Madhavi Guemos ist Vollzeit-Bloggerin bei Kaerlighed, hat ein Buch über Makrobiotik geschrieben, ist Mutter von zwei Kindern, gibt Koch- und Meditationskurse und tut all das mit Leichtigkeit. Da will man natürlich wissen, wie geht das. Besonders faszinierend – Madhavi praktiziert schon seit über 20 Jahren Yoga & Meditation. Gerade deshalb mag ich ihre Arbeit, ich finde es gibt nichts besseres als eine gehörige Portion Lebenserfahrung. Ihre Posts und ihre Artikel gehen runter wie Öl und ihre feinsinnige Art ist unglaublich beeindruckend. Ihr Buch „Makrobiotik“ wird gerade in der zweiten Auflage gedruckt und auch das Fernsehen klopft bei ihr an, yeah! Im Interview habe ich mit ihr über die Makrobiotik als Lebensweise, Spiritualität und junge Yogalehrer gesprochen. Ach, und ein kleines Geheimnis verrät sie uns auch.
Liebe Madhavi, wie und wo bist du zum ersten Mal mit der Makrobiotik, die ja in Deutschland immer noch nicht sehr bekannt ist, in Berührung gekommen?
Das war in den 90ern, zu der Zeit war Makrobiotik in der spirituellen Szene schon sehr bekannt, hatte aber im normalen Leben keinen guten Ruf. Wir waren halt die Körnerfresser. Bei mir war der erste Kontakt ganz unspektakulär, ich fand ein Buch auf einem Flohmarkt, das ich interessant fand, es hieß Zen Makrobiotik. Von dem Zeitpunkt an verschlang ich alles, was mit Makrobiotik zu tun hatte.
Wer sich unter Makrobiotik so gar nichts vorstellen kann, wie erklärst du in Kürze diese Form der Ernährung?
Makrobiotik ist mehr als eine Ernährungsweise, es ist ein bewusster Weg hin zur Entschleunigung, Zentriert- und Ausgeglichenheit. Wir leben sehr in Extremen und die Makrobiotik ist ein Weg, wieder mehr bei sich anzukommen. Dabei hilft die Ernährung- aber auch die Lebensweise.
Was hat sich bei dir durch eine makrobiotische Lebensweise verändert?
Ich habe unheimliches Durchhaltevermögen, bin klarer, fühle mich leichter und weiß, was ich im Leben möchte. Ich habe sehr viel Energie durch diese Ernährungsweise. Außerdem denke ich, dass ich weltoffener und ausgeglichener bin. Ernährung kann unser Gemüt, unsere Einstellung zum Leben immens verändern.
Warum ist es wichtig, dass wir bei einer Ernährungsumstellung erstmal liebevoll mit uns umgehen?
Ich finde es sehr wichtig, immer Projekte sachte beginnen und dann auch dranzubleiben. Das ist immer besser, als sich total reinzustürzen und sich vollends zu überfordern. Viele bleiben dann nicht dran, weil sie keine Geduld mitbringen und zu viel erwarten. Alles, was wir verändern möchten, braucht eine gewisse Zeit. Wenn ich 40 Jahre lang Rabbau mit meinem Körper betrieben habe, kann ich nicht erwarten, dass er sich nach zwei Wochen regeneriert hat. Immer schön Schritt für Schritt.
Sind wir in Sachen Nahrungsaufnahme oft zu hart mit uns selbst?
Ich denke, dass vieles sehr flink in Dogmen ausartet. Ich bin kein Fan von Extremen. Wenn ich ein Stück Schokolade essen möchte, dann mache ich das. Es ist ein Luxusproblem. Wir sollten glücklich sein, überhaupt so eine riesige Auswahl an Essen zu haben. Und wählen zu können. Das können viele Menschen nämlich nicht. Viel schlimmer finde ich Menschen, die andere verurteilen, weil sie anders essen als sie selbst. Jeder so, wie er mag. Viel schöner ist es, andere zu inspirieren und ihnen nicht irgendetwas aufdrücken zu wollen.
Auf deinem Blog spürt man bei jeder Zeile deine langjährige Erfahrung in Sachen Spiritualität, Yoga & Meditation. Heute ist all das irgendwie „hip“, wie war das früher für dich als „Exot“ mit einer besonderen Ernährungsweise und wie denkst du heute darüber?
Ich bin sehr froh über die Entwicklung. Viele klagen immer darüber, dass Yoga und vegane Ernährung so mainstream geworden sind. Wir leben in einer goldenen Glocke, in der uns alles so selbstverständlich erscheint. Ich reise sehr viel und treffe auf Menschen, die nie ein Yogastudio von innen gesehen, geschweige denn einen Tofu Burger gegessen haben. Wir sind sehr privilegiert, dass wir es uns erstens leisten können, spirituell unterwegs zu sein und zweitens uns überhaupt Gedanken über unser Selbst erlauben dürfen. Manche Menschen, auch in Deutschland, kämpfen täglich ums Überleben, wie sie ihre Kinder finanzieren oder überhaupt einen Job bekommen. Die Entwicklung darf noch viel weiter gehen. Von “hip” sollte es mehr zu “alltäglich” übergehen. Was die Ernährung betrifft, bin ich heilfroh. Mein halbes Leben musste ich mich erklären, warum ich etwas anders mache. Das war schon sehr kräftezehrend. Vor allem, weil jeder etwas gegenzusteuern hatte. Wovon jetzt so langsam die Rede ist, habe ich vor 20 Jahren schon gepredigt und alle haben mich ausgelacht. Der Weg war nicht leicht, aber es hat sich gelohnt.
„Menschen brauchen Zeit, um etwas zu erkennen und zu verstehen.“
Du beschreibst in deinem Buch Kochen auch als eine Form der Meditation. Wie stimmst du dich persönlich am liebsten aufs Kochen ein und wie können auch Kochmuffel das Ganze meditativ angehen?
Wenn ich anfange, mein Gemüse zu putzen und das Getreide zu waschen, fährt mich das immens runter. Dann bekomme ich ein Gefühl von Ganzheit. Es ist unbezahlbar. Kochen ist für mich etwas höchst Spirituelles, von dem ich mir wünsche, dass es wieder mehr Menschen tun. Dieses Haptische, etwas zu kreieren, Liebe und Zeit und investieren, nährt die Seele ungemein. Für mich ist die Vorbereitung auf das Kochen schon ein meditativer Prozess, denn ich tauche in eine andere Welt hinein. Jeder muss da seinen eigenen Weg finden.
Du bist eine wahre Powerfrau, bist Mama, schreibst einen erfolgreichen Blog, hast ein Buch veröffentlicht und sitzt schon am nächsten, gibst Workshops und und und … Auch die Makrobiotik und gesundes Kochen generell erfordern Zeit und Hinwendung. Verrätst du uns deinen Zaubertrick?
Danke! Ich bin super organisiert. Ich habe keine Eltern oder Babysitter, die mir unter die Arme greifen können. Aber einen Mann, mit dem ich mich gut organisiere. Wir arbeiten beide recht viel und sehr gern. Wir sind auch viel unterwegs, aber einer von uns ist immer da. Die ersten acht Jahre, als die Kinder noch recht klein waren, war ich nie weg. Das erlaube ich mir erst jetzt wieder. Das brauche ich auch, um inspiriert zu bleiben. Ich stehe sehr früh auf, dusche kalt, mache meine spirituellen Übungen und beginne den Tag. Ich arbeite sehr fokussiert und lasse mich nicht ablenken. Meine Zeit ist mir kostbar und ich verschwende keine MInute. Ich bin sehr froh, dass ich meinen Coach Laurie Gerber von der Handel Group habe, die ich zweimal im Monat spreche, das hilft mir natürlich.
Kurz weg von der Makrobiotik, weil ich junge Yogalehrerin und du so erfahren, da muss ich einfach fragen, was ist dein Tipp für junge Lehrer?
Lasst euch einfach Zeit. Früher haben wir erst jahrelang unterrichtet, bis wir überhaupt daran gedacht haben, einen Workshop oder Retreat anzubieten. Schafft erst einmal ein gutes Fundament, baut mit viel Liebe eure Klasse und Community auf, praktiziert täglich, seid zuverlässige Lehrer, die nicht ständig ihre Klassen absagen und lasst euch nicht von dem Instagram Wahnsinn irritieren. Es ist wichtig, zu wissen, warum ihr Yogalehrer sein möchtet. Welche Absicht steht dahinter. Sie sollte ehrlich und erhebend sein und sich nicht nur um euch drehen.
„Baut mit viel Liebe eure Klasse und Community auf.“
Wie kam bei dir der Wandel weg vom Yoga hin zu Meditations- und Kochworkshops?
Meditationskurse habe ich tatsächlich schon vor meinem Yogalehrer-Dasein gegeben. Irgendwann kam das Yoga dazu. Ich unterrichte immer nur noch sporadisch Asanas, auf Workshops oder Retreats. Aber durch meine gewissenhafte und langjährige Meditationspraxis erlaube ich mir, diese zu teilen und hoffe, Menschen dadurch zu inspirieren, nicht nur auf der Matte rumzuturnen. Ich habe dieses Jahr erst mit Kochkursen gestartet, nach 20-jähriger Praxis. Vorher habe ich es mir nicht zugetraut, aber gemerkt, dass ich das ganz gut hinbekomme, auch, wenn ein Kochkurs ein unglaublicher Aufwand ist. Ein kleines Geheimnis: Ich habe mich vor ein paar Wochen zur Kundalini Yogalehrer Ausbildung angemeldet. Das macht mich sehr glücklich, da ich finde, dass jeder Kundalini Yoga als Ergänzung zu diesem Wahnsinn in der Welt machen sollte, um nicht durchzudrehen. Außerdem braucht es viel mehr Aufmerksamkeit, denn es ist großartig!
Welches Buch liegt aktuell auf deinem Nachttisch?
“Die Berührung des Meisters” von Yogi Bhajan. Ein wirklich sehr kluges und inspirierendes Buch.
Was gehört zu einem zufriedenen und entspannten Tag in Madhavis Leben unbedingt dazu?
Zufrieden bin ich tatsächlich sehr, wenn ich arbeite. Es macht mich irre glücklich, wenn ich meine Ideen umsetzen kann, etwas Neues erschaffe. Ich habe einfach einen Kopf voller Ideen und immer zu wenig Zeit, um alles umzusetzen. Arbeiten entspannt mich ungemein. Dazu noch eine Einheit Yoga und Meditation, ein hochwertiger Matcha Tee, und ich habe den perfekten Tag. Noch perfekter ist er dann, wenn mir keiner ein schlechtes Gewissen macht, weil ich einfach zu viel arbeite.
Wo und wann können die Leser mit dir kochen und meditieren?
Mein nächster Kochkurs findet am 10.12 in Berlin statt und am 9.12 wird es einen Manifest Magic- Workshop mit Yoga, Meditation und ätherischen Ölen geben.
Außerdem biete ich immer wieder Live Meditationen an, die ich auf Instagram ankündige.
+++ VERLOSUNG +++ Gewinne eines von drei Exemplaren „Makrobitoik. In Fülle leben.“ +++
Madhavis Buch „Makrobiotik. In Fülle leben“ ist wirklich ein Schatz und eine tolle Gelegenheit sich mit der eigenen Ernährung auseinanderzusetzen. Darum habe ich die Ehre und darf drei Exemplare unter euch verlosen! Hinterlasst mir dazu hier auf dem Blog, auf Facebook oder auch Instagram einen Kommentar, warum ihr ein Exemplar gewinnen möchtet.
Das Gewinnspiel läuft bis Dienstagabend, 18 Uhr.
Wie immer gilt: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, der Gewinn kann nicht in bar ausgezahlt werden und wird innerhalb Deutschlands versendet.
Viel Glück und ein riesiges Dankeschön an dich, liebe Madhavi!
Fotos: Maria Schiffer Photography