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Online-Yoga – bitte nicht for free.

Es ist viel los im Netz und in den sozialen Netzwerken. Geht es nur mir so oder habe ich das Gefühl, dass wir mit kostenlosem Online-Yoga zugeschmissen werden? Bei allem Enthusiasmus: Yoga ist nicht wertlos, eine Stunde zu unterrichten ist Arbeit. Harte Arbeit. Yogalehrern geht es in Zeiten von Corona ganz schön an den Kragen. Auch Studios müssen schauen, wie sie diese Zeit überbrücken. Was wir tun können: Für das, was wir konsumieren, zahlen. Ganz einfach!

Online-Yoga – in Bewegung bleiben

Ich finde das Angebot gerade ist gigantisch und ich komme selbst kaum hinterher. Ich fühle mich fast schlecht, dass ich erst eine Onlineklasse (Yogaglo, Rod Stryker) von zuhause aus gemacht habe und ansonsten meiner eigenen Praxis gefolgt bin. Das mag zum einen daran liegen, dass ich eine stetige Praxis habe, zum anderen aber auch daran, dass es sich gerade gut anfühlt, das zu tun, was der Körper braucht. Meine Praxis ist gerade sehr ruhig, leise und nach innen gekehrt. Maren Brand schrieb in ihrem Newsletter so schön, dass wir auf den „inneren Lehrer“ vertrauen sollen. Das hat mich sehr abgeholt.

Die ganzen Online-Yoga Angebote haben natürlich ihr Gutes: Wir können mit Lehrern überall auf der Welt praktizieren. Sogar die Lehrer meines alten Studios in Dubai bieten Klassen an und das ist mega. Und wenn wir in Düsseldorf wohnen, können wir mit einem Klick vom Wohnzimmer aus, mit Lehrern in Berlin lernen. Und es ist wichtig, dass wir in Bewegung bleiben. Es hilft ungemein dabei, negative Gedanken zu vertreiben und Ängste erst gar nicht aufkommen zu lassen. Parallel bieten auch Marken und Organisationen Yoga-Klassen an. Nike stellt gerade ein ganzes Workout für umsonst zur Verfügung. Wichtig: Riesige Unternehmen können sich das leisten, kleine Studios und einzelne Lehrer können es nicht.

Auch Online-Yoga hat einen Wert

Es gibt also nur ein Problem an der Sache: Viele Klassen werden für umsonst angeboten. Damit wollen die meisten helfen und unterstützen, das verstehe ich sogar, tun aber leider das Gegenteil. Den meisten Yogalehrern brechen alle Einnahmen weg. Wenn Schüler sich dann zwischen 20 Angeboten entscheiden können und zehn davon sind komplett for free, wird es schwierig. Und was ich besonders bedenklich finde: Yoga unterrichten und die Arbeit eines Lehrers haben einen Wert. Als Lehrer zu unterrichten verlangt einem viel ab. Es sind nicht nur die 1,5 Stunden auf der Matte, jede Klasse benötigt auch Vorbereitung. Allein eine passende Playlist kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Das sollten wir nicht verschleudern. Und die Arbeit ist bei einer Online-Klasse nicht weniger. Und wir sollten an die denken, die davon leben müssen!

Unterstütze deine Lehrer und dein Studio

Neben den Lehrern müssen auch Yogastudios eine Zeit ohne Einnahmen überbrücken, die Miete der Räume läuft jedoch weiter und auch viele andere Kosten. Du unterstützt dein Studio sehr, wenn du auf deren Online-Angebot zurückgreifst. Und wenn du nach der Corona-Zeit wieder dort auf der Matte stehst (im wahrsten Sinne des Wortes;-). Ich verstehe auch das Bedürfnis helfen zu wollen, das habe ich auch! Ich biete zum Beispiel eine kleine Meditation auf Instagram for free an, um mit den Menschen in Kontakt zu blieben und zu wissen, was jeder einzelne benötigt. Und ich gehe in Kontakt mit alten Menschen, biete meine Hilfe zum Einkauf an etc. Es gibt viele Möglichkeiten. Hilfe geht nicht nur virtuell, auch noch teilweise im realen Leben.

Ich verstehe das Argument, dass auch bei anderen Berufsgruppen Einkommen weg brechen oder auf Kurzarbeit umgestellt wird und auch diese Menschen weiter Yoga machen wollen. Aber hey, stellen wir uns vor, dass würde ohne #stayathome passieren. Du würdest deinen Lehrer oder das Studio ansprechen und fragen, ob du mal umsonst mitmachen darfst. Was ich damit sagen will: Wer ernsthafte Probleme hat die roundabout zehn bis 15 Euro für eine Online-Stunde zu zahlen und dem Lehrer eine Message schickt, der wird sicher nicht vergrault. Es sind ja gerade die Lehrer, die knapp bei Kasse sind, ein (hoffentlich) großes Herz und dafür Verständnis haben.

Schenkt euch ein Lächeln!

Lasst uns achtsam darüber nachdenken, was wir jetzt als Lehrer anbieten. Und lasst uns als Schüler bitte nicht an zehn, 15 oder 18 Euro für eine Klasse sparen. Bleibe, so wie es für dich passt, an deiner Praxis dran. Und lebe Yoga auch abseits der Matte. Dreh dich nicht weg von den Menschen, denen du begegnest. Sicherheitsabstand hin oder her – lass ein Lächeln da! Ich vermisse meine Klassen und meine Schüler sehr und freue mich schon aufs Wiedersehen. Virtuell und live und in Farbe!

KOLUMNE: Zeit, nach innen zu schauen.

Am Sonntag, den 15. März habe ich mich dazu entschlossen erst mal nicht mehr zu unterrichten. Genau eine Woche vorher sah noch alles ganz anders aus. Ich war wenig besorgt, habe vieles weg gelacht. An besagtem Sonntag war ich auf dem Rückweg von einem Mama-Kind-Wochenende mit Freundinnen in der Eifel. Auch hier war Corona zu jeder Minute Thema. Eine Freundin musste unser Treffen verlassen, weil es einen „Fall“ auf ihrer Arbeit gab. Als ich auf dem Rückweg im Auto saß, klingelte mehrmals mein Telefon. Familie, Freunde – alle suchten nach Austausch in dieser unsicheren Zeit.

Am selben Tag hat die Landesregierung von NRW in einer Kabinettssitzung beschlossen Fitness-, Sport- und Freizeiteinrichtungen zu schließen. Da hatte es sich dann für alle Yogastudios und Lehrer erstmal mit Yoga erledigt. Seitdem tüfteln alle fleißig an Online-Lösungen. Zum einen um den Zusammenhalt zu stärken und zu helfen, zum anderen um Kunden nicht zu verlieren. Das öffentliche Leben wird mehr und mehr eingeschränkt und wir alle sind gefordert zu Hause zu bleiben, um Corona zu stoppen. Für mich als Mutter mit einem kleinen Jungen brechen „interessante“ Zeiten an. Ich werde kaum dazu kommen mich um meine Projekte zu kümmern, die teilweise eh weg gebrochen sind. Bei einem Spaziergang wurde mir klar, wie wenig wir im Stande sind einfach mal ruhig zuhause zu bleiben. Wir haben einen immensen Bewegungs- und Unterhaltungsdrang. Es wird uns gut tun, mal die „Pause“-Taste zu drücken.

Warum ist es wichtig zu Hause zu bleiben?

#stayathome oder #staythefuckathome ist der Hashtag, der dieser Tage durchs Netz fliegt und es ist wichtig ihn zu verbreiten. Es ist klar, dass man mit Kind mal raus muss oder sich an der frischen Luft bewegen möchte, aber es macht keinen Sinn gemeinsam mit 20 anderen Menschen an einer Eisdiele anzustehen. Oder das Kind auf einem übervollen Waldspielplatz spielen zu lassen. Wir alle müssen jetzt verstehen, dass Rückzug die einzige Möglichkeit ist, die Verbreitung des Virus zu stoppen. Da helfen auch keine spirituellen Stoßgebete.

Es ist egal, mit wem du in Kontakt warst, bleib einfach für die nächsten Wochen zuhause. Hilf mit, dass die Entwicklungskurve nach unten abfällt. Denn was wir nicht wollen, sind überfüllte Krankenhäuser und Notstände. Denke dabei auch an die Menschen, die Tag für Tag in Krankenhäusern im Einsatz sind. Richte dir ein Homeoffice ein, telefoniere mit deinen Freunden, mach es dir gemütlich, lies das Buch, dass schon seit Monaten im Regal steht und verbreite positive Stimmung.

Und kaufe bitte ganz normal ein. Gestern im Supermarkt packte eine Frau acht Nutellagläser, zehn Flaschen Öl und drei Pakete Milch in den Wagen. Ich kann so ein Verhalten schwer nachvollziehen. Aber ich kann verstehen, dass es andere ansteckt, dasselbe zu tun. Für alle, die Angst haben: Die Supermärkte bleiben auf. Menschen dürfen weiterhin einkaufen. Lebensmittel haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum, das läuft ab und die Sachen landen im Müll. Es macht keinen Sinn mehr zu kaufen, als man essen kann. Und das Virus lässt sich nicht mit Klopapier stoppen. Ernsthaft: Wir haben aktuell wirklich kein Klopapier zuhause, weil wir eben nicht wie bescheuert 80 Rollen gekauft haben. Aktuell habe ich noch keins gefunden, muss deshalb aber nicht durchdrehen. Vielleicht bestelle ich jetzt mal eine Po-Dusche. #ingedenkenandiedubaizeit

Was können wir in dieser Zeit lernen?

Hilfsbereitschaft

Ich bin geschockt, wie egoistisch und businessorientiert viele reagieren. Ja, es muss weitergehen, aber wir sind gerade mal ein paar Tage zuhause und nicht seit drei Wochen. Ich habe als Freelancerin jetzt auch Angst, was passiert und wie es weitergeht, aber erstmal ist es wichtig, dass wir alle mit der Situation klar kommen und gesund bleiben. Denke nicht nur an dich, frage nach, wie es anderen geht. Schau, ob Menschen in deinem Umfeld deine Hilfe benötigen. Es geht ums große Ganze, mache dir das bewusst. Es geht nicht nur um dich und deine Familie. Öffne deinen Blick, stell auf Weitwinkel. Bitte.

Mitgefühl

Gerade jetzt können wir prima üben, uns in andere hineinzuversetzen und zu verstehen, warum jemand Angst hat. Mit anderen zu fühlen, stärkt unser soziales Miteinander und ist ein guter Beitrag zur eigenen seelischen Gesundheit. Mitgefühl ist eine im Menschen verankerte Fähigkeit, die wir aktivieren können. Sie wird von einem der drei emotionalen Systeme gesteuert: dem Bedrohungssystem (hilft uns Gefahren zu erkennen), dem Antriebssystem (hilft uns lebenswichtige Ressourcen aufzuspüren) und dem Beruhigungs- und Bindungssystem (dient der Besänftigung und fördert Gefühle wie Sicherheit, Verbundenheit und Geborgenheit). Verharren wir in Angst, fallen wir in eine Starre und denken nur noch an uns selbst. Das beste Mittel um Mitgefühl zu lernen: Meditation.

Solidarität

Sich mit anderen verbunden fühlen, auch wenn man einander nicht kennt. Ja, auch mit denen, die Hamsterkäufe machen. Nicht nur mit denen, die die gleiche Meinung teilen. Versuche dich in andere hineinzuversetzen. Leiste einen Beitrag, vielleicht ist es etwas ganz Kleines. Lasst uns den Zusammenhalt stärken, füreinander da sein, zuhören und näher zusammenrücken (also im Geist).

Wie kann Yoga mir in dieser Zeit helfen?

Wir praktizieren Yoga, um den Geist zur Ruhe zu bringen und um eine bessere Version unserer Selbst zu sein. Der Geist ist gerade in Aufruhr, fährt Achterbahn, beschäftigt sich mit Ängsten oder malt Horrorszenarien aus. Ich habe gerade das Gefühl, alle suchen ganz hektisch nach irgendwelchen Lösungen, tüfteln und kommen kaum zur Ruhe. Schon eine kurze Meditation hilft dir, den Geist zu beruhigen, am Abend besser zu schlafen oder am Morgen entspannter in den Alltag mit deinen Kindern zu starten.

Ich nutze die Zeit und schaue bewusst nach innen. In der Ruhe, die ihr jetzt findet, liegt besonders viel Kraft. Und das hilft uns wieder ins Vertrauen zu gehen. Es ist ein bisschen so, wie bei der Trauerarbeit, von der mir mal eine Freundin erzählt hat. Hier kann man wenig tun, man ist einfach da, hört zu und ist eine Stütze für trauernde Menschen. Wir sind so gut im „Tun“, im Aktiv sein, beraten etc. Aktuell sind wir einfach nur gefragt, die Ruhe zu behalten, den Alltag mal auszublenden und auszuhalten. Ja, das ist schwer, aber wir schaffen das. Wann immer du hibbelig wirst, geh auf die Matte. Power dich aus und finde dann wieder in die Ruhe. Pratyahara, der Rückzug der Sinne – wir üben das im Yoga und auf der Matte und können es jetzt in unseren Alltag holen.

Du kannst zwar kein Yoga mehr in den Studios vor Ort üben, aber Yoga ist so viel mehr als das. Du leistest einen großen Beitrag, wenn du in die Stille gehst oder dich in Mitgefühl übst. Du kannst dir die yogischen Schriften zur Hand nehmen und lesen. Am Abend ein Mantra singen oder ein Pranayama machen. Und viele Studios und Lehrer bieten dir die Möglichkeit an, online zu praktizieren. (Schau mal bei Instagram vorbei, ich biete dort jeden Mittwochmorgen eine Live-Meditation an.)

Was mir hilft: Von einem Tag zum anderen denken und planen, Routinen einhalten und nicht zu viel erwarten. Tief atmen, wenn sich Ängste breit machen und immer wieder auf das Gute fokussieren. Und eine feste Routine beibehalten. Um es mit Matt Haigs Worten zu sagen: „When reality knocks us, routine gives us the structure to absorb it.“

Vielleicht führt das Zuhause bleiben dazu, dass wir alle mehr nachdenken. Und feststellen, was bis hierher alles falsch gelaufen ist (mit uns, mit anderen, der Gesellschaft und dem Planeten) und was wir ändern möchten. Das Konsum nicht unendlich ist und was es für ein Gefühl ist, wenn es einfach mal keinen Reis im Supermarkt gibt. Vielleicht holt es uns zurück auf den Boden der Tatsachen. Zurück zu mehr Einfachheit. Zu mehr Sein. Vielleicht lernen wir einander wieder mehr zuzuhören. Still zu sein und präsent. Passt auf euch auf und bleibt gesund.
#stayathome #flattenthecurve

Yoga-Netiquette: Was du beim Besuch des Yogastudios beachten solltest.

Die wunderbare Dina Ghandour, Jivamukti-Lehrerin aus Dubai, hat mich mit ihrem Instagram-Post dazu gebracht über das Thema einer Yoga-Netiquette nachzudenken. Erst fragte ich mich, ob wir das hier überhaupt brauchen. In Dubai, gibt’s öfter mal Leute, die in Sachen „Anstand und Benehmen“ daneben hauen, aber hier in Deutschland wissen die Leute doch eigentlich Bescheid. Oder? Weit gefehlt, wurde mir ein paar Tage später bewusst.

Ich hatte in den letzten Wochen ein paar harmlose aber dennoch komische Vorfälle in meinen Stunden und ich glaube es macht Sinn, die ein oder andere Verhaltensregel zu erläutern.

Sei pünktlich

Als ich mit Yoga angefangen habe, galt noch: Mindestens 15 Minuten vor Kursbeginn im Studio sein. Langsam ankommen, evtl. umziehen, vielleicht noch einen Tee trinken und dann schon mal in Ruhe auf die eigene Matte setzen. Die Zeit vor der Stunde ist eigentlich nicht zum quatschen gedacht, sondern zum Ankommen. Bei dir selbst, im Raum. Schließlich sind Yogaräume die letzten Zonen, die frei von Smartphones sind und die wir still und friedvoll gestalten können. Und wenn es vorher mit der liebsten Freundin am Empfang viel zu besprechen gibt, dann achte darauf, dass du den Yogaraum in Stille betrittst und niemanden störst.

Trinke nicht während der Yogastunde

Generell gilt im Yoga: Wir trinken davor oder danach. Während der Stunde wird der Körper eigentlich nicht bewässert. Warum? Die Yogapraxis fördert Hitze (Tapas) und regt unser Verdauungssystem an. Entgiftungsprozesse werden in Gang gesetzt. Wenn wir trinken, zieht der Körper das Wasser aus dem Magen und nicht aus dem Gewebe, der Prozess wird gestoppt. Das Greifen zur Wasserflasche stört außerdem gerne mal die anderen Schüler. Oft ist es eine Gewöhnungssache und wir haben uns schnell daran gewöhnt 90 Minuten lang nicht zu trinken.
Generell gilt natürlich, wenn dir schwindelig ist oder es gar nicht anders geht, trinkst du einen Schluck. Dann am besten stilles Wasser oder Tee. Oft ist es aber auch der Geist, der sich mit dem Griff zur Wasserflasche Ablenkung verschaffen möchte.

Taschen außerhalb des Raumes

Es gibt keinen Grund, warum man sein halbes Hab & Gut mit in den Klassenraum schleppen muss. In den meisten Studios gibt es eine Umkleide oder einen Bereich, wo ihr Taschen ablegen könnt. Vor allem, wenn der Raum voll ist. Für die Lehrer sind Taschen & Co Stolperfallen und wenn am Ende der Klasse die Schüler in Savasana berührt werden, ist es oft sehr schwer an die Schüler ran zu kommen. Zum Yoga üben brauchst du nur deine Yogamatte. Das war’s.

Zeige Respekt vor (je)dem Yogalehrer

Neulich hat ein Schüler am Anfang meiner Stunde die Musik, die zur Einstimmung lief, leiser gedreht. Dafür ist er nach vorne an die Musikanlage gegangen und hat daran rumgedreht. Das finde ich nicht ok und man hätte es auch einfacher lösen können, in dem man nachfragt. Im Endeffekt war er besorgt, dass die Musik im Verlauf der Klasse zu laut sein könnte, das wollte er mir sagen. Das ist vollkommen ok, aber den Lehrer auf etwas zu fragen oder einfach an eine Musikanlage zu gehen, ist etwas anderes.

Als Schüler lieben wir unsere Praxis und ganz oft auch unsere Lehrer. Wenn dann ein Vertretungslehrer da ist oder jemand, den wir nicht erwartet haben, sind wir enttäuscht. Versetzt dich als Schüler immer selbst in die Lage, wie unwillkommen du dich als Lehrer fühlen würdest, wenn dir ein Schüler signalisiert, dass er eigentlich jemand anderen erwartet hat.

Keine elektronischen Geräte im Yogaraum

Es ist kaum zu glauben, aber ich kenne eine Lehrerin, bei der hat ein Schüler heimlich ein ipad zwischen Taschen aufgestellt, um die Stunde zu filmen. Wie verrückt ist das? Und wofür? Man sieht von hinten ja nur Popos. Überall würde man um Erlaubnis fragen, beim Yoga stellt man einfach die Kamera auf? Das ist ein extremer Fall, er zeigt aber auch, dass Aufklärung nötig ist. Elektronische Geräte haben im Yogaraum nix verloren. Schüler sollten weder während der Stunde aufs Handy schauen, noch sollte das Handy sich in erreichbarer Nähe befinden. Filmen und Fotos während der Klasse sind ein Nogo. Übrigens auch für Yogalehrer, die ihre Schüler während Savasana fotografieren, um sich damit selbst bauchzupinseln, wie voll ihre Klasse ist.

Never skip Savasana

Darüber ist schon sooo viel berichtet worden, aber es lohnt sich dennoch, es erneut zu erklären. Die Endentspannung am Ende der Stunde ist das A und O. Sie zu skippen, macht keinen Sinn, denn hier erntest du die Früchte deiner Yogaarbeit. Hier entspannt der Körper, wir spüren nach, lernen loszulassen und anzunehmen. Die Wirkung dieser Asana auf Körper und Geist ist enorm. Ohne Savasana ist eine Yogastunde unvollständig, da sich hier die Energie (Prana), die während der Stunde entstanden ist, im ganzen Körper verteilt. Die Entspannung baut Stresshormone ab und lehrt uns auf wundersame Weise das Nichtstun.

Mach sauber!

Verlasse den Raum nicht ohne deine Matte zu reinigen und die Hilfsmittel, die du benutzt hast, ordentlich wieder weg zu räumen. Ja, auch das ist Bestandteil deiner Praxis. Und es hilft den Schülern, die danach in den Raum kommen alles am richtigen Platz vorzufinden. Setze beim Verlassen wenn möglich ein Lächeln auf die Lippen, bedanke dich bei deinem Lehrer und verlasse den Raum ein Stück weit als besserer Mensch.

Wie immer gilt, wenn ihr in den Kommentaren etwas ergänzen wollt, nur zu. Schreibt mir, wenn ihr findet, das hier etwas Wichtiges fehlt!

KOLUMNE: Es ist genug für alle da!

Schönen guten Morgen, ich habe gute Nachrichten: There is plenty for everyone of us. Für jeden von uns gibt es genug. Genug Liebe, genug Freunde, Yoga, Männer, Lachen, Geld – alles! Wir dürfen also von Herzen miteinander teilen uns unterstützen und andere in den Himmel hoch heben, wir gehen dabei nicht verloren.

Im Yoga geht es, auch wenn wir das vielleicht manchmal vergessen, nicht um die eine, die finale Instagram-Pose, sondern vor allem auch um die Gemeinschaft. Zu spüren, wie eine Gruppe zusammenwächst, man füreinander da ist, sich unterstützt, von anderen lernt – das Prinzip der Kula ist wundervoll. Egal ob bei meinem eigenen Training oder in der Meditationsweiterbildung: Ich habe es geliebt, das Wir-Gefühl in der Gruppe zu spüren, neue Menschen kennenzulernen und zusammen zu wachsen. Yoga ist da, um Menschen zu verbinden, um uns zu zeigen, dass wir uns öffnen dürfen und dass wir von anderen angenommen werden, so wie wir sind.

Wir sprechen in den Yogastunden viel von Unterstützung, füreinander da sein und doch dürfte der Zusammenhalt unter Schülern, Lehrern und Studios ein bisschen mehr sein. Oder nicht? Sollten wir nicht mehr miteinander teilen, was uns selbst geholfen hat? Andere an dem, was gut ist teilhaben lassen? Wenn ich höre, dass Schüler in Yogastudios einfach nur die Matte nebeneinander „auswerfen“ und kein nettes Wort füreinander übrig haben, dann läuft es mir kalt den Rücken runter.

„Wenn du Sisterhood wirklich leben willst, dann unterstütze andere von Herzen.“

Dasselbe gilt für Lehrer. Ja, wir alle wollen, dass Menschen in unsere Klassen kommen. Aber auch hier gilt: Es ist genug für alle da. Jeder findet seinen Lehrer und damit etwas Individuelles, was zu ihm passt. Neulich fragte mich eine Bekannte, die in der Nähe eines Studios ein Ladengeschäft hat, nach einer guten Lehrerin. Natürlich freue ich mich, wenn Sie mir zu mir kommen würde, aber einfacher ist es doch für sie nach der Arbeit direkt beim Studio um die Ecke, dass einer tollen Lehrerin gehört, zu praktizieren. Es geht nicht um uns. Es geht, wenn du Yoga unterrichtest, immer um deine Schüler. Nur um deine Schüler. Es geht darum herauszufinden, was jeder einzelne braucht.

Es gibt Menschen, die geben ihr Herz, die neiden kaum und die stellen sich lieber zurück und andere in die erste Reihe. Diese Menschen haben keine Angst, dass für sie selbst nicht genug da wäre. Sie erkennen andere an und wissen, dass jeder (ausnahmslos jeder!) einen Unterstützer, einen starken Fürsprecher braucht. Wir brauchen einander und wir leben bereits in einer Welt, in der unser Ego sich immer mehr aufbläst und jeder für sich selbst sein Ding macht. Wie schön ist es da, wenn Yogalehrer und die, die ein Yogabusiness betreiben mit leuchtendem Herzen vorangehen und andere inspirieren dasselbe zu tun?

Schenke diese Woche deine Aufmerksamkeit einer anderen Person. Unterstütze sie, supporte ohne zurückzufordern und fühle dann in dein Herz, wie es sich anfühlt? Was macht es mit dir, wenn du andere wachsen lässt? Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen dazu hier oder auf Instagram teilen magst.

Top 5 im Februar

Es wird immer wichtiger, dass wir Ressourcen schonen. Das ist doppeldeutig gemeint. Zum einen deine eigene Ressourcen, in dem du für dich sorgst und gut auf dich achtest. Denn, tratra, da haben auch andere sehr viel von. Und die Ressourcen der Erde. Lieber weniger kaufen, reparieren statt weg werfen und auf Qualität und Langlebigkeit achten. Mittlerweile gibt es immer mehr Möglichkeiten schöne Dinge ressourcenschonend zu erwerben und da sollten wir vor allem als Yogis eine Auge drauf haben!

1) Berauscht von CBD.
Öle sind ja mein Ding, das habt ihr mit bekommen. Herrlich, wie viele kleine Dinge und Wehwehchen man mit einem natürlichen Öl beheben kann. Zusätzlich habe ich mir jetzt noch ein CBD-ÖL gegönnt. Hier mal knackig in Kürze: CBD ist einer von über 80 Wirkstoffen der Cannabis-Pflanze und ist bekannt dafür, Körper und Geist zu unterstützen. Im Gegensatz zum THC löst CBD keinen Rauschzustand aus und macht auch nicht abhängig. Aber das Öl von Alpinol aus der Schweiz ist ein toller Unterstützer, wenn es um besseren Schlaf geht, weniger Stress, mehr Ruhe und es kann Kopfschmerzen reduzieren.

2) Kuschelweiche Leggings
Auf Bali habe ich mich ziemlich in die tollen Sachen von Indigo Luna verknallt. Die Ananda Leggings Melrose besteht zu 92% aus GOTS-zertifizierter Baumwolle und 8% Elasthan. Die Hosen sind handgefärbt, mit leichtem Stretch und zu 100% blickdicht. Da scheint kein Unterhöschen durch beim Squat. So schön gemütlich, so weich – wirklich, das Material ist himmlisch. Schaut mal auf Instagram oder auf der Website. Sehr cool sind auch die halben Hosen mit ausgestelltem Bein.

3) Gitti – Vegan und Geruchsneutral!
Wie lange habe ich von veganem Nagellack geträumt? Wie geil, dass es mit Gitti Consious Beauty jetzt einen veganen Nagellack made in Germany gibt. Yeah! Die Lacke basieren zu 55% auf Wasser, sind vegan und geruchsneutral. Es geht um einen bewussteren Umgang mit Schönheit – von innen und außen. Das gefällt mir, darum sage ich: kaufen. Wer sich per E-Mail anmeldet, bekommt Bescheid, wenn der Shop öffnet und kann die limitierten Lacke kaufen.

4) Für nachhaltige Sonnengrüße
Die erste closed-loop Yogamatte ist da. Die hej-hej Matte ist von hinten bis vorne klimafreundlich und ressourcenschonend hergestellt. Benutzt wird Schaumstoff, der zu Hauf auf diesem Planeten vorkommt, produziert wird in Deutschland und wenn die Matte nicht mehr zu gebrauchen ist, wird sie recycelt und endet nicht als Müll in der Natur. Ein Euro jeder Matte geht an ein soziales Projekt und die Logos der Matte werden in einer Werkstatt von Menschen mit Leistungseinschränkungen aufgenäht. Chapeau!

5) Für wissbegierige Yogis
Yogalehrerin Wanda Badwal hat ihr erstes Buch veröffentlicht. „Yoga: die 108 wichtigsten Übungen und deren ganzheitliche Wirkung“ erklärt die Asanas Schritt für Schritt und geht außerdem auf deren ganzheitliche Wirkung ein. Das Buch ist ein tolles Nachschlagewerk für Yogalehrer aber auch für alle Schüler, die in Sachen Yoga etwas dazu lernen möchten und öfter mal eine Asana , eine alternative Position oder die Wirkweise einer Position nachschlagen möchten. Gerade dann empfehlenswert, wenn man öfter zuhause übt.

Yoga und Socken. Keine Liebe.

Es gibt so Dinge im Leben, die gehören einfach nicht zusammen. Die sind wie Feuer und Wasser. Socken und Yoga zum Beispiel. Die passen einfach nicht zusammen, da wird keine große Liebe draus. Mal abgesehen davon, dass ein Leben in Socken sowieso nervt – runter also mit den Fußkleidern während der Yogapraxis.

In der letzen Zeit tragen öfter mal Mädels in meinen Klassen Socken. Ich unterrichte meist Vinaysa Flow, das sind aktive Klassen. Ich komme aus dem Anusara und ich mag es, wenn Asanas richtig aufgebaut sind, ohne dabei zu akribisch zu werden. Kristin Rübesamen, Chefredakteurin bei Yoga Easy sagte einmal in einem Interview, dass man als guter Yogalehrer den Schülern zuerst auf die Füße schauen sollte. Das fand ich mega und ich hab’s mir in meinem kleinen Yogalehrerhirn festgetackert. Wenn man aber am Schüler runterschaut und Socken sieht, kommt man einfach nicht weit.

Was ist da los? Warum bloß Socken? Füße nicht gewaschen? Pediküre verpasst?
Nein, ernsthaft, die Yogapraxis macht wenig Sinn, wenn wir nicht zu 100% mit unseren Füßen arbeiten. Sie bilden die Basis und sind unser Fundament. Die Füße sind das Körperteil, das den Boden und somit die Erde berührt. Von hier unten aus baut sich alles nach oben auf. Außerdem lehrt uns Yoga „Saucha“ (eines der Niyamas), was wir mit Sauberkeit übersetzen können. Es gehört also auch zu unseren Aufgaben darauf zu achten, dass unsere Füßchen (und auch der Rest unseres Körpers) sauber sind. 

Und ich glaube auch gar nicht, dass die hübsch verpackten Füße ungewaschen sind. Neulich sagt eine tolle Schülerin, die die ganze Zeit mit Pilatessöckchen die Stunde mitgemacht hat, dass sich die Praxis zum ersten Mal gut angefühlt habe, weil sie nicht gerutscht sei. Au weia. Ich habe innerlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Zum einen: Wer an Händen und Füßen stark schwitzt, der sollte auf eine rutschfeste Matte achten. Am besten von Jade, Lotusrafts oder Hejhej-Mats. Dann ist das Problem ruckzuck gelöst, dafür müssen wir nicht unsere Füße verpacken. (Es gibt bald auch einen Artikel zu Yogamattenempfehlungen.)

Jetzt nicht falsch verstehen, ich mag Pilates, habe es in Dubai gemacht und komme leider in Deutschland zu wenig dazu. Aber ich habe das Gefühl, dass dieser Söckchenwahn etwas auf’s Yoga überschwappt und da hat er, ganz ehrlich, nix zu suchen. Wir brauchen zum einen die Bewegungsfreiheit der Zehen (ich weiß, das gewährleisten die Pilates Socken), und wir brauchen die Bodenhaftung. Die Fußmuskulatur soll während der Praxis arbeiten, wir wollen uns bewusst mehr erden und hier Kraft entwicklen. Zudem ist barfuß laufen richtig gut für unsere Gesundheit. Und so viele Gelegenheiten dazu haben wir in Deutschland leider nicht.

Kommt gerne zu Beginn der Stunde mit Socken an den Füßen, aber sobald es los geht und ihr in Bewegung kommt, zieht die Socken aus. In Stunden, in denen es um eure Ausrichtung geht und in allen fließenden Stilen wie Jivamukti, Vinyasa, Ashtanga & Co. Lasst sie beim Yin Yoga oder Yoga Nidra natürlich gerne an, damit ihr schön warm seid.

Ich wünsche mir Freiheit für Füße & Zehen – bitte, bitte, liebe Yogis zieht die Socken aus!

Riccarda Kolb: „So geht glücklich sein“ – Verlosung

Ein Blick ins Bücherregal der Lieblingsbuchhandlung zeigt: Es gibt viele Bücher über Krisen und Burn-Out. Vieles davon zieht noch mehr runter und vermittelt den Eindruck, man sei für immer krank. Es gibt wenige Bücher, die ein Stück weit dabei helfen aus dem Burnout heraus zu kommen und die vor Leichtigkeit und Lebensfreude strotzen. Riccarda Kolb ist Yogalehrerin, Stress-Präventions-Coach, Buch-Autorin, Besitzerin des Yoga-Studios karmakarma und hat nach ihrer eigenen Krise genau so ein Buch geschrieben. Darüber und wie wichtig Pausen und ein ehrliches „Nein“ sind, sprechen wir im Interview.

Liebe Riccarda, wie hat es sich angefühlt dein Buch „So geht glücklich sein – Wie ich aus dem Burnout in die Leichtigkeit des Lebens fand.“ zum ersten Mal in den Händen zu halten? Das muss doch ein wahnsinniges Glücksgefühl sein, oder? 
Ich war so aufgeregt als das Paket mit den ersten Büchern ankam, dass ich mir erst einmal, ohne ein Buch zu öffnen, eines in meine Tasche gesteckt habe und los spaziert bin. Ich wollte das Buch an einem ruhigen Ort öffnen und dabei ganz für mich sein. Ich habe mich auf eine Wiese gesetzt, das Buch geöffnet und Seite für Seite durchgeblättert. In dem Moment bin ich einfach nur durchgedreht vor Glück.
Ich war und bin so dankbar, dass meine Idee, die Menschen mit diesem Buch vor Burnout zu schützen oder während schwerer Zeiten wieder Freude in ihr Leben zu bringen, tatsächlich umgesetzt und zum Leben erweckt wurde. Das ist sooooo wundervoll!

Wie ist die Idee zu deinem Buch entstanden, was war der Antreiber? 
Die Entscheidung dieses Buch zu schreiben wurde durch meine Yogaschüler angestoßen. Da ich am Anfang der Yoga-Stunde immer etwas aus meinem Leben erzähle und darauf das Thema der Stunde aufbaut, haben sie gesagt, sie wollen so gerne „Riccarda-to-Go“, damit sie meine Geschichten, die sie so sehr inspirieren, immer wieder nachlesen können oder etwas von mir mit in ihren Urlaub nehmen können.
Und tatsächlich hatte ich mir während meines eigenen Burnnout vor vielen, vielen Jahren genau so ein fröhliches, aufmunterndes Buch gewünscht und nirgendwo gefunden. Damals hatte ich mir geschworen dieses Buch zu schreiben, wenn ich wieder die Kraft dafür habe.

Das Buch ist vollgepackt mit Ideen, die uns helfen mehr Leichtigkeit und Glück zu spüren. Wie ist dir selbst das gelungen und wie erinnerst du dich immer wieder daran?
Mein wichtigstes Tool ist es, mich jeden Abend still hinzusetzen und den Tag in Ruhe Revue passieren zu lassen. Ich sage „Danke“ für alle schönen Momente, Begegnungen und für alles was mir einfällt. Ich schaue mir auch in Ruhe an, was schwierig war und nicht so toll gelaufen ist. Ich finde es so wichtig, sich einen Moment der Ruhe für all das zu nehmen. Stille ist unser Ursprungszustand, er sorgt für Heilung. Bei mir sind es am liebsten 18 Minuten. Ich liebe diese Dauer. Sie lässt Raum zum Denken und Loslassen. Danach schlafe ich sehr entspannt – ohne den Tag mit ins Bett zu nehmen!

Was hat sich nach dem Burnout bei dir verändert? Wie sieht heuet ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Ich mache viel mehr Pausen als früher. Während des Tages, aber auch die Menge an Urlaub, die ich mir gönne, ist erheblich angestiegen. Mein Mann behauptet sogar, ich mache mehr Pausen als ich arbeite. Durch die Pausen arbeite ich effektiver.

Ich habe durch einen Arzt gelernt, dass man nach so einem Erschöpfungszustand besser auf sich aufpassen muss. Man heizt bildlich gesprochen mit geöffneten Fenstern. Man hat nicht mehr ganz die gleiche Kraft und Ausdauer wie vorher. Ich gehe also inzwischen viel liebevoller und achtsamer mit mir um. Und wenn ich müde bin, gibt es ganz einfach eine Pause. Und zwar so lange sie erforderlich ist.

Im Buch beschreibst du dich selbst als sensible Perfektionistin. Worauf sollten wir achten, wenn wir sehr sensibel, trotzdem aber kraftvoll und gleichzeitig noch perfektionistisch sind?
Wir müssen uns im „Nein“ sagen üben, im Grenzen setzen. Das Wort Nein ist ein ganzer Satz und endet mit einem Punkt. Nein. Egal ob es Menschen, Aufgaben oder Anforderungen sind. Wir müssen „Nein“ sagen, bevor sie quasi auf uns drauf sitzen. Wir brauchen gedanklich einen großen Abstand um uns rum. Ich ziehe mir jeden Morgen gedanklich meinen Schutzmantel über, so dass ich mich vor schwerer Energie schütze und aufpasse mit wem und mit welchen Dingen ich mich umgebe.
Um das zu lernen empfehle ich Vinyasa Yoga. Es baut zum einen Kraft auf und bringt uns dadurch bei wie wir uns schützen, und zum anderen folgt am Schluss der Stunde die pure Entspannung und Freude. Die optimale Mischung für sensible Perfektionisten.

Du hast irgendwann den Manager-Job an den Nagel gehängt, dich mehr aufs Yoga besonnen und ein eigenes Studio eröffnet. Wie war das fürs‘ Ego, das ja vorher immer höher, schneller, weiter wollte? 
Wenn ich an das Ego denke, habe ich immer zwei Formen meines Egos vor Augen. Das „gesunde Ego“ ist wichtig, um sich zu schätzen und gesund zu bleiben. Dieses Ego war hoch erfreut über meine Entscheidung den Power-Pfad zu verlassen. Ich wollte einfach nur wieder gesund sein und das Leben mit Leichtigkeit genießen. Mein „übersteuertes Ego“ wollte noch erfolgreicher werden, weiter powern und hat über meine Entscheidung ein Yogastudio zu eröffnen permanent den Kopf geschüttelt. Aber inzwischen sind beide Egos happy. Ich habe noch nie so viel Dankbarkeit wie nach einer Yogastunde von jemandem entgegengebracht bekommen. Das genieße ich sehr und mein Ego eins und zwei sind sehr glücklich darüber.

„Der Zustand des Glücks ist stärker als der Kampf um höher, besser, weiter. Und so viel schöner und gesünder.“

Für mich persönlich war es ein Riesenfortschritt mehr „Nein“ zu sagen. Auch das ist Thema in deinem Buch. Was rätst du Menschen, die sich damit besonders schwer tun? Warum ist ein „Nein“ so wichtig für uns und unser Wohlbefinden?
Ich schicke meine Kunden immer erst einmal für kleine Übungen in einen Lebensmittelladen. Sie bestellen an der Theke beispielsweise 100 Gramm Käse. Die Verkäuferin will ihnen 110 Gramm geben und sie sagen höflich und bestimmt: Nein. Diese banale, kleine Übung trainiert Dich für den Ernstfall, wenn Dein Kollege, Chef,Partner wieder mal zu viel von dir will und du bestimmt und klar antwortest. Nein. Du ergänzt kein aber und auch kein Nebensatz wird folgen. Du blickst Deinem Gegenüber in die Augen und wirst erstaunt sein, dass er das „Nein“ ohne wenn und aber akzeptiert. Ich konnte das wunderbar beobachten als ich nach meinem Burnout wieder zu L‘Oreal zurückkam. Ich definierte Grenzen, forderte weitere Mitarbeiter ein, ging pünktlich nach Hause. Und es passiert nichts von dem, was ich befürchtet hatte. Ganz im Gegenteil: meine Anerkennung stieg. Die wilde Wühlmaus, die ich früher war, die alles erledigt hatte, wurde immer ausgenutzt, aber mit dem Grenzen setzen, stieg die Achtung mir gegenüber. Hätte ich das nur früher gewusst.

Oft denken wir, wie kämen besonders weit, wenn wir viel machen. Im Buch schreibst du, dass das Geheimnis vielmehr in den „effektiven Pausen“ liegt. Wie können wir lernen mehr Pausen einzuhalten? 
Das Wichtigste ist, dass du verinnerlichst, dass du durch Pausen Zeit gewinnst und nicht verlierst. 15 Minuten Spaziergang an der frischen Luft – einmal vormittags, einmal nachmittags – fördern deine Konzentration und Kreativität. Danach arbeitest du besonders effektiv. Oder du stellst dich in die Yogahaltung des Baumes – 8 Atemzüge pro Bein – und du kannst die Prioritäten in Deinem Kopf wieder klar überblicken. Trage dir vor allem mindestens einmal pro Woche ein Date mit dir selbst in deinem Kalender ein. Ganz egal, ob du gemütlich zu Hause bist, zum Yoga oder ins Kino gehst. Es ist Deine Me-Time, du tust nur das was du willst.

Warum ist Schlaf so wichtig für ein gesundes Leben? 
Der Schlaf hilft uns zu regenerieren und wieder neue Kraft zu schöpfen. Deshalb setze ich mich vor dem Schlafen in Ruhe hin und lasse den Tag vor meinem inneren Auge Revue passieren  – angefangen am Anfang des Tages bis zum Abend (siehe oben). Es kommt dann alles noch einmal in meine Erinnerung was wichtig war – schöne und schwierige Momente. Dann brauche ich nicht den Schlaf, um alles zu verarbeiten, sondern ich schlafe wirklich um neue Kraft zu tanken und frisch aufzuwachen. Das ist ein ganz anderer Schlaf. als wenn du um 4 Uhr plötzlich aufwachst und Dir dann die Themen des vergangenen Tages im Kopf herum kreisen und du sie weder lösen noch schlafen kannst. Stille jeden Tag, mindestens 5 Minuten, ist der Schlüssel zum gesunden  Schlafen. Nenne es Verarbeiten oder Meditation, Hauptsache kein neuer Input!

Magst du deine liebste Meditation aus dem Kundalini mit den Lesern teilen? 
Da verweise ich gerne auf Seite 166 in meinem BuchJ

Wer oder was ist deine größte Inspiration? 
Der Fluss des Lebens. Ihn zu spüren und ihm zu Vertrauen ist mein Mantra und mein Anker.

Deine Lieblingsbücher? 
Ich liebe Kochbücher zum Einschlafen. Sie haben auf mich eine unglaublich beruhigende Wirkung.
Von meinen Yogalehrern bei Laughing Lotus New York habe ich mir abgeguckt, dass sie jeden Tag zum Aufstehen zwei Seiten aus einem inspirierenden Buch lesen, um in den Yogastunden etwas zu erzählen und nie auszulernen. Das sind bei mir Bücher über die Philosophie von Yoga, Ayurveda und vieles mehr.

Deine Vision? 
Wenn alle Menschen Yoga machen würden, wäre die Welt so viel besser!

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Gewinne ein Exemplar „So geht glücklich sein“ von Riccarda Kolb und lass dich von ihrer persönlichen Lebensgeschichte inspirieren. Kommentiere dazu einfach hier auf dem Blog oder auf Instagram, warum dich das Buch interessiert. Am Donnerstag, den 23.01.2020 wird der Gewinner per E-Mail benachrichtigt.
Wie immer gilt: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und der Gewinn kann nicht in bar ausgezahlt werden.

So geht glücklich sein. Wie ich aus dem Burnout in die Leichtigkeit des Lebens fand.
192 Seiten, Hardcover
Christian Verlag
19,99 Euro

KOLUMNE: Wie fühlt es sich an, wenn wir nur eine einzige Sache tun?

Mir ist in den letzten Wochen wieder einmal aufgefallen, wir sehr wir alle rasen, wie geschäftig wir sind und wieviel wir zu tun haben. Doch wo ist der Moment, wo wir inne halten, wo wir ganz konzentriert nur einer Tätigkeit nachgehen? Wenn es ein Ziel für 2020 gibt, dann lautet es ganz simpel: Eine Sache nach der anderen tun.

Die Menge an Aufgaben & To-Do’s

Auf dem Weg zum Supermarkt telefonieren wir und besprechen Termine. Während die Nudeln kochen, hören wir Podcast und schälen einen Apfel. Wenn Oma anruft, hängen wir die Wäsche auf und im Fahrstuhl schauen wir auf’s Handy und lesen Nachrichten. Wann tun wir eigentlich nur eine Sache? Ganz genau eine Sache? Wann kochen wir nur Nudeln und schauen den Nudeln zu? Wann sitzen wir auf dem Sofa und schauen einfach nur Löcher in die Luft?

Haben wir im überfüllten Alltag überhaupt noch die Möglichkeit inne zu halten und einer einzigen Tätigkeit nachzugehen? Ich finde es immens wichtig, dass wir uns immer wieder daran erinnern, aufmerksam eine Sache zu tun. Ja, das ist Achtsamkeit und viele reisen mittlerweile in ein weit entferntes Kloster, um genau das von Mönchen zu erlernen. Dabei scheint es doch ganz einfach, oder? Und das Schöne ist: Wir laden auf. Wenn wir nur eine einzige Sache tun, sind wir konzentriert, messerscharf fokussiert und wir brauchen nichts anderes, was noch dazu kommt.

Fünf Minuten jeden Tag

Wir alle lenken uns ständig ab, schieben Warnzeichen unseres Körpers weg und verdrängen, was das Zeug hält. Weil es erst mal einfacher erscheint, weil schnell weitermachen besser geht als in Ruhe rein spüren und alles einmal hochkommen lassen. Ich glaube fest daran, dass wir nur dann ein gesundes und glückliches Leben führen können, wenn wir uns ansehen, was da ist, was in uns brodelt und was betrachtet werden möchte. Auch wenn das lange dauert. Inne halten und konzentriert nur eine einzige Sache tun, ist ein langsamer Weg hin zu mehr Stille und zu mehr Achtsamkeit.

Vielleicht kannst du nur fünf Minuten jeden Tag nutzen, um nur eine einzige Sache zu tun. Vielleicht ist es die Meditation am morgen oder du kochst dir einfach einen Tee, schaust dem Wasser beim Kochen zu, gießt den Tee auf, wenn er fertig ist und setzt dich dann in Ruhe hin und trinkst (ja, richtig gelesen) einfach nur einen Tee. Du wirst sehen, wie erfrischt du dich danach fühlst und wie sehr das deine eigene Kreativität ankurbelt.

Denn das Tolle ist: Wir profitieren mächtig davon, wenn wir nur eine einzige Sache tun und wenn wir fünf Minuten am Tag die Pause-Taste drücken. Unser Gehirn erholt sich und wir tanken neue Energie, wir machen Raum für mehr Kreativität.
Manchmal kommen wir am besten weiter, wenn wir einfach eine Pause machen. Hör also auf bis spät in die Nacht zu arbeiten und verherrliche das viele Arbeiten nicht. Denn das ständige beschäftigt sein müssen, hat auch viel mit Vermeidung zu tun ;-)

Ich wünsche dir eine schöne Woche!

Liebe Grüße,
Simone