Interviews
Schreibe einen Kommentar

Sabine Reinhart: „Herzblut ist eine der wichtigsten Zutaten für gelungene Kommunikation“

Ich beende diese Woche mit dem Interview einer Knallerfrau. Sabine ist Inhaberin der Agentur PR 13 und wir haben uns über diesen Blog kennengelernt. Es ist toll, dass es Frauen mit so viel positiver Energie, Witz, Wortgewandtheit und Ehrlichkeit gibt. Zudem erfüllt Sabine eine der, meiner Meinung nach, wichtigsten Eigenschaften überhaupt: die Niveauflexibilität. Sie passt überall hin und überall rein: Journalistentalk, Tecki-Nerd-Runde, Stammtisch oder Europaparlament. Ich verspreche euch, ihr werdet auch im Interview was zu Lachen haben und dürft euch auf knackige Antworten gefasst machen. Bühne frei für Sabine, meine persönliche Herzensfrau aus 2014;-)

Welche berufliche Entwicklung hat dich bis heute am meisten beeinflusst?
Sabine: Eigentlich alle. Meine allererste Festanstellung als Texterin/Konzeptionerin in der Werbung, als Pressesprecherin eines Softwareverlages und als Microsoft-Accountlead in einer Münchner Agentur haben mich beruflich jeweils ein enormes Stück weiter gebracht. Aber sicherlich waren die Erfahrungen zur Gründung 2004 meiner Agentur PR13, die der Folgejahre bis heute und viele meiner Kunden- und Journalistenbeziehungen seither am eindrücklichsten.

Du legst Wert darauf, dass deine Agentur eine gewisse Größe nicht überschreitet. Warum ist das so wichtig?
Sabine: Die Größe einer Agentur entscheidet über deren Managementstil, ihre Arbeitsweise. In großen Agenturen ist der PR-Prozess notwendigerweise meist arbeitsteilig strukturiert: Die einen schreiben die Texte, die anderen beraten Kunden, wieder andere quälen sich ganztags durch Reportings oder dürfen am Empfang ans Telefon gehen, wenn sie nicht Meetings bewirten müssen. Für mich bedeutet aber PR den ganzen Prozess zu leben. Ich liebe an kleinen Agenturen wie meiner, dass sie einfach alles bewerkstelligen können, weil jede der wenigen Personen persönlich wichtig und verantwortlich für die Ergebnisse seines Bereiches ist. Das macht Angestellte zu wertvollen Mitdenkern und Mitfühlenden. Sie sind mit Leib und Seele bei der Arbeit, identifizieren sich mit ihrer Aufgabe und den Projekten des Kunden. Und für mich als studierte Germanistin und Politikwissenschaftlerin, passionierte Texterin und Projektleiterin heißt eine überschaubare Größe auch, dass ich selbst ganz entscheidend in den Projekten meiner Kunden mitarbeiten kann und nicht – wie in vielen größeren Agenturen – zum Pitch „vortanze“ und mich danach nicht wieder blicken lasse. Das ist sehr wichtig, denn ich will zu jedem Zeitpunkt eines Projekts meinen Kunden in die Augen gucken können und stehe mit meinem Namen hinter der Qualität unserer Ergebnisse.

Dein Geheimrezept für gute PR/Öffentlichkeitsarbeit?
Sabine: Persönlichkeit! Interesse an den Menschen, mit denen man interagiert. Möglichst hohe Identifikationsflächen für alle Mitarbeiter der Agentur, denn so kann man mit Herzblut arbeiten. Und Herzblut ist eine der wichtigsten Zutaten für gelungene Kommunikation.

Was fasziniert dich an Kommunikation?
Sabine: Ohne Sprache und sprachliche Interaktion wäre das menschliche Dasein niemals das, was es ist. Sprache ist etwas geniales: Hirn anschalten und Kopf- und Herzinhalte in Worte fassen. Gekonnte schriftsprachliche Kommunikation ist etwas ganz Feines und kann ein tolles Glücksgefühl beim Lesenden erwirken. Es ist, als wenn die Worte zaubern können und wunderbare Bilder und Fantasien auslösen. Dann kann Sprache und Kommunikation etliches verändern und gesellschaftlichen Wandel provozieren. Ich habe mich daher früh entschieden, Sprache und Kommunikation einen zentralen Stellenwert in meinem Leben zu geben.

Süd oder Nord? Du bist von Hamburg nach München gezogen – woran hängt dein Herz mehr?
Sabine: Der Süden ist extremer, im Winter liegt hier Schnee, es ist eiskalt. Im Sommer ist alles trockener, es ist heiß. In Hamburg gibt es immer die Brise – egal zu welcher Jahreszeit. Biergärten sind das Beste, was der Süden erfunden hat – dieses Draußensein. Das gefällt mir gut am Süden. Unsere Tochter liebt Bayern, das Haus im Grünen, die Weite und die Freiheit, sich als Kind außerhalb einer Großstadt wie Hamburg bewegen zu können. Vielleicht hätten wir das auch im Speckgürtel Hamburgs haben können, aber mit Kind überlegt man sich stärker, wie und wo man „Heimat“ definiert – und das ist für uns eher Süddeutschland. Cool ist das ganz und gar nicht hier, aber irgendwie echt. Dennoch habe ich oft Sehnsucht nach dem ganz anderen Norden und werde Hamburg immer lieben – jetzt als Zweitheimat!

Deine besten Tipps für ein perfektes Wochenende in München? 
Sabine: In die Berge fahren, hochsteigen oder rauf gondeln und runter gucken. Großartig! Oder an der Isar sitzen, auf dem Vorhölzer Forum über den Dächern Münchens und chillen, gucken, sprechen, staunen und Freunde treffen zu ellenlangen Gesprächen. Schweinsbraten und Knödel essen und dazu einen Liter Bier oder mehr zu trinken. Den Geschmack Bayerns erleben. Für mich aber auch, mich in meinem Sportcenter bei Musik zu bewegen. Ohne Verpflichtung, ohne Kind, ohne Handy. Großartig – so wenig kann so viel Freiheit beinhalten!

Wie sieht der perfekte Kunde aus, wenn du ihn dir malen könntest?
Sabine: Ein perfekter Kunde ist einer, der die Erfahrung und die Kompetenz seiner Agentur erkennt und schätzt. Für mich ist er perfekt, wenn wir am langen Arm, ziemlich selbstgesteuert, arbeiten können. Die Arbeit mit kleinen Agenturen und hohem Chef-Involvement unterscheidet sich aber auch stark von der Arbeit mit Angestellten von Großagenturen. Bei mir darf der Kunde buchen und sich zurücklehnen. Ich kümmere mich um die guten Arbeitsergebnisse, stehe dafür gerade. Gute Kunden sind für mich die, die zusätzliche Kompetenz für ihr Aufgabengebiet hinzubuchen möchten, und nicht die, die nur günstige Backoffice-Abwickler in externen Organisationen kaufen, die sie mit vielen Bürokratenarbeiten erschlagen und sich dann wundern, warum die PR schlecht ist und keine proaktive Kreativität von Agenturseite kommt.

Gibt es Dinge, für die du niemals arbeiten würdest? 
Sabine: Klar: Atomkraftwerke, Sekten, die SPD (aber auch keine andere aktuelle Partei – schon gar keine bayerische oder rechte) und Hühnerfarmen. Ich stelle mir aber auch PR für Klopapier ätzend vor und möchte nicht für Tiernahrung, in der Hasen oder Kaninchen verarbeitet wurden (weil ich die sehr gerne mag) sprechen.

Woher nimmst du die Inspiration für neue Projekte? Wo tankst du auf?
Sabine: Die Klassiker: Familie, Sport, Urlaub, Gespräche mit Freunden, Kunden. Zudem habe ich glücklicherweise eine ziemliche Power in mir, d.h. ich tanke oft auch aus meinem Kampfwillen und meiner Stärke.

Dein Geheimrezept für ein glückliches Leben? 
Sabine: Au weia, du fragst Sachen! Ich glaube jedenfalls nicht an ein 100% komplett glückliches Leben, also wirklich 365 Tage à 75 Jahre am Stück. Glück ist für mich eher etwas, von dem man ab und an ein kleines Stückchen entdeckt – zufällig, nebenbei und dann strahlt man, weil das so ein tolles Gefühl erzeugt. Ich glaube eher an das kleine Glück, das uns im Alltag widerfährt, an die Momente, in denen man innehält und plötzlich weiß, dass man unheimliches Glück spürt. Wichtig ist, den Blick wach zu halten und das Leuchten in den Augen nicht zu verlieren, dann findet einen auch das Glück öfter.

Du hast drei Wünsche frei, raus damit!
Sabine: Wunsch 1: Dass meinen Lieben nichts passiert und alle, die ich liebe, ein sehr, sehr langes (und zum größten Teil) glückliches Leben haben! Wunsch 2: Schicke dünne Beine, dann würde ich täglich kurze Röcke tragen, in meiner Größe (1,82m) sicherlich sehr imposant! Wunsch 3: Dass ich nach meiner PR-Laufbahn nochmal Sängerin in einer Bar oder alternativ ins Europaparlament gewählt werde.

Ich hoffe ja, dass es nicht das Europaparlament sondern die Bar-Sängerin wird. Ich werde an der Theke sitzen und eine von denen sein, die ganz laut klatscht.

Favicon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert