwas mehr drauf. Ich sitze also in einem weißen kleinen Sessel und quatsche ein wenig mit Sally. Der Fachfrau für Nägel, in Dubai nennt man das übrigens „Therapist“.

Wenn du nun einen Artikel erwartest, in dem ich dich über Nagelhaut, Nägel im allgemeinen und die neuesten Nagellackfarben aufkläre, muss ich dich leider enttäuschen. Denn das hätte mir wohl kaum Tränen entlockt, die man aber ganz ehrlich, auch an jedem anderen Ort der Welt weinen könnte.

Die Unterschiede in Dubai sind groß. Das wusste ich vorher. Hier gehen die Menschen zu Chanel, wie in Deutschland zu Budni oder verdienen als Taxifahrer so wenig, dass sie mit sieben anderen Menschen in einem Zimmer leben. Da gibt es nix zu beschönigen, das ist so. Das geht mir nah. Besonders wenn es zu den Menschen ein Gesicht gibt, wenn die Geschichte persönlich wird.

Meine Therapistin Sally ist 38 Jahre alt und zuerst lachen wir ein bisschen über meine eingerissene Nagelhaut an beiden Daumen (irgendwie bin ich in der letzten Zeit nervös und kaue da ständig dran raum) und über einen tellergroßen blauen Fleck an meinem rechten Unterarm, den ich noch nicht kannte. Irgendwie waren das so die beiden Eisbrecher zwischen uns. Manchmal geht die Unterhaltung dann nicht weiter, weil es mit dem Englisch vielleicht schwierig ist, aber Sally spricht fließend.

Sally  ist 38 Jahre. Sie kommt von den Philipinen (manchmal habe ich hier generell eher das Gefühl ich bin auf den Philippinen, weil so viele ihrer Landsleute hier leben) und ist seit drei Jahren hier. Sie findet Dubai dufte, denn vorher war sie in Saudi Arabien. Da ist alles deutlich strenger, denn da kann man die schöne Kleidung, die es in den Geschäften gibt, nicht tragen, sagt sie. Wobei das für Sally, eigentlich auch in Dubai keine Rolle spielt, denn mehr als ein Geschirrhandtuch kann sie sich hier wahrscheinlich nicht kaufen.

Drei Kinder hat sie. 17,16 und 11. Alle drei leben auf den Philipinen. Es ist keine Seltenheit das hier Väter oder Mütter leben, um zu arbeiten und das Geld zu ihren Kindern und der Familie nach Hause senden. Einige von den Philipinen, viele aus Pakistan, andere aus Indien. Dubai ist eine Stadt, in der sie leben um Geld zu verdienen, um zu Hause ihre Familien durchzubringen. Sally ist noch dazu allein erziehend, was dem Ganzen die Krone aufsetzt. Alle drei Kinder gehen noch zur Schule und leben bei ihrer Mama. Mir steigen das erste mal Tränen in die Augen, als sie mir erzählt, dass sie ihre Kinder ca. einmal im Jahr sieht. Weil die Flüge teuer sind, sie aber vor allem keinen Urlaub bekommt. (Sie macht normalerweise diese Nägel mit Gel und die sind stark gefragt in crazy Dubai – da gibts dann einfach keinen Urlaub. Ich möchte nach diesem Gespräch Frauen die hässlichen Gelnägel von den Fingern reißen.)

Meine letzte Woche hier war irgendwie so lala. Ich hing etwas durch, die Selbstzweifel, vieles ist anders und hach ja, es dauert einfach auch bis man in so einer Stadt ankommt. Das Leben eben. Manchmal ist es nicht leicht. Allerdings frage ich mich nach diesem Gespräch, ob ich sie eigentlich noch alle habe. Denn mein Leben ist leicht. Ich habe in der Tat keine Ahnung, was Menschen durchmachen. Ich habe keinen Schimmer.

Sally arbeitet in diesem Studio und sendet all das Geld, das sie dort verdient zu ihren Kindern, damit diese zur Schule gehen  können und eine Ausbildung haben. Der Vater der Kinder kümmert sich nicht, beide haben sich vor 8 Jahren getrennt. Sie kommt alleine für alles auf. Pro Kind zahlt sie monatlich ca. 120 Euro für die Schule. Sie hat drei. Denkste. Sie zahlt für fünf. Denn sie versorgt auch noch die beiden Kinder ihrer Schwester mit, die im letzten Jahr überraschend an Krebs gestorben ist. „Ich liebe meine Schwester so. Ich kann ihre Kinder doch nicht hängen lassen. Keiner schickt sie zur Schule.“

Jetzt weinen wir beide.

