Neulich habe ich mit einer lieben Freundin nach dem Yoga bei einer Tasse Tee ein wenig über Gott und die Welt gequatscht. Und was wir da so bequasselt haben, hat mich seitdem nicht mehr so ganz losgelassen. Ich liebe es, dass ich Freundinnen und Menschen um mich habe, mit denen ich nicht nur über das Wetter, die Arbeit oder die letzte Yogastunde sprechen kann, sondern auch über tiefergehende Dinge.
Damit meine ich die Dinge, die uns wirklich bewegen. Dinge, die uns schwer fallen, mit denen wir kämpfen und die uns belasten. Thema des Talks: Kontrolle. Und ich habe mich daraufhin gefragt: Warum fällt es uns Frauen eigentlich so schwer loszulassen, den Dingen ihren Lauf zu lassen? Warum können wir das Leben nicht einfach mal machen lassen? Warum müssen wir die Zügel straff halten, statt mal sie locker hängen zu lassen?
„Du bist auch ein bisschen ein Kontrolletti, oder?“
Die Friseurin, bei der ich mir die Haare von ziemlich lang auf ziemlich kurz hab schneiden lassen, hat mir diese Wort entgegen gepfeffert. Ich war ehrlich gesagt ziemlich baff, platt wie ein gepfeffertes Veggie-Patti. Ich war doch so mutig mich von meinen langen Haaren zu trennen, wie kommt die darauf mich als Kontroll-Freak zu bezeichnen? Tss.
Ich war bei diesem Friseur an diesem Tag auch das letzte Mal. Nicht wegen dieser Worte, aber ich fand es nach drei Besuchen trotzdem übergriffig.
ABER. Wann immer ich merke, dass ich Begegnungen mit anderen Menschen und deren Worten mehr Bedeutung beimesse als nötig, frage ich mich, ob da nicht was Wahres dran ist. Das ist ab und an auch mal unangenehm. Ich mag das Wort „Kontroletti“ so gar nicht, aber dass ich mich etwas schwer damit tue öfter mal die Kontrolle abzugeben, joa, dem kann ich zustimmen.
Ich bin gerne auf der sicheren Seite, weiß gerne was passiert, nehme auch gern anderen Menschen Todos ab, greife ihnen unter die Arme.
Aber wollen die das überhaupt? Und was macht es mit mir?
Meine Freundin ärgerte sich in der Unterhaltung darüber, dass sie sich nicht richtig auf ihre Kollegen und Teammitglieder verlassen könne. Aufgaben werden vergessen, nicht mit der nötigen Hingabe erledigt und immer ist sie am Ende diejenige, die Verantwortung übernehmen muss und alles bleibt an ihr hängen. Und damit hat sie absolut Recht. Das zehrt, das ist belastend, gerade in einem Job wie ihrem. Ja, es macht ihr das Leben oder sagen wir ihr Arbeitsleben schwer.
Aber (und es gibt irgendwie immer ein aber und das soll gar nicht immer negativ sein):
Gibt sie den Teammitgliedern auch die Möglichkeit frei und eigenverantwortlich arbeiten zu können? Oder hat sie das Gefühl kontrollieren zu müssen? Ist es ihre Kontrolle, die den Mitarbeitern vielleicht suggeriert, ist gar nicht so wichtig, es gibt ja noch einen der am Ende drauf schaut? Würde es ihr vielleicht mehr helfen loszulassen, statt festzuhalten?
Kontrolle abzugeben, heißt auch freier zu sein, mehr zu fließen. Andere mehr mit einzubinden, sich selbst ein wenig zu entlasten. Egal ob beruflich oder privat. Mehr in einen Flow zu kommen, so wie im Yoga.
Wenn wir an „Cat & Cow“ denken – welche Version ist wohl schöner, die in der wir die Haltungen mit Kontrolle ausführen oder die, in der wir die Augen schließen und unseren Körper ganz frei zur Atmung bewegen? Für mich eine der schwierigsten Aufgaben im Yoga. Die Augen zu schließen und den Körper frei zu bewegen, ohne zu steuern und festzuhalten.
Fürs Wochenende wünsche ich euch eine ordentliche Portion Flow!
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