Dieses in Balance sein, sich gut fühlen, wieder rausfallen und neu justieren, ist ein ständiger Prozess, so viel habe ich mittlerweile gelernt. Das habe ich verinnerlicht und bete es mir fein vor, wenn es mal nicht so läuft. Und wenn ich einen klaren Geist habe, versuche ich mich dann an Zeiten zu erinnern, wo es mir so richtig gut ging. Ganz bei mir und ziemlich klar, war ich im Ashram in Indien.
Warum die Ashram Zeit so fein war
Eine Sache, die sich in Indien wahnsinnig gut auf mein Wohlbefinden ausgewirkt hat, war die Tagesroutine. In einem Ashram herrscht ein festes Program. Es ist immer was zu tun. Langeweile oder Trägheit? Fehlanzeige. Morgens um 06.00 Uhr startet der erste Satsang, nach einer kurzen Teepause gehts zur ersten Yogastunde, danach gibts Frühstück. Weiter gehts mit Karma Yoga, Meditation und einer Theorie-Klasse. Kurzes Teepäuschen und dann weiter zur zweiten Yogastunde. Um 18.00 Uhr Abendessen, um 20.00 Uhr Satsang. Um 22.00 Uhr Lights out, Augen zu.
Du findest das klingt furchtbar? Ich habe es geliebt. Zum einen hat es mir wahnsinnig gut getan, dass ich jeden Tag zur selben Zeit gegessen habe. Mein Körper wusste, ah, jetzt gibts Essen und hat zwischendurch nicht weiter nach Snacks verlangt. Das gelingt mir in meinem Alltag kaum, da sich dauernd was verschiebt. Leider. Ich arbeite dran, wenn möglich zur gleichen Zeit zu frühstücken, ein kleines Mittagessen zu haben und was Leichtes am Abend zu essen. Wenn möglich nicht zu spät (gaaanz schwierig für mich, macht aber so viel aus).
Tägliche Bewegung und spirituelle Praxis
Hinzu kommt, ich war immer in Bewegung. Morgens Yoga und Abends. Zwar habe ich auch viel gesessen, aber nicht auf einem Stuhl, sondern auf dem Boden oder höchstens auf einem Kissen. Wir im Westen sind so steif in den Hüften vom vielen auf dem Stuhl sitzen, das wird mir auch hier in Dubai immer wieder klar. Alle schlängeln sich hier geschmeidig auf dem Boden in den Schneidersitz, da heult jeder nicht Praktizierende Europäer wie ein Wolf. Und weil das mit besagter Bewegung so gut ist, lasse ich auch die zur täglichen Routine werden. Das heißt übersetzt: jeden Tag Bewegung, jeden Tag Yoga. Das kann eine Yogaklasse sein, die Praxis zuhause, allein nach eigenem Programm oder mit Online-Videos. Gerade hier in Dubai ist die regelmäßige Bewegung so wichtig, denn im Sommer ist es so heißt, dass man kaum zu Fuß unterwegs ist. Viele lümmeln sich vom Auto ins Büro und dann zurück in die Wohnung.
Neben der Regelmäßigkeit und der Bewegung ist es auch und vor allem die spirituelle Praxis, die dafür sorgt, dass es mir gut geht. Hätte mir das vor vier Jahren jemand gesagt, dem hätte ich einen Vogel gezeigt.
Tägliche Meditation, regelmäßiges Pranayama, das Lesen spiritueller Texte und Bücher – ich muss dafür sorgen, dass ich mich mithilfe dieser wunderbaren Techniken immer wieder erde und auf den Boden der glücklichen Tatsachen zurückhole. Ich falle nämlich oft aus besagter Ruhe, verpuffe meine Energie mal hier mal da, habe pro Tag 80.000 Gedanken die durch mein Hirn schwirren und zig neue Ideen, die ich umsetzen möchte. Klingt schon beim lesen anstrengend? Ist es auch. Im Ashram war es neben der Meditation der tägliche Satsang der Ruhe in meinen Schädel gespült hat. Hier wurde gemeinsam gesungen und Musik gemacht, wurden Mantren rezitiert und das hat nach und nach mein Herz geöffnet. Wobei ich das ganz klar auch nicht jeden Tag geniessen konnte. Es gab Tage da war ich kurz davor von meinem Kissen aufzuspringen und einmal quer durch den ganzen Ashram zu explodieren. Aber wenn ich heute manchmal etwas gedankenversunken rumhänge oder mich auf eine Klasse einstimmen möchte, dann summe und singe ich die feinen Lieder vor mich hin. Mit einem riesigen Lächeln auf dem Gesicht. Aktuell arbeite ich fleißig daran mich mehr nach den Elementen und den Mondphasen zu richten. Bald mehr dazu!
Routine ist sexy!
Lange dachte ich, wenn alles jeden Tag gleich ist, das ist ja furchtbar. Man will und muss doch flexibel sein und bleiben. Ich fand Routine lange Zeit langweilig und spießig. Es ist schön, was man alles so findet und dann feststellt, was einem hilft und gut tut. Die Regelmäßigkeit ist also mein neuer Freund und den versuche ich mehr und mehr in mein Leben und meinen Alltag einzuladen. Ich habe geschmunzelt als ich meinen alten Artikel zur Morgenroutine gelesen habe. Wie schnell sich die Dinge doch ändern. Ich bin morgens nicht mehr schnell auf 100, ich stehe genüsslich auf und starte mit Yoga und Meditation. Auch wenn das bedeutet, dass ich um 6.00 Uhr aufstehen muss. Ich behalte gern die Ruhe der Nacht noch ein bisschen länger in mir. Und Zeit für Flexibilität gibt es natürlich trotzdem, nach der Routine.
#findyourroutine
Foto: Heather Bonker