Ich denke viel über das Yogalehrersein nach. Und darüber, was man so alles braucht, um selbst ein guter Lehrer zu sein. Was nötig ist, was unnötig und wie wir immer wieder, egal wie stürmisch die Zeiten sind, aus tiefstem Herzen geben können. Es ist ein Text, der mich selbst immer wieder erinnern soll.
Finde eine Base – und vertraue darauf, dass sie dich findet
Ich brauche eine Basis, das merke ich immer wieder. Wenn die steht, dann kann ich mich entwickeln, kreieren und geben. Ganz oft in meinem Leben habe ich versucht Dinge krampfhaft zu finden und zu kontrollieren, was überhaupt keinen Sinn macht. Seit meiner Yogaausbildung kann ich die Dinge mehr fließen lassen.
Als ich nach Dubai ging hatte ich den Wunsch mich ganz dem Unterrichten hin zu geben. Ich war fest entschlossen, stolperte in eine Yogastunde und der Zufall sorgte dafür, dass ich mit der Lehrerin ins Gespräch kam. Sie war die Leitung des Studios und suchte nach einer neuen Yogalehrerin. Wir vereinbarten eine Probestunde, in der ich unterrichtete und dann ging’s auch schon los. Parallel besuchte ich selbst ein paar Klassen im Studio. Ich wollte schauen, ob es mir gefällt und ob der Vibe stimmt. Ich blieb für zwei Jahre als Lehrerin dort und hatte so etwas wie eine Homebase. Auch wenn ich vielleicht nicht immer alles toll fand, es tat mir damals gut meine Arbeit auf ein Studio zu fokussieren.
Zurück in Deutschland schlug wieder der Zufall (oder nenn es Universum) zu. Beim Mittagessen mit der Studioinhaberin stellte sich raus, das eine Sonntagsklasse war frei geworden war. Ich durfte wieder unterrichten und alle Gedanken darüber, wie das mit Kind eigentlich gehen soll, waren wie weg geblasen. Mir wurde Vertrauen entgegengebracht und ich platzte innerlich vor Freude. Alles andere regelte sich wie von allein.
Was ich sagen will: Ich glaub es ist gut, wenn sich Dinge ergeben, wir nicht zwanghaft daran ziehen und auch dort hin gehen, wo wir willkommen sind. Wenn wir einen Space finden, der uns trägt, der Wohlwollen ausdrückt und Wachstum zulässt. Und wie immer im Leben muss es passen. Ich stehe außerdem total drauf, wenn in der Homebase alles top organisiert ist und wie am Schnürchen läuft.
Übe, übe, übe und achte auf dich selbst.
Wenn ich eine Woche mal nicht auf die Matte gehe, was äußerst selten vor kommt, dann bin ich kein guter Lehrer. Daran gibt es nichts zu rütteln. Ich muss in meiner Praxis sein und muss spüren was im Körper, im Herz und im Geist vor sich geht. Und das hat nichts mit dem Erreichen von komplizierten Asanas zu tun, es geht um eine regelmäßige Praxis. Ich bin fest davon überzeugt, dass auch unsere Schüler merken, ob wir eine stabile Praxis haben. Jede Klasse, die ich unterrichte, habe ich vorher mindestens zweimal selbst gemacht. Und ich bilde mich stetig weiter. Besuche Konferenzen, Workshops und schaue mir unterschiedliche Lehrer an.
Eine Yogastunde ist manchmal ein Kraftakt für Lehrer. Bei mir kommt es ganz darauf an, wie es mir selbst geht. Wenn ich in meiner Kraft bin, dann fühlt es sich wunderbar an und wenn ich Tage habe, an denen ich innerlich nicht ganz stabil bin (sie werden durch die Praxis immer immer weniger) dann ist es zehrend. In Zeiten, in denen es viel anderes zu tun gibt, mache ich nicht zu viele Stunden und versuche gut auf mich zu achten. In Dubai habe ich anfangs fünf bis acht Klassen die Woche unterrichtet und schnell gemerkt, dass das mit meiner Art zu unterrichten schwer vereinbar war. Ich konnte nicht 100% für die Schüler da sein. Vor kurzem habe ich nach meiner Sonntagsklasse an einem Workshop teilgenommen. Ich wollte mir was Gutes tun, war aber völlig im Eimer. Kurz nach dem Unterrichten brauche ich oft eine halbe Stunde, um mich wieder zu sammeln. Finde heraus, was du brauchst und sorge gut für dich. Baller dir deine Woche nicht mit zu vielen Stunden zu, schau lieber, dass du selbst oft genug auf die Matte kommst. Gönn dir eine Massage, ein Bad oder einfach ein langes Savasana.
Lerne Feedback zu empfangen und anzunehmen
Mit dem Feedback ist das so eine Sache. Es ist einerseits ganz wichtig, dass wir Feedback bekommen, um zu wissen, was wir verändern, verbessern oder so lassen können. Für mich ist Feedback die Grundlage für mein Wachstum. Aber, und das ist ein lautes aber, es ist immens wichtig dabei zwei Dinge zu beachten. Erstens: Wer gibt mir dieses Feedback? Das heißt nicht das ein Yogaschüler, der zum ersten Mal in deine Klasse kommt, kein Feedback geben darf, aber du solltest schauen, wieviel Raum du diesem Feedback gibst. Annehmen, darüber nachdenken, gewichten und weiter gehts. Zweitens: Ist das Feedback überwiegend positiv, bzw. gibt es dir den Raum dich damit weiter zu entwicklen? Mega wichtig und aufgepasst: Ich habe im Beruf und auch im Yogalehrerdasein (leider) die Erfahrung gemacht, dass das nicht viele Menschen gut können, weil so oft Persönliches mit rein fließt.
Ganz viel Feedback geben übrigens die Schüler selbst, oft sogar ohne zu sprechen. Ich merke nach jeder Klasse, ob sich die Yogis wohlgefühlt haben oder was vielleicht dieses Mal an der einen oder anderen Stelle nicht gepasst hat. Ich sehe an den Gesichtern, wer sich wohlgefühlt hat und ob das Thema angekommen ist.
Jetzt bist du dran, was hilft dir dabei ein guter Lehrer zu sein?