Wie das alles funktioniert mit einem Nagelstudio-Job und einem Leben in Dubai? Gar nicht. Sally hat nämlich nicht nur ein großes Herz und ist so ungefähr die stärkste Frau, die ich bisher kennenlernen durfte, sie hat auch Ideen. Neben ihrem Job kocht Sally für alle Mitarbeiter in allen Nagelstudio-Filialen Essen und verkauft dieses. Nach dem Studio-Job gehts in den Supermarkt, dann kauft sie ein, kocht zu Hause und bereitet alles vor. Um 1 geht sie ins Bett und um fünf Uhr morgens steht sie wieder auf. Vier Stunden jede Nacht. Morgens verteilt sie das Essen dort wo sie wohnt oder bringt es den Menschen an den Bus, verteilt es in ihrer Filiale. 12 Dirham, also ca. drei Euro gibt pro Essen und es ist für sie ein wichtiger Zuverdienst, ohne den das alles nicht klappen würde.

Sally liebt es zu kochen, das ist das Gute daran. Sie strahlt, wenn sie davon erzählt. Sie sagt, es sei alles ganz schön hart, manchmal habe sie Angst, dass sie irgendwann einfach nicht mehr kann. Aber sie muss doch. Wir weinen schon wieder, also versteckt und heimlich für uns, versteht sich. Sie sagt, manchmal brauche sie einfach nur jemanden, der ihr zuhört. Ihre Freundinnen haben manchmal so wenig Verständnis, das tut ihr weh. Und ihre Kinder weinen so oft und fragen wann sie nach Hause kommt. Und schicken so viele SMS und fragen nach Geld.

Ich kann es nur noch mal sagen, ich habe keine Ahnung. Ich schäme mich fast. Das es uns in Deutschland so gut geht, aber wir trotzdem so oft so miesepetrig sind. Ich würde Sally in dem Moment am liebsten alles geben, was ich habe. Ich stehe auf und es fühlt sich so an als hätte ich auf der Therapeuten-Couch (also auf der anderen Seite) und nicht im Nagelstudio-Stühlchen gesessen.

Ich drücke Sally. Ganz fest. Sie lässt kurz los, ihr Körper entspannt sich, sie schließt die Augen.

„Danke“, sagt sie „Kommen Sie bald wieder?“. Ja, sage ich.

Meine Learnings, die ich gerne mit dir teilen möchte:

  1. Interessiere dich für das Leben deiner Mitmenschen. Wir sind alle eins, keiner besser, keiner schlechter.
  2. Nicht immer können wir jedem Geld zustecken und wir können auch nicht das Leben vieler armer Menschen verändern oder retten, das ist mir bewusst, aber wir können zuhören. Verständnis zeigen. Egal für wen. Ohne zu urteilen. 
  3. Sieh hin. Egal, wo du bist. 

Playlist #1

Ihr Lieben, in diesem Format geht es um die MUSIK. Es gibt nichts Schöneres als gute Musik zu hören. Musik macht mir immer gute Laune, ist je nach Stimmung mal laut oder leise, bringt mich wieder auf die Beine oder lässt mich einschlafen. Ich habe festgestellt, dass das Musikhören bei mir ein wenig gelitten hat. Früher hatte das mal viel mehr Aufmerksamkeit. Das möchte ich wieder ändern, unter anderem mit einer monatlichen Playlist auf dem Blog.

Im März stehe ich auf meine persönliche Neuentdeckung Xavier Rudd, der ist hier in der Playlist gleich zweimal dabei. Mit Xaviers komme ich ganz gut klar, der hier ist ein australischer Singer- und Songwriter. „Follow the Sun“ bringt euch durch trübe Tage, ganz sicher.

Und ja, die Playlist eignet sich auch für eine Yogastunde bei euch zu Hause, bei der ihr am Anfang ganz gemütlich rein startet und dann in der Mitte schön fließen könnt, um euch am Ende dem Cool Down und der Savasana-Praxis hinzugeben. Meine Playlists enthalten aktuell auch viel Yoga-Mucke, das wird aber nicht immer so sein, sondern je nach Stimmung auch wechseln.

#musicmakesmelaugh

Lesen macht weise – meine Buchtipps

Ich finde wir können gar nicht genug Zeit damit verbringen ein gutes Buch zu lesen. Nichts regt mich mehr zum Nachdenken an, entspannt meinen Geist und inspiriert mich. Dabei sollte man sich nicht grämen auch mal ein Buch beiseite zu legen, wenn es nicht so richtig zu einem passen will, statt sich zu lange daran abzumühen. Diese drei Bücher haben bei mir in den letzten Wochen einiges bewegt und freigesetzt.

OSHO: Body Mind Balance

„The body is the visible soul, and the soul is the invisible body.“

Dieses Zitat von OSHO zu Beginn des Buches erklärt ganz wunderbar, was einen als Leser auf den nächsten Seiten erwartet. Unser Körper und unser Geist sind untrennbar miteinander verbunden. Nur auf die Gesundheit des Körpers zu achten und den Geist zu vernachlässigen, hilft wenig und andersherum. Wir können lernen die Zeichen unseres Körpers zu verstehen. Woher kommen die Schmerzen im Rücken oder im Nacken? Was ist der Auslöser und wie kann ich behutsam mit meinem Körper in einen Dialog treten?
Unser Körper ist ein Geschenk, ein wahres Wunderwerk, ein komplexer Mechanismus, den es so nur einmal gibt. Trotzdem schaden wir unserem Körper, leiden statt zu lieben und erkennen oft erst spät, dass wir unseren Körper so lieben sollten, wie er ist. Yes, ein langer Weg. Ich finde dieses Buch leistet einen guten Beitrag dazu.  Noch nie von Osho gehört? Dann wird’s höchste Zeit. Osho war ein indischer Philosoph und ist einer der größten spirituellen Lehrer unserer Zeit. Bei Body Mind Balance*  ist übrigens auch eine Meditations-CD mit dabei. Ich konnte bisher noch nicht reinhören, denn verrückt, alle meine apple-Geräte haben keinen CD-Player.

Stefanie Arend: „Yin Yoga- Der sanfte Weg zur inneren Mitte“

Yin Yoga ist ein wundervoller Yogastil, bei dem die Entspannung und das Loslassen sowie das Arbeiten mit tieferliegenden Muskelschichten im Vordergrund steht. Stefanie Arend ist sozusagen die deutsche Yin Yoga-Koryphäe. Sie hat ihre Ausbildung bei Paul Grilley, einem der Urväter des Yin Yoga, absolviert und teilt ihr Wissen über den sanften Yogastil seitdem in wundervollen Büchern. „Yin Yoga – Der sanfte Weg zur inneren Mitte„* ist ein Praxis-Buch mit Bildern zu den einzelnen Asanas und erklärenden Texten. Zudem gibt die Autorin am Anfang eine generelle Einführung ins Yin Yoga, die Bedeutung der Meridiane und die Wirkungsweisen.

„Es ist wichtig in allen Bereichen unseres Lebens ein gesundes Maß zu finden, um in unsere Mitte zu kommen. Dazu braucht man Yin ebenso wie Yang.“

Das Buch ist eine feine Lektüre für alle, die sich mit Yin Yoga auseinandersetzen wollen und ein wunderbares Nachschlagwerk für zuhause.

OSHO: Freedom – The Courage to Be Yourself

Ich liebe dieses Buch. Als ich es fertig hatte, habe ich ernsthaft überlegt, es gleich nochmal von vorne zu lesen. So viele wunderbare Situationen, erhellende Momente und weise Ratschläge findet man selten in einem Buch.

„Not a single person is born into the world who has no certain capacity which will  make him proud, who is not pregnant with something to produce, to give birth to something new and beautiful to make the existence richer. There is no single person which has come into the world empty.“

Wie schließe ich Frieden? Mit mir, meiner Umwelt, dem Leben – auf diese sicher nicht einfachen Fragen findet OSHO weise Antworten. Dazu unterteilt der indische Philosoph Frieden in drei Stufen: „freedom from“, „freedom for“ und „just freedom“. Und ermutigt uns dazu uns auszuleben, so wie wir sind. Es braucht Mut, der zu sein, der du bist – aber es lohnt sich.  Hier* findest du die englische Version.

Lesen macht glücklich!

*In diesem Artikel arbeite ich mit Amazon Affiliate-Links. Wenn du über diesen Link dein Buch bestellst, erhalte ich dafür einen kleinen Werbekostenerstattungszusatz. Du zahlst dadurch nicht mehr und hilfst mir den Blog zu finanzieren.

Meine Top 5 im März

Der März ist für mich der Monat NACH meiner Indienreise. Ein Monat des Zurückkommens in meine neue Heimat, die ich selbst kaum kenne.  Auch ein Monat, in dem ich Altes überdenke und Neues auf den Kopf stelle. Der März hat es mir nicht leicht gemacht, mich auf den Prüfstand gestellt und mich jeden Tag aufs Neue unsanft wach gerüttelt. Daher war in diesem Monat mein Motto mehr denn je „Design the Life you love“, passend dazu findet ihr hier unten einen feinen Kalender. Das Thema Reisen ist bei mir weiterhin omnipräsent, daher gibt’s diesen Monat zwei Travelessentials für Yogis, mit denen es uns auch auf Reisen so richtig gut geht.

1) „Design the life you love“
… und zwar jeden einzelnen Tag. Versuche dich täglich daran zu erinnern, dass es dein Leben ist, versuche es mit den Dingen zu füllen, die DICH glücklich und zufrieden machen. Ich schreibe mir das gerne jede Woche immer wieder fett in den Kalender und gleichzeitig hinter die Ohren – man neigt ja schlichtweg zu Vergesslichkeit. Der hübsche Kalender von Jo and Judy erinnert euch bereits auf dem Cover an die wichtigen Dinge. Das Label ist ganz wundervoll, schaut unbedingt mal in deren Shop vorbei.

2) Lola & Fred
Ich liebe es neue Yogalabels zu entdecken und mag die Vielfalt an individuellen Anbietern sehr. Das Label Lola & Fred kommt aus der Schweiz und stellt wunderbar weiche und fließende Yoga-Bekleidung her. Fair und nachhaltig, versteht sich. Das wundervolle Shirt Anne Summer Grey durfte ich während des Video-Drehs mit Janna tragen, die ich euch die Woche im Interview vorgestellt habe. Das Besondere an dem hübschen Oberteil ist der verschlungene Knoten im Rücken und der Materialmix aus Bio-Baumwolle und Modal. I like.

3) OEKO Yogamatte von Lotuscrafts
Yogamatten sind immer wieder Thema unter Yogis. Welche Oberfläche ist die beste, welche rutscht nicht und eignet sich am besten für den Yogastil, den man praktiziert? Fragen über Fragen, ich glaube die Antwort kann nur jeder für sich selbst beantworten, da wir alle individuell unterschiedliche Bedürfnisse und unterschiedlich schwitzige Hände haben;-) Eine Reisematte ist immer eine gute Idee, denn viele Matten sind für unterwegs zu schwer und zu unhandlich. Es gibt schließlich nichts Schöneres als mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Die Yogamatte OEKO Travel von Lotuscrafts besteht zu 100% aus Naturkautschuk und das Grün macht Lust auf Frühling!

4) Sojamaker von Soy
Man kann Sojamilch selber machen? ;-) Logo. Und zwar ganz einfach mit diesem tollen Gerät von And Soy. Ich habe es leider nicht, ich kann es auch nicht bestellen (die meisten Onlineshops, die ich mag, liefern nicht in die Emirate) aber ich finde es genial. Und man muss ja noch Träume haben nicht? Hier lang bitte und ab jetzt den Cappuchino mit Soja zu Hause schlürfen.

5) Travelaltar vom Happy Mind Mag
Ein kleiner Altar ist etwas wundervolles, ein Kraftplatz, an den man sich zurückziehen kann. Gerade auf Reisen gerät gerne mal alles etwas aus der Balance, wir kommen aus dem Trott und müssen uns schnell auf neue Orte einstellen. Wie schön ist da ein kleiner Altar für die Reisetasche, den man fixi-foxi in jedem Hotelzimmer aufstellen kann. Christina vom Happy Mind Magazine hat diesen wundervollen Travel-Altar kreiiert, den ihr bei ihr im Shop bestellen könnt.

Kommt gut in den April!

KOLUMNE: Ich und die Zweifel

Hallo, mein Name ist Simone und manchmal habe ich das Gefühl es gibt zwei Versionen meiner selbst. Eine Version mit der ich so ganz gut klar komme, die läuft nicht immer rund, aber im Großen und Ganzen kommen wir gut durch den Tag. Und die andere Version ist die, die mir richtigen den Tag, das Arbeiten, sogar die Yoga-Praxis vermiesen kann. Diese Version ist voll von Selbstzweifel. Wie schwarze große Dämonen steigen sie über mir auf und verbreiten mieses Karma.

Wenn diese Version meiner Selbst am Start ist, funktioniert meist nix mehr. Ich werde unkonzentriert, kann mich nicht fokussieren, springe von einer Tätigkeit zur nächsten. Und ich finde alles, was ich mache schlichtweg nicht gut genug. Ich urteile. Und zwar ganz schön hart. Ich drehe dann sogar positives Feedback in Negatives um. Eventuell stelle ich dann auch noch einen Vergleich an und wir wissen ja, vergleichen bringt gar nix. Das sollte man schön bleiben lassen, das interessiert die Selbstzweifel-Simone aber nicht.

Wo das Ganze hin führt, ist klar. Die Zweifel übernehmen mein Hirn, meinen Geist und meinen Körper, machen sich breit und verpesten die Stimmung. Ich werde traurig, handle nicht mehr objektiv, glaube nicht mehr an mich und das was ich eigentlich liebe. Das führt dann auch dazu, dass ich meine Arbeit am Blog nicht gut finde und mir einrede, dass das hier alles völlig unsinnig ist, weil mein Dahingeseiere eh keiner liest. Und das ich nicht Schreiben kann. Und das ich niemals eine gute Yogalehrerin sein werde.

So jetzt ist es raus. Warum ich das schreibe? Ich glaube, weil wir das alle kennen. Weil ich zeigen möchte, dass wir alle mit den selben Sachen kämpfen. Sicher der eine mehr und der andere weniger, aber wir alle haben Zweifel. Wenn meine Zweifel-Version das Steuer übernimmt, versuche ich noch mehr als sonst zum Yoga zu gehen. Mich auf Dinge zu konzentrieren, die mir gut tun. Ich versuche meinen Geist auszutricksen, denn der braut sich Geschichten zusammen, da wirst du verrückt.

„Have a breakfast near the window,
where the sun can touch your face.
Fell the sun and relax,
don’t allow that external things
can break this moments.“

Ich versuche die Zweifeltage vorbeiziehen zu lassen wie Wolken. Ich packe alle Zweifel in eine Wolke, sage „Rein da und weg., ich brauche dich hier gerade nicht“, winke nochmal hinterher und versuche nach vorne zu schauen. Es fällt mir nicht leicht, es funktioniert auch nicht immer. Manchmal braucht es ein positives Erlebnis oder jemanden, der alle Zweifel wegfegt.

#daslebeneben

Interview Janna Scharfenberg: „Jeder benötigt etwas anderes, um sich rundum glücklich zu fühlen.“

Manche Menschen sind einem von Beginn an sympathisch, das kennt ihr sicher. So ging es mir mit Janna Scharfenberg. Ich habe sie zum ersten Mal im Yogastudio Shivasloft in Düsseldorf im Rahmen eines Workshops getroffen. Danach haben wir ein bisschen geschnackt, auch über das Bloggen, dass uns verbindet. Janna ist Ärztin, Yogalehrerin und schreibt den Gesundheitsblog ingoodhealth. Ich habe Janna zum Interview eingeladen und mit ihr ein bisschen über Yoga, Gesundheit, ihr Programm Sugar Cleanse und das Leben geplaudert. Und eine besondere Ankündigung gibts auch, denn ich durfte Janna im letzten Jahr bei einem wundervollen Projekt unterstützen. So viel sei verraten, ihr könnt bald im Wohnzimmer mit uns Yoga machen;-)

1. Janna, du bist Yogalehrerin, Ernährungsberaterin, Gesundheitscoach, Bloggerin und Ärztin, keine ganz gewöhnliche Kombi. Wie greifen alle drei Berufungen ineinander, wenn du mit Menschen zusammen arbeitest?
Janna: Ja, diese Kombination ist in der Tat erst einmal etwas ungewöhnlich und vor allem in der konventionellen Schulmedizin etwas ganz Neues. Für mich ist es aber ein tolles Zusammenspiel aus verschiedenen Fachdisziplinen, die letztendlich alle eins verfolgen (und sich durch ihre unterschiedlichen Ansätze perfekt ergänzen): ganzheitliche Gesundheit.  Daher fliessen meine Kompetenzen und Berufungen ganz individuell und je nach Bedarf ineinander, um so den bestmöglichen Weg für meine Klienten zu finden. Denn jeder/jede benötigt etwas anderes, um sich rundum glücklich und gesund fühlen zu können.

2. Wie bist du zum Yoga gekommen und was hat sich dadurch in deinem Leben verändert?
Janna: Mit dem Yoga habe ich am Ende meiner Schulzeit in einem Fitnessstudio auf dem bayrischen Land begonnen. Damals wusste keiner so genau, was das eigentlich ist. Mich hat es aber von Anfang an sehr fasziniert und begeistert. Erst einmal die körperlichen Aspekte, dann nach und nach die unglaubliche Vielfalt an spirituellen, philosophischen und energetischen Einflüssen. Heute kann ich sagen, dass der Yoga wohl mein Leben definitiv sehr geprägt hat, mir in vielen intensiven Lebensphasen ganz wunderbar geholfen hat und für mich ein sehr wichtiger täglicher Lebensbegleiter geworden ist, der auch fernab der Yogamatte sehr präsent für mich ist.

3. Du bist „Schulmedizinerin“, wie sehr hat sich deine Sicht auf die klassischen Schulmedizin durch deine Ausbildungen im Yoga- und Ayurvedabereich verändert? (In der Schulmedizin geht es ja oft um das Bekämpfen der Symptome und weniger darum zu schauen, wo etwas herkommt.)
Janna: Ich habe im klassischen Medizinstudium recht schnell gemerkt, dass mir da einiges an wichtigen Fragen und Antworten fehlt: „Wie bleibt man gesund?“ „Wie kann jeder selbst eigenverantwortlich etwas für sich tun“ „Was ist eine gesunde Ernährung, was ein erfülltes Leben?“ Da ich schon vor dem Studium Yoga praktiziert habe, bin ich darüber unweigerlich auch immer mehr mit der Ayurvedischen Medizin in Berührung gekommen. Diese hat mich sehr begeistert, da ich dort viele Antworten bzw. Anknüpfungspunkte finden konnte. Daher sehe ich die Schulmedizin mittlerweile als einen wichtigen und richtigen Part unserer Medizin, welche aber nur in Kombination mit traditionellen und ganzheitlichen Heilsystemen eine wirklich umfassende Antwort bringen kann.

4. Hast du viele Patienten, denen du mit Yoga, Meditation und Entspannungsübungen weiterhelfen kannst?
Janna: Auf jeden Fall! Aktuell bewege ich mich gar nicht mehr so viel in der rein Schulmedizinischen Welt, sondern biete vor allem ganzheitliche Gesundheitscoachings und Kurse an, in welchen diese Themen grundsätzlich immer vorkommen. Aber auch bei meiner klassischen Arbeit in der Praxis und im Krankenhaus fließen Elemente aus dem Yoga oder Atemübungen mit ein. Sobald ich merke, dass ein Patient offen dafür ist, arbeite ich mit zusätzlichen Empfehlungen.

5. Wer hat dich bisher auf deinem Yogaweg am meisten inspiriert?
Janna: Eine gute Frage, die ich gar nicht so leicht beantworten kann, denn neben den vielen tollen verschiedenen YogalehrerInnen und spirituellen Grössen, die man so im Verlauf kennenlernen darf, sind es für mich vor allem die alltäglichen Begegnungen, spannende Menschen aus meinem Umfeld oder Inspirationen aus Umwelt und Natur, die mich immer wieder bereichern und zum Nachdenken anregen. Ich denke je mehr man sich mit Yoga auseinandersetzt, desto offener wird man für all diese tollen Wunder um einen herum.

6. Du bietest schon seit längerer Zeit das Online-Programm „Sugar Cleanse“ an. Was genau passiert bei dem Programm und warum ist es so empfehlenswert mal eine Zeit lang auf Zucker zu verzichten?
Janna: Mittlerweile biete ich tatsächlich unterschiedliche Onlinekurse an, da mein Klientel über den ganzen deutschsprachigen Raum verteilt ist. In der eigens dafür gegründeten IN GOOD HEALTH-Academy findest du das gesamte Angebot. Der Sugar Cleanse ist eines meiner Programme dort. Hier wird eine Zeit lang auf Zucker verzichtet und dafür der Fokus der Ernährung bewusst auf eine gesunde und nährstoffreiche Nahrung gelegt. Der Verzicht auf Zucker hilft quasi den „Rest-Button“ zu drücken, die eigenen – häufig unbewussten – Ernährungsmuster kritisch zu hinterfragen und zu lernen, wo überall wieviel Zucker enthalten ist. Denn Zucker per se ist ja erst einmal nicht schlimm, es sind eher die Unmengen der weißen Süße, die überall in Fertigprodukten vorhanden sind. Häufig versteckt, sodass man als Konsument gar nicht merkt was man da eigentlich aufnimmt. Der Kurs hilft sich besser im Lebensmittel-Dschungel zurecht zu finden und eigenverantwortlich zu entscheiden, was man gerne essen möchte.

7. Was gehört für dich persönlich zu einer gesunden Lebensweise?
Janna: Neben einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, die ab und an auch Soulfood wie Kuchen oder Schokolade beinhalten darf, ist das vor allem viel und regelmässige Bewegung, Entspannung und schöne Momente, die ich geniessen kann und die mich glücklich machen.

8. Welches Buch hat dich in der letzten Zeit berührt, begeistert oder beeinflusst?
Janna: Gerade habe ich das Buch „Tennis – Das Innere Spiel. Durch entspannte Konzentration zur Bestleistung“ von W. Timothy Gallwey und „Die mentale Kraft des Ayurveda“ von Janesh Vaidya gelesen. Beide fand ich sehr spannend und habe viele Aspekte für mich persönlich und auch meine Arbeit daraus ziehen können.

9. Wie integrierst du persönlich Yoga in deinen Alltag?
Janna: Ich beginne den Morgen meist mit einer Meditation, einigen Atemübungen und Asanas. Zusätzlich versuche ich mehrmals in der Woche in mein Lieblings-Yogastudio verschiedene Klassen zu besuchen und machen zwischendurch für mich selbst Yin Yoga oder Restorative Yoga zu Hause. Neben dem Yoga auf der Matte versuche ich im Alltag den Grundgedanken des Yoga durch Achtsamkeit und bewusste Entspannung so viel wie möglich zu integrieren.

10. Wir haben zusammen Yoga-Videos gedreht, war das ein Spaß. Dabei geht es um YIN & FASZIEN FLOW, magst du den Lesern erklären, was sich genau dahinter verbirgt?
Janna: Hinter dem Konzept des Yin & Faszien Flow steht eine wohltuende und sehr effektive Form des Yoga, welche die schönen Elemente einer Yin Praxis mit myofaszialen Releasingtechniken aus dem Faszientraining miteinander zu einer achtsamen und fliessenden Praxis verbindet. Myofasziales Releasing bedeutet, dass mit speziellen Hilfsmitteln (Faszienbällen, Faszienrollen, Yogablöcken, etc.) lokal verspannte Körper- und Faszienpartien gelöst und entspannt werden, was Schmerzen und Bewegungseinschränkungen entgegen wirken kann. Für mich ist dies ein wunderbarer Yogastil, den ich viel für mich selbst und auch in Kursen, Workshops und Weiterbildungen vermittle, da er so ganzheitlich wirkt und viele medizinisch-therapeutische Aspekte beinhaltet.

11. Wie ist die Idee zu diesen Videos entstanden?
Janna: Die Idee ist hauptsächlich dadurch zustande gekommen, da ich im deutschsprachigen Raum sehr viel für Kurse, Workshops und Weiterbildungen unterwegs bin und an den unterschiedlichsten Orten in Yogastudios dieses Wissen weitergebe. Häufig kam das Feedback von den TeilnehmerInnen, dass es so schade wäre, dass ich so weit weg wohne (ich wohne in Zürich) und sie nicht regelmässig in die Stunden kommen könnten. Daher habe ich mir überlegt, dass mit diesen Videos auch ortsunabhängig mit mir praktiziert werden kann und so eine schöne Verbindung bleibt. Der Dreh und die ganze Konzeption war eine ganz neue Erfahrung für mich und ich bin dir sehr dankbar, dass du nicht nur als tolles Yogamodell mit mir vor der Kamera standest, sondern mich so viel in allen Belangen unterstützt hast. Ich finde die Videos sind sehr schön geworden und ich kann es kaum erwarten mit diesen nun an die Öffentlichkeit zu gehen.

Ihr habt’s gelesen, in den nächsten Tagen gibt es die Yin & Faszien Flow-Videos mit Janna (und mir) bei ihr auf dem Blog! Unbedingt vorbeischauen.

Liebe Janna, ich danke dir für das schöne Interview, deine lieben Worte und freue mich auf den weiteren Austausch mit dir!! 

Raum schaffen: Yoga ist ein Durchfegen der inneren Bude!

Wir Menschen neigen dazu unsere Wohnung, unser Auto und alle „Räume“, in denen wir uns so befinden, aufzuräumen. Sauber zu machen, durchzufegen. Manchmal bekommen wir sogar einen Rappel und denken über ganz neue Konzepte nach, weil wir merken, dass alles zu voll ist. Zu viel von allem. Vor lauter Kram können wir kaum noch was sehen. Wenn die Bude erst mal ordentlich durchgefegt ist, wir den ganzen Dreck und Wust verbannt haben, fühlt sich alles gleich viel klarer an, nicht? Genau das sollten wir ab und an auch für unser Innerstes anwenden.

Wie du dich innerlich mehr Raum schaffst

Das Konzept des „Reinemachens“ können wir wunderbar für Körper und Geist anwenden. Das funktioniert prima mit Yoga. In der Praxis schaffen wir Raum. Wir senden den Atem in Regionen, die verspannt sind, dahin wo „zu wenig Platz ist“. Besonders gut geht das mit Twists, bei denen wir unseren Körper drehen. Twists sind ganz herrlich für die Wirbelsäule und helfen kleine Verspannungen zu lösen. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder der Probleme mit der Bandscheibe hat täglich ein paar leichte Twists machen sollte, denn Twists halten unsere Gelenke, Bandscheiben, Bänder und Muskeln geschmeidig.

Vor allem aber haben Twists einen Detox-Effekt für unseren Körper. In Twists können wir mit Hilfe unsere Atmung wunderbar unsere Bauchorgane leicht massieren. Die Muskeln im Bauch und Brustkorb werden gelockert. Wir nutzen die Einatmung um länger zu werden, nach oben zu wachsen, und die Ausatmung um uns vorsichtig ein Stück weiter zu drehen. Im besten Fall fühlen wir uns nach einer Yogastunde herrlich leicht, weil wir alten Ballast los werden, geistig wie auch körperlich, und Platz schaffen für Neues.

Für mich ist Yoga kein Sport, kein reines Workout, auch wenn ich meinen Körper betätige und ins Schwitzen kommen. Es ist so viel mehr. Yoga ist ein Durchfegen der inneren Bude! Und es gibt ständig was Neues, was ich dabei galant vor die Tür setze.

Warum Raum so wichtig ist

Wenn wir uns innerlich weiter fühlen, wenn da mehr Platz ist in uns, sind wir offen für neue Dinge, die im Alltag um uns herum passieren. Können zusätzliche Belastungen besser aufnehmen, knicken nicht so schnell zusammen, wenn mal was oben drauf kommt. Wenn eine Wohnung voll gestellt ist mit Möbeln und wir immer mehr hineinzwängen, am Ende vielleicht sogar noch Müll rein schmeißen, dann entsteht ein unbezwingbares Chaos. Das wollen wir für unser Innerstes unbedingt vermeiden.

Und es ist ja so, es sammeln sich jede Woche neue Dinge an. Das ist einfach so. Bei dem einen vielleicht mehr, bei dem anderen weniger. Und je nach Lebensstil, Job, Privatleben manchmal sogar jeden Tag – dann ist Yoga deine Anlaufstelle um auszumisten. Die Dinge kurz anzuschauen, ziehen zu lassen und nur im Moment deiner Praxis zu sein. Das lädt dich wieder auf, gibt dir Kraft. Durch die Bewegung fegst du körperlich durch, löst Verspannungen, wirst flexibler und schaffst wertvollen neuen Raum. Und die Reinigung lehrt dich Abstand, der ist manchmal nötig um Ruhe zu bewahren.

Heute schon durchgefegt? Ab auf die Matte ;-)

Dubai-Diary: Vom „Nicht-wieder-ankommen“

Seit  ca. 10 Tagen bin ich nun wieder in Dubai. Zurück aus Indien. Wieder da von einer wundervollen Reise, die irgendwie fast zu kurz war, aber auch lang genug, denn ich habe mich am Ende tierisch auf „zuhause“ gefreut. Now, life hits me hard. Ich fühle mich fremd, etwas verloren und meine Gedanken schweifen dauernd ab.

Wieder zurück in Dubai fühlt sich irgendwie alles anders an. Weil so große Welten zwischen diesen beiden Ländern liegen und ich seitdem das Gefühl habe nicht richtig, nicht vollständig hier zu sein. Ich habe dauernd das Gefühl mich sortieren zu müssen. Dann geht es einen Tag und wums, kommt der nächste und schmeißt mich aus der Bahn.

Ich war innerlich so voll (im positiven Sinne), so ausgeglichen als ich hier ankam. Ihc möchte mir eines gönnen: ZEIT. Die Zeit wieder richtig anzukommen, weniger von einem Moment zum nächsten zu hasten. Es ist wohl normal, dass man nach einer so intensiven Reise, so vielen Erkenntnissen und tiefen Begegnungen wieder länger braucht, um sich einzufinden. Im Alltag. Und dem neuen Land. In dem ich auch erst seit 4 Monaten lebe.

Und im Alltag komme ich gerade nur schwer an. Selbst das Schreiben fiel mir in der letzten Woche schwer, heute ist der erste Tag an dem es Sinn macht meine Finger über die Tasten zu bewegen. Dauernd habe ich das Gefühl die Menschen hier nicht zu verstehen. Was am dahin genuschelten Englisch liegt, aber auch an mir. Weil ich abschweife.

Gestern habe ich mich wie ein kleines Kind gefreut als mich ein Inder besucht hat und auf einmal freudig strahlend vor meiner Tür stand. Der arbeitet hier in unserem Tower und bei mir klemmte mal wieder die Klospülung. Wenn die ganze Scheiße einfach kurz hoch kommt, dachte ich während ich in die Toilette starrte. Kennt ihr diese Tage?

Das Yogaunterrichten hilft mir gerade sehr. Genau wie meine eigene Praxis. Gestern durfte ich eine wundervolle Stunde geben und habe danach in zufriedene und entspannte Gesichter geblickt. Das hat mich ganz selig nach Hause schweben zu lassen. Und bäm, auf einmal war er wieder da, der Alltag, der mich mit aller Wucht wieder von meiner seligen Wolke runtergeholt hat. Und dann standen schon die ersten lieben Freunde aus Deutschland vor der Tür und die Freude war groß und mir wurde klar: Es ist ein ständiger Wechsel, an Situationen, Gefühlen, Stimmungen und jeder Tag ist anders. Ist der eine mal nicht so gut, wird der nächste vielleicht schon wieder besser. Egal wo wir sind, ob in Dubai oder Deutschland.

The adventure goes on.