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KOLUMNE: Zeit, nach innen zu schauen.

Am Sonntag, den 15. März habe ich mich dazu entschlossen erst mal nicht mehr zu unterrichten. Genau eine Woche vorher sah noch alles ganz anders aus. Ich war wenig besorgt, habe vieles weg gelacht. An besagtem Sonntag war ich auf dem Rückweg von einem Mama-Kind-Wochenende mit Freundinnen in der Eifel. Auch hier war Corona zu jeder Minute Thema. Eine Freundin musste unser Treffen verlassen, weil es einen „Fall“ auf ihrer Arbeit gab. Als ich auf dem Rückweg im Auto saß, klingelte mehrmals mein Telefon. Familie, Freunde – alle suchten nach Austausch in dieser unsicheren Zeit.

Am selben Tag hat die Landesregierung von NRW in einer Kabinettssitzung beschlossen Fitness-, Sport- und Freizeiteinrichtungen zu schließen. Da hatte es sich dann für alle Yogastudios und Lehrer erstmal mit Yoga erledigt. Seitdem tüfteln alle fleißig an Online-Lösungen. Zum einen um den Zusammenhalt zu stärken und zu helfen, zum anderen um Kunden nicht zu verlieren. Das öffentliche Leben wird mehr und mehr eingeschränkt und wir alle sind gefordert zu Hause zu bleiben, um Corona zu stoppen. Für mich als Mutter mit einem kleinen Jungen brechen „interessante“ Zeiten an. Ich werde kaum dazu kommen mich um meine Projekte zu kümmern, die teilweise eh weg gebrochen sind. Bei einem Spaziergang wurde mir klar, wie wenig wir im Stande sind einfach mal ruhig zuhause zu bleiben. Wir haben einen immensen Bewegungs- und Unterhaltungsdrang. Es wird uns gut tun, mal die „Pause“-Taste zu drücken.

Warum ist es wichtig zu Hause zu bleiben?

#stayathome oder #staythefuckathome ist der Hashtag, der dieser Tage durchs Netz fliegt und es ist wichtig ihn zu verbreiten. Es ist klar, dass man mit Kind mal raus muss oder sich an der frischen Luft bewegen möchte, aber es macht keinen Sinn gemeinsam mit 20 anderen Menschen an einer Eisdiele anzustehen. Oder das Kind auf einem übervollen Waldspielplatz spielen zu lassen. Wir alle müssen jetzt verstehen, dass Rückzug die einzige Möglichkeit ist, die Verbreitung des Virus zu stoppen. Da helfen auch keine spirituellen Stoßgebete.

Es ist egal, mit wem du in Kontakt warst, bleib einfach für die nächsten Wochen zuhause. Hilf mit, dass die Entwicklungskurve nach unten abfällt. Denn was wir nicht wollen, sind überfüllte Krankenhäuser und Notstände. Denke dabei auch an die Menschen, die Tag für Tag in Krankenhäusern im Einsatz sind. Richte dir ein Homeoffice ein, telefoniere mit deinen Freunden, mach es dir gemütlich, lies das Buch, dass schon seit Monaten im Regal steht und verbreite positive Stimmung.

Und kaufe bitte ganz normal ein. Gestern im Supermarkt packte eine Frau acht Nutellagläser, zehn Flaschen Öl und drei Pakete Milch in den Wagen. Ich kann so ein Verhalten schwer nachvollziehen. Aber ich kann verstehen, dass es andere ansteckt, dasselbe zu tun. Für alle, die Angst haben: Die Supermärkte bleiben auf. Menschen dürfen weiterhin einkaufen. Lebensmittel haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum, das läuft ab und die Sachen landen im Müll. Es macht keinen Sinn mehr zu kaufen, als man essen kann. Und das Virus lässt sich nicht mit Klopapier stoppen. Ernsthaft: Wir haben aktuell wirklich kein Klopapier zuhause, weil wir eben nicht wie bescheuert 80 Rollen gekauft haben. Aktuell habe ich noch keins gefunden, muss deshalb aber nicht durchdrehen. Vielleicht bestelle ich jetzt mal eine Po-Dusche. #ingedenkenandiedubaizeit

Was können wir in dieser Zeit lernen?

Hilfsbereitschaft

Ich bin geschockt, wie egoistisch und businessorientiert viele reagieren. Ja, es muss weitergehen, aber wir sind gerade mal ein paar Tage zuhause und nicht seit drei Wochen. Ich habe als Freelancerin jetzt auch Angst, was passiert und wie es weitergeht, aber erstmal ist es wichtig, dass wir alle mit der Situation klar kommen und gesund bleiben. Denke nicht nur an dich, frage nach, wie es anderen geht. Schau, ob Menschen in deinem Umfeld deine Hilfe benötigen. Es geht ums große Ganze, mache dir das bewusst. Es geht nicht nur um dich und deine Familie. Öffne deinen Blick, stell auf Weitwinkel. Bitte.

Mitgefühl

Gerade jetzt können wir prima üben, uns in andere hineinzuversetzen und zu verstehen, warum jemand Angst hat. Mit anderen zu fühlen, stärkt unser soziales Miteinander und ist ein guter Beitrag zur eigenen seelischen Gesundheit. Mitgefühl ist eine im Menschen verankerte Fähigkeit, die wir aktivieren können. Sie wird von einem der drei emotionalen Systeme gesteuert: dem Bedrohungssystem (hilft uns Gefahren zu erkennen), dem Antriebssystem (hilft uns lebenswichtige Ressourcen aufzuspüren) und dem Beruhigungs- und Bindungssystem (dient der Besänftigung und fördert Gefühle wie Sicherheit, Verbundenheit und Geborgenheit). Verharren wir in Angst, fallen wir in eine Starre und denken nur noch an uns selbst. Das beste Mittel um Mitgefühl zu lernen: Meditation.

Solidarität

Sich mit anderen verbunden fühlen, auch wenn man einander nicht kennt. Ja, auch mit denen, die Hamsterkäufe machen. Nicht nur mit denen, die die gleiche Meinung teilen. Versuche dich in andere hineinzuversetzen. Leiste einen Beitrag, vielleicht ist es etwas ganz Kleines. Lasst uns den Zusammenhalt stärken, füreinander da sein, zuhören und näher zusammenrücken (also im Geist).

Wie kann Yoga mir in dieser Zeit helfen?

Wir praktizieren Yoga, um den Geist zur Ruhe zu bringen und um eine bessere Version unserer Selbst zu sein. Der Geist ist gerade in Aufruhr, fährt Achterbahn, beschäftigt sich mit Ängsten oder malt Horrorszenarien aus. Ich habe gerade das Gefühl, alle suchen ganz hektisch nach irgendwelchen Lösungen, tüfteln und kommen kaum zur Ruhe. Schon eine kurze Meditation hilft dir, den Geist zu beruhigen, am Abend besser zu schlafen oder am Morgen entspannter in den Alltag mit deinen Kindern zu starten.

Ich nutze die Zeit und schaue bewusst nach innen. In der Ruhe, die ihr jetzt findet, liegt besonders viel Kraft. Und das hilft uns wieder ins Vertrauen zu gehen. Es ist ein bisschen so, wie bei der Trauerarbeit, von der mir mal eine Freundin erzählt hat. Hier kann man wenig tun, man ist einfach da, hört zu und ist eine Stütze für trauernde Menschen. Wir sind so gut im „Tun“, im Aktiv sein, beraten etc. Aktuell sind wir einfach nur gefragt, die Ruhe zu behalten, den Alltag mal auszublenden und auszuhalten. Ja, das ist schwer, aber wir schaffen das. Wann immer du hibbelig wirst, geh auf die Matte. Power dich aus und finde dann wieder in die Ruhe. Pratyahara, der Rückzug der Sinne – wir üben das im Yoga und auf der Matte und können es jetzt in unseren Alltag holen.

Du kannst zwar kein Yoga mehr in den Studios vor Ort üben, aber Yoga ist so viel mehr als das. Du leistest einen großen Beitrag, wenn du in die Stille gehst oder dich in Mitgefühl übst. Du kannst dir die yogischen Schriften zur Hand nehmen und lesen. Am Abend ein Mantra singen oder ein Pranayama machen. Und viele Studios und Lehrer bieten dir die Möglichkeit an, online zu praktizieren. (Schau mal bei Instagram vorbei, ich biete dort jeden Mittwochmorgen eine Live-Meditation an.)

Was mir hilft: Von einem Tag zum anderen denken und planen, Routinen einhalten und nicht zu viel erwarten. Tief atmen, wenn sich Ängste breit machen und immer wieder auf das Gute fokussieren. Und eine feste Routine beibehalten. Um es mit Matt Haigs Worten zu sagen: „When reality knocks us, routine gives us the structure to absorb it.“

Vielleicht führt das Zuhause bleiben dazu, dass wir alle mehr nachdenken. Und feststellen, was bis hierher alles falsch gelaufen ist (mit uns, mit anderen, der Gesellschaft und dem Planeten) und was wir ändern möchten. Das Konsum nicht unendlich ist und was es für ein Gefühl ist, wenn es einfach mal keinen Reis im Supermarkt gibt. Vielleicht holt es uns zurück auf den Boden der Tatsachen. Zurück zu mehr Einfachheit. Zu mehr Sein. Vielleicht lernen wir einander wieder mehr zuzuhören. Still zu sein und präsent. Passt auf euch auf und bleibt gesund.
#stayathome #flattenthecurve

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Yoga und Meditation helfen mir jeden Tag dabei die beste Version meiner Selbst zu sein. Ich möchte dich dazu inspirieren, dein Leben auf den Kopf zu stellen und dich frei zu fühlen.

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