Uncategorized
Schreibe einen Kommentar

Buchtipp: Hinter dem Blau von Alexa von Heyden

Ich lese für mein Leben gern. Lange Zeit habe ich allerdings gedacht, dass ich nicht die typische Leseratte bin, die Bücher verschlingt. Bin ich aber doch. Ich stehe nur irgendwie auf andere Bücher als andere. Ich habe weder Frank Schätzing verschlungen noch Stieg Larsson. Ich scheine da anders zu funktionieren.

Es gibt jedoch Bücher, die ich innerhalb weniger Stunden fertig lese. Und dann sitze ich da und ärgere mich, dass es so schnell vorbei ging und das ich nochmal will. Diese Bücher werde ich euch hier vorstellen, die anderen, an denen ich mich wochenlang abgekämpft habe, nicht.

Foto 2

„Hinter dem Blau“ kann ich allen, die sich auch vor ernsteren Themen nicht scheuen, ans Herz legen. Die Autorin Alexa von Heyden, die übrigens selbst einen wunderbaren Blog mit Namen Alexa Peng schreibt, erzählt offen, ehrlich und einfühlsam von ihrer eigenen Lebensgeschichte. Als fünfjähriges Mädchen hat sich ihr manisch-depressiver Vater auf brutale Weise das Leben genommen und eine Familie mit vier Kindern hinterlassen.

Wie verarbeiten kleine Kinder den Verlust eines Elternteils? Wie geht eine junge Frau mit einem solchen Erlebnis um? Kann man sich selbst finden, ohne eine solche Geschichte verarbeitet zu haben? Die Protagonistin Helena, genannt „Sunny, begibt sich im Rahmen ihrer Abschlussarbeit auf eine mutige Reise in das Innere ihrer Familie und lernt so nicht nur ihre Mutter, sondern auch den verstorbenen Vater besser kennen und verstehen.

Das Buch begegnet den schweren Themen Depression und Suizid. Für solche Themen ist in unserer Welt nicht wirklich viel Platz. Im Gegensatz zu den 80er Jahren, in denen der Vater an dieser Krankheit leidet, ist es heute zwar keine Schande mehr eine Therapie zu machen, um ein Tabuthema handelt es sich aber weiterhin. Die Autorin schafft es über dieses Tabuthema zu sprechen, das Leiden ihrer Familie zu beschreiben und die Geschichte mit einer Leichtigkeit zu besetzten ohne dabei zu banalisieren.

Foto 3

Das Buch ist eine Hilfe für jeden, der ein ähnliches Schicksal in seiner Familie erlebt hat. Insbesondere weil die „Schuld“, die für Familienangehörige eine erdrückende Rolle spielt und oft ein ganzes Leben lang auf ihnen lastet, entkräftet wird. Das Buch ist auch eine Hilfe für alle, die Depressionen begreifen lernen wollen. Es lehrt Verständnis für eine negativ belegte Krankheit und zeigt, dass die anstrengende Aufarbeitung der Vergangenheit immer auch einen Schritt in eine gelungene und befreite Zukunft sein kann.

Als Leser und Außenstehender fühlt man mit und kann die junge Frau, die sich an der eigenen Geschichte abstrampelt und viel Wut für den eigenen Vater empfindet, verstehen. Wenn sich am Ende die Wut in Verständnis wandelt, weil man durch das erreichte Alter auch die eigenen Eltern oder die Probleme des Erwachsenwerdens mehr verstehen kann, erhält man den Glauben an das Gute zurück. Denn mit Wut im Bauch lässt es sich schwer Frieden schließen.

Autoren kann man für tolle Bücher, ein einzigartiges Sprachgefühl, eine gelungene Fantasie und Story, schriftstellerische Begabung und vieles mehr bewundern. Ich bewundere Alexa von Heyden vor allem für ihre Offenheit und ihren Mut. Auch hinter einer lebenslustigen Modejournalistin in einer scheinbar oberflächlichen Welt verbirgt sich eine andere Geschichte als wir auf den ersten Blick denken. Sie trägt dazu bei, dass sich mehr Frauen mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit trauen, dass wir uns eingestehen dürfen, dass jeder von uns Fehler hat und das psychische Probleme in Familien mehr Offenheit benötigen.

eure amy

Favicon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert