Das Leben macht bekanntlich, was es will. Uns weich wie Wasser um alle Veränderungen herum zu schlängeln, lernen wir im Yoga. Immer alles anzunehmen, was kommt. Ich falle direkt mal mit der Tür ins Haus: Meine Tage in Dubai sind gezählt. Weniger als 20 um genau zu sein. In ein paar Wochen schon sitze ich, schwanger in der 24. Woche, im Flieger nach Deutschland. Ganz ohne Rückflugticket.
Warum ich auf mein Bauchgefühl höre
Nein, ich verlasse nicht den Mann und nein, ich bin nicht wahnsinnig geworden vor lauter arabischer Klingeldingel-Musik und Schwangerschaftshormonen. Ich bin schwanger, bekomme ein Kind. Und ja verrückt, da lebt tatsächlich jemand in meinem Bauch. Ich habe sehr früh festgestellt, dass ich schwanger bin und ich wusste sehr früh, dieses Kind das kommt nicht in Dubai zur Welt und wird hier auch nicht aufwachsen. Ohne große recherchiert oder gesprochen zu haben – das war so ein Gefühl. Glasklar. Man sagt ja Mütter haben sofort einen Instinkt dafür, was gut fürs Baby ist.
Für mich ist außerdem klar: ich möchte eine selbstbestimmte Geburt. Ich möchte, wenn möglich nicht in ein Krankenhaus. Ich habe Vertrauen in meinen Körper und finde es toll, wenn man ein Kind in einer liebevollen, warmen Umgebung zur Welt bringen kann. Ich möchte warme Farben sehen, wenn ich mir die Seele aus dem Leib schreie, ein vertrautes Gesicht und den Duft ätherischer Öle in der Nase haben. So meine verträumte Vorstellung. Ja, ja ich weiß – es kommt ja eh alles anders. Genau an diesem Punkt fängt es schon an, es gibt in Dubai keine Geburtshäuser oder Kombinationen aus Klinik und Geburtshaus. Auch wenn ein Artikel einer Hebamme von 2009 besagt, dass Dubai „aktiven Geburten“ gegenüber langsam offener wird, so sieht die Realität doch anders aus. Viele Frauen trauen sich hier nicht zu sagen, dass sie gerne im Vierfüßlerstand gebären möchten. Auch die Bedingungen für eine evtl. frühe Geburt sind hier nicht so prall. Und auch wenn es Privatkliniken und deutsche Ärzte gibt und natürliche Geburten in Krankenhäusern, das Gesundheitssystem ist doch anders.
Mit Tränchen im Auge und Vorfreude im Gepäck
Hinzu kommt, dass ich mir nicht vorstellen kann hier ein Kind groß zu ziehen oder überhaupt mit Kind hier zu leben, auch wenn das sehr viel mehr Annehmlichkeiten mit sich bringt als vielleicht in anderen Ländern. Für mich passt es nicht. Wieder so ein Gefühl. Dubai ist verrückt, laut, fast nichts geht ohne Auto, es gibt kaum Natur. Manchmal bin ich zwei Stunden unterwegs, nur um ein Buch aus einer Buchhandlung zu bekommen. Das ist alles eine Sache, wenn man allein ist und flexibel bleiben kann. Ich habe die Zeit hier sehr geschätzt und gehe wie immer auch mit einem Tränchen im Auge, denn ich durfte hier als Yogalehrerin sehr wachsen und inspirierende Menschen kennenlernen. Es war von Anfang an ein Abenteuer und vielleicht wäre es noch ein bisschen länger gegangen, aber es wäre nie eine Heimat für die nächsten sechs Jahre geworden.
Was ich vermissen werde: Natürlich die Sonne und das Meer, die Nähe zu Indien und meine treuen Yogaschüler. Ja, die Vorstellung in ein paar Wochen bei Minusgraden anzukommen, uiui. Aber ich habe gute Laune im Gepäck und schon wieder Ideen und Pläne, was da im kommenden Jahr so möglich ist. Ihr dürft gespannt sein, ich bin es auch ;-) Worauf ich mich freue: auf mein Netzwerk, meine Familie, meine Freunde, Yoga in Düsseldorf, Düsseldorfer Büdchen, den Rhein, die Nähe zu Holland, Spaziergänge im Wald, deutsche Magazine, Buchhandlungen und Geschäfte ums Eck und und und.
Es wird also wie immer nicht langweilig! Und so kehre ich schon bald ins Rheinland zurück und freue mich ganz besonders auf Freunde und Familie, denn auch die spielen bei der Geburt eines Kindes für mich eine riesige Rolle. Was ich dort mache? Na, erstmal eine feine Wohnung suchen, ganz normal weiterarbeiten wie bisher, euch auf die ein oder andere Insta-Story mitnehmen, viel zum Yoga gehen und mich so langsam auf die Geburt vorbereiten. Ich bin happy, dass ich schon einen Wunschplatz für die Geburt und so wie es aussieht auch eine Doula gefunden habe.