Ein Blick ins Bücherregal der Lieblingsbuchhandlung zeigt: Es gibt viele Bücher über Krisen und Burn-Out. Vieles davon zieht noch mehr runter und vermittelt den Eindruck, man sei für immer krank. Es gibt wenige Bücher, die ein Stück weit dabei helfen aus dem Burnout heraus zu kommen und die vor Leichtigkeit und Lebensfreude strotzen. Riccarda Kolb ist Yogalehrerin, Stress-Präventions-Coach, Buch-Autorin, Besitzerin des Yoga-Studios karmakarma und hat nach ihrer eigenen Krise genau so ein Buch geschrieben. Darüber und wie wichtig Pausen und ein ehrliches „Nein“ sind, sprechen wir im Interview.
Liebe Riccarda, wie hat es sich angefühlt dein Buch „So geht glücklich sein – Wie ich aus dem Burnout in die Leichtigkeit des Lebens fand.“ zum ersten Mal in den Händen zu halten? Das muss doch ein wahnsinniges Glücksgefühl sein, oder?
Ich war so aufgeregt als das Paket mit den ersten Büchern ankam, dass ich mir erst einmal, ohne ein Buch zu öffnen, eines in meine Tasche gesteckt habe und los spaziert bin. Ich wollte das Buch an einem ruhigen Ort öffnen und dabei ganz für mich sein. Ich habe mich auf eine Wiese gesetzt, das Buch geöffnet und Seite für Seite durchgeblättert. In dem Moment bin ich einfach nur durchgedreht vor Glück.
Ich war und bin so dankbar, dass meine Idee, die Menschen mit diesem Buch vor Burnout zu schützen oder während schwerer Zeiten wieder Freude in ihr Leben zu bringen, tatsächlich umgesetzt und zum Leben erweckt wurde. Das ist sooooo wundervoll!
Wie ist die Idee zu deinem Buch entstanden, was war der Antreiber?
Die Entscheidung dieses Buch zu schreiben wurde durch meine Yogaschüler angestoßen. Da ich am Anfang der Yoga-Stunde immer etwas aus meinem Leben erzähle und darauf das Thema der Stunde aufbaut, haben sie gesagt, sie wollen so gerne „Riccarda-to-Go“, damit sie meine Geschichten, die sie so sehr inspirieren, immer wieder nachlesen können oder etwas von mir mit in ihren Urlaub nehmen können.
Und tatsächlich hatte ich mir während meines eigenen Burnnout vor vielen, vielen Jahren genau so ein fröhliches, aufmunterndes Buch gewünscht und nirgendwo gefunden. Damals hatte ich mir geschworen dieses Buch zu schreiben, wenn ich wieder die Kraft dafür habe.
Das Buch ist vollgepackt mit Ideen, die uns helfen mehr Leichtigkeit und Glück zu spüren. Wie ist dir selbst das gelungen und wie erinnerst du dich immer wieder daran?
Mein wichtigstes Tool ist es, mich jeden Abend still hinzusetzen und den Tag in Ruhe Revue passieren zu lassen. Ich sage „Danke“ für alle schönen Momente, Begegnungen und für alles was mir einfällt. Ich schaue mir auch in Ruhe an, was schwierig war und nicht so toll gelaufen ist. Ich finde es so wichtig, sich einen Moment der Ruhe für all das zu nehmen. Stille ist unser Ursprungszustand, er sorgt für Heilung. Bei mir sind es am liebsten 18 Minuten. Ich liebe diese Dauer. Sie lässt Raum zum Denken und Loslassen. Danach schlafe ich sehr entspannt – ohne den Tag mit ins Bett zu nehmen!
Was hat sich nach dem Burnout bei dir verändert? Wie sieht heuet ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Ich mache viel mehr Pausen als früher. Während des Tages, aber auch die Menge an Urlaub, die ich mir gönne, ist erheblich angestiegen. Mein Mann behauptet sogar, ich mache mehr Pausen als ich arbeite. Durch die Pausen arbeite ich effektiver.
Ich habe durch einen Arzt gelernt, dass man nach so einem Erschöpfungszustand besser auf sich aufpassen muss. Man heizt bildlich gesprochen mit geöffneten Fenstern. Man hat nicht mehr ganz die gleiche Kraft und Ausdauer wie vorher. Ich gehe also inzwischen viel liebevoller und achtsamer mit mir um. Und wenn ich müde bin, gibt es ganz einfach eine Pause. Und zwar so lange sie erforderlich ist.
Im Buch beschreibst du dich selbst als sensible Perfektionistin. Worauf sollten wir achten, wenn wir sehr sensibel, trotzdem aber kraftvoll und gleichzeitig noch perfektionistisch sind?
Wir müssen uns im „Nein“ sagen üben, im Grenzen setzen. Das Wort Nein ist ein ganzer Satz und endet mit einem Punkt. Nein. Egal ob es Menschen, Aufgaben oder Anforderungen sind. Wir müssen „Nein“ sagen, bevor sie quasi auf uns drauf sitzen. Wir brauchen gedanklich einen großen Abstand um uns rum. Ich ziehe mir jeden Morgen gedanklich meinen Schutzmantel über, so dass ich mich vor schwerer Energie schütze und aufpasse mit wem und mit welchen Dingen ich mich umgebe.
Um das zu lernen empfehle ich Vinyasa Yoga. Es baut zum einen Kraft auf und bringt uns dadurch bei wie wir uns schützen, und zum anderen folgt am Schluss der Stunde die pure Entspannung und Freude. Die optimale Mischung für sensible Perfektionisten.
Du hast irgendwann den Manager-Job an den Nagel gehängt, dich mehr aufs Yoga besonnen und ein eigenes Studio eröffnet. Wie war das fürs‘ Ego, das ja vorher immer höher, schneller, weiter wollte?
Wenn ich an das Ego denke, habe ich immer zwei Formen meines Egos vor Augen. Das „gesunde Ego“ ist wichtig, um sich zu schätzen und gesund zu bleiben. Dieses Ego war hoch erfreut über meine Entscheidung den Power-Pfad zu verlassen. Ich wollte einfach nur wieder gesund sein und das Leben mit Leichtigkeit genießen. Mein „übersteuertes Ego“ wollte noch erfolgreicher werden, weiter powern und hat über meine Entscheidung ein Yogastudio zu eröffnen permanent den Kopf geschüttelt. Aber inzwischen sind beide Egos happy. Ich habe noch nie so viel Dankbarkeit wie nach einer Yogastunde von jemandem entgegengebracht bekommen. Das genieße ich sehr und mein Ego eins und zwei sind sehr glücklich darüber.
„Der Zustand des Glücks ist stärker als der Kampf um höher, besser, weiter. Und so viel schöner und gesünder.“
Für mich persönlich war es ein Riesenfortschritt mehr „Nein“ zu sagen. Auch das ist Thema in deinem Buch. Was rätst du Menschen, die sich damit besonders schwer tun? Warum ist ein „Nein“ so wichtig für uns und unser Wohlbefinden?
Ich schicke meine Kunden immer erst einmal für kleine Übungen in einen Lebensmittelladen. Sie bestellen an der Theke beispielsweise 100 Gramm Käse. Die Verkäuferin will ihnen 110 Gramm geben und sie sagen höflich und bestimmt: Nein. Diese banale, kleine Übung trainiert Dich für den Ernstfall, wenn Dein Kollege, Chef,Partner wieder mal zu viel von dir will und du bestimmt und klar antwortest. Nein. Du ergänzt kein aber und auch kein Nebensatz wird folgen. Du blickst Deinem Gegenüber in die Augen und wirst erstaunt sein, dass er das „Nein“ ohne wenn und aber akzeptiert. Ich konnte das wunderbar beobachten als ich nach meinem Burnout wieder zu L‘Oreal zurückkam. Ich definierte Grenzen, forderte weitere Mitarbeiter ein, ging pünktlich nach Hause. Und es passiert nichts von dem, was ich befürchtet hatte. Ganz im Gegenteil: meine Anerkennung stieg. Die wilde Wühlmaus, die ich früher war, die alles erledigt hatte, wurde immer ausgenutzt, aber mit dem Grenzen setzen, stieg die Achtung mir gegenüber. Hätte ich das nur früher gewusst.
Oft denken wir, wie kämen besonders weit, wenn wir viel machen. Im Buch schreibst du, dass das Geheimnis vielmehr in den „effektiven Pausen“ liegt. Wie können wir lernen mehr Pausen einzuhalten?
Das Wichtigste ist, dass du verinnerlichst, dass du durch Pausen Zeit gewinnst und nicht verlierst. 15 Minuten Spaziergang an der frischen Luft – einmal vormittags, einmal nachmittags – fördern deine Konzentration und Kreativität. Danach arbeitest du besonders effektiv. Oder du stellst dich in die Yogahaltung des Baumes – 8 Atemzüge pro Bein – und du kannst die Prioritäten in Deinem Kopf wieder klar überblicken. Trage dir vor allem mindestens einmal pro Woche ein Date mit dir selbst in deinem Kalender ein. Ganz egal, ob du gemütlich zu Hause bist, zum Yoga oder ins Kino gehst. Es ist Deine Me-Time, du tust nur das was du willst.
Warum ist Schlaf so wichtig für ein gesundes Leben?
Der Schlaf hilft uns zu regenerieren und wieder neue Kraft zu schöpfen. Deshalb setze ich mich vor dem Schlafen in Ruhe hin und lasse den Tag vor meinem inneren Auge Revue passieren – angefangen am Anfang des Tages bis zum Abend (siehe oben). Es kommt dann alles noch einmal in meine Erinnerung was wichtig war – schöne und schwierige Momente. Dann brauche ich nicht den Schlaf, um alles zu verarbeiten, sondern ich schlafe wirklich um neue Kraft zu tanken und frisch aufzuwachen. Das ist ein ganz anderer Schlaf. als wenn du um 4 Uhr plötzlich aufwachst und Dir dann die Themen des vergangenen Tages im Kopf herum kreisen und du sie weder lösen noch schlafen kannst. Stille jeden Tag, mindestens 5 Minuten, ist der Schlüssel zum gesunden Schlafen. Nenne es Verarbeiten oder Meditation, Hauptsache kein neuer Input!
Magst du deine liebste Meditation aus dem Kundalini mit den Lesern teilen?
Da verweise ich gerne auf Seite 166 in meinem BuchJ
Wer oder was ist deine größte Inspiration?
Der Fluss des Lebens. Ihn zu spüren und ihm zu Vertrauen ist mein Mantra und mein Anker.
Deine Lieblingsbücher?
Ich liebe Kochbücher zum Einschlafen. Sie haben auf mich eine unglaublich beruhigende Wirkung.
Von meinen Yogalehrern bei Laughing Lotus New York habe ich mir abgeguckt, dass sie jeden Tag zum Aufstehen zwei Seiten aus einem inspirierenden Buch lesen, um in den Yogastunden etwas zu erzählen und nie auszulernen. Das sind bei mir Bücher über die Philosophie von Yoga, Ayurveda und vieles mehr.
Deine Vision?
Wenn alle Menschen Yoga machen würden, wäre die Welt so viel besser!
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Wie immer gilt: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und der Gewinn kann nicht in bar ausgezahlt werden.
So geht glücklich sein. Wie ich aus dem Burnout in die Leichtigkeit des Lebens fand.
192 Seiten, Hardcover
Christian Verlag
19,99 Euro
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