Es ist viel los im Netz und in den sozialen Netzwerken. Geht es nur mir so oder habe ich das Gefühl, dass wir mit kostenlosem Online-Yoga zugeschmissen werden? Bei allem Enthusiasmus: Yoga ist nicht wertlos, eine Stunde zu unterrichten ist Arbeit. Harte Arbeit. Yogalehrern geht es in Zeiten von Corona ganz schön an den Kragen. Auch Studios müssen schauen, wie sie diese Zeit überbrücken. Was wir tun können: Für das, was wir konsumieren, zahlen. Ganz einfach!
Online-Yoga – in Bewegung bleiben
Ich finde das Angebot gerade ist gigantisch und ich komme selbst kaum hinterher. Ich fühle mich fast schlecht, dass ich erst eine Onlineklasse (Yogaglo, Rod Stryker) von zuhause aus gemacht habe und ansonsten meiner eigenen Praxis gefolgt bin. Das mag zum einen daran liegen, dass ich eine stetige Praxis habe, zum anderen aber auch daran, dass es sich gerade gut anfühlt, das zu tun, was der Körper braucht. Meine Praxis ist gerade sehr ruhig, leise und nach innen gekehrt. Maren Brand schrieb in ihrem Newsletter so schön, dass wir auf den „inneren Lehrer“ vertrauen sollen. Das hat mich sehr abgeholt.
Die ganzen Online-Yoga Angebote haben natürlich ihr Gutes: Wir können mit Lehrern überall auf der Welt praktizieren. Sogar die Lehrer meines alten Studios in Dubai bieten Klassen an und das ist mega. Und wenn wir in Düsseldorf wohnen, können wir mit einem Klick vom Wohnzimmer aus, mit Lehrern in Berlin lernen. Und es ist wichtig, dass wir in Bewegung bleiben. Es hilft ungemein dabei, negative Gedanken zu vertreiben und Ängste erst gar nicht aufkommen zu lassen. Parallel bieten auch Marken und Organisationen Yoga-Klassen an. Nike stellt gerade ein ganzes Workout für umsonst zur Verfügung. Wichtig: Riesige Unternehmen können sich das leisten, kleine Studios und einzelne Lehrer können es nicht.
Auch Online-Yoga hat einen Wert
Es gibt also nur ein Problem an der Sache: Viele Klassen werden für umsonst angeboten. Damit wollen die meisten helfen und unterstützen, das verstehe ich sogar, tun aber leider das Gegenteil. Den meisten Yogalehrern brechen alle Einnahmen weg. Wenn Schüler sich dann zwischen 20 Angeboten entscheiden können und zehn davon sind komplett for free, wird es schwierig. Und was ich besonders bedenklich finde: Yoga unterrichten und die Arbeit eines Lehrers haben einen Wert. Als Lehrer zu unterrichten verlangt einem viel ab. Es sind nicht nur die 1,5 Stunden auf der Matte, jede Klasse benötigt auch Vorbereitung. Allein eine passende Playlist kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Das sollten wir nicht verschleudern. Und die Arbeit ist bei einer Online-Klasse nicht weniger. Und wir sollten an die denken, die davon leben müssen!
Unterstütze deine Lehrer und dein Studio
Neben den Lehrern müssen auch Yogastudios eine Zeit ohne Einnahmen überbrücken, die Miete der Räume läuft jedoch weiter und auch viele andere Kosten. Du unterstützt dein Studio sehr, wenn du auf deren Online-Angebot zurückgreifst. Und wenn du nach der Corona-Zeit wieder dort auf der Matte stehst (im wahrsten Sinne des Wortes;-). Ich verstehe auch das Bedürfnis helfen zu wollen, das habe ich auch! Ich biete zum Beispiel eine kleine Meditation auf Instagram for free an, um mit den Menschen in Kontakt zu blieben und zu wissen, was jeder einzelne benötigt. Und ich gehe in Kontakt mit alten Menschen, biete meine Hilfe zum Einkauf an etc. Es gibt viele Möglichkeiten. Hilfe geht nicht nur virtuell, auch noch teilweise im realen Leben.
Ich verstehe das Argument, dass auch bei anderen Berufsgruppen Einkommen weg brechen oder auf Kurzarbeit umgestellt wird und auch diese Menschen weiter Yoga machen wollen. Aber hey, stellen wir uns vor, dass würde ohne #stayathome passieren. Du würdest deinen Lehrer oder das Studio ansprechen und fragen, ob du mal umsonst mitmachen darfst. Was ich damit sagen will: Wer ernsthafte Probleme hat die roundabout zehn bis 15 Euro für eine Online-Stunde zu zahlen und dem Lehrer eine Message schickt, der wird sicher nicht vergrault. Es sind ja gerade die Lehrer, die knapp bei Kasse sind, ein (hoffentlich) großes Herz und dafür Verständnis haben.
Schenkt euch ein Lächeln!
Lasst uns achtsam darüber nachdenken, was wir jetzt als Lehrer anbieten. Und lasst uns als Schüler bitte nicht an zehn, 15 oder 18 Euro für eine Klasse sparen. Bleibe, so wie es für dich passt, an deiner Praxis dran. Und lebe Yoga auch abseits der Matte. Dreh dich nicht weg von den Menschen, denen du begegnest. Sicherheitsabstand hin oder her – lass ein Lächeln da! Ich vermisse meine Klassen und meine Schüler sehr und freue mich schon aufs Wiedersehen. Virtuell und live und in Farbe